Verschreibungspflichtige und rezeptfreie Schmerzmittel
Körperliche Schmerzen sind eine unangenehme Sinneswahrnehmung. Sie werden durch Verletzungen oder eine Folge von Reizungen, die zu einer Gewebeschädigung führen können, verursacht. Auch Erkältungskrankheiten, Grippe oder Migräne verursachen Schmerzen. Mit Schmerzen signalisiert unser Körper uns, dass irgendetwas nicht stimmt. Mit einer gründlichen Diagnostik finden Ärzte i. d. R. die Ursache für den Schmerz und wählen eine geeignete Schmerztherapie aus.
Themenübersicht
Analgetika – Medikamente, die das Schmerzempfinden unterdrücken
Was sind Analgetika?
Analgetika (Singular Analgetikum von griech. algos = Schmerz) ist eine Bezeichnung für Schmerzmittel. Schmerzmittel wirken schmerzstillend, d. h. sie unterdrücken das Schmerzempfinden, ohne dabei andere Funktionen des zentralen Nervensystems zu beeinflussen.
Bei Analgetika werden, je nach Wirkungsweise, Wirkungsgrad und Nebenwirkungen, hauptsächlich 2 Gruppen unterschieden:
- opioide Schmerzmittel
- nichtopioide Schmerzmittel
Opioide Schmerzmittel
Opioide Analgetika sind Schmerzmittel, die aus Opium gewonnen oder synthetisch hergestellt werden. Sie haben morphinähnliche Eigenschaften und können auch eine euphorisierende und angstlösende Wirkung haben. Sie entfalten ihre Wirkung an den Opioidrezeptoren im zentralen Nervensystem. Ärzte setzen Opioide zur Behandlung starker Schmerzen ein, wie sie beispielsweise bei Krebserkrankungen, nach Operationen oder Unfällen auftreten.
Zu den hochpotenten Opiaten bzw. Opioiden, die stark zentral wirksam sind, gehören die Wirkstoffe:
- Buprenorphin
- Hydromorphon
- Levomethadon
- Morphin
- Oxycodon
Zu den schwach zentral wirksamen Analgetika gehören niederpotente Opiate bzw. Opioide, wie:
- Codein
- Tramadol
- Tilidin
Nichtopioide Schmerzmittel
Die nichtopioiden Analgetika wirken, indem sie die biochemischen Prozesse unterdrücken, die den Schmerz ausgelöst haben. Dies erfolgt durch die Hemmung des Enzyms Cyclooxygenase (COX).
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Nichtopioide Schmerzmittel wirken nicht nur schmerzlindernd, sondern auch fiebersenkend und entzündungshemmend. In Deutschland sind nichtopioide Analgetika in freiverkäuflichen Medikamenten enthalten.
Die rezeptfreien Analgetika dienen zur Linderung von leichten bis mäßig starken Schmerzen wie sie auftreten bei:
- Kopfschmerzen
- Migräne
- Menstruationsschmerzen
- Zahnschmerzen
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Durch ihre fiebersenkende Wirkung werden sie auch bei Erkältungsbeschwerden eingesetzt.
In der Tat zählen Schmerzmittel neben Erkältungsmitteln zu den umsatzstärksten Medikamenten, die frei verkäuflich sind:
Jeder Mensch wird mindestens einmal in seinem Leben Kopfschmerzen haben. Um eine symptomatische Behandlung durchzuführen, benötigt es jedoch keinen Arzt. Viele Analgetika sind in Apotheken frei erhältlich. Das erklärt, warum Schmerzmittel zu den häufigsten Mitteln der Selbstmedikation gehören.
Nichtsteroidale Antirheumatika
Zu den nichtopioiden Wirkstoffen gehört die Gruppe der nichtsteroidalen Antiphlogistika bzw. der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR). Die entzündungshemmenden Medikamente, leiten sich nicht von Sterinen ab. Sie hemmen beide Isoenzyme der Cyclooxygenase, COX-1 und COX-2. Bekannte Wirkstoffe sind Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen.
Aufgrund ihrer entzündungshemmenden Wirkung nutzt man NSAR nicht nur zur Behandlung von Kopf-, Regel- und Zahnschmerzen, sondern auch zur Therapie von entzündlichen und degenerativen Erkrankungen, wie rheumatoide Arthritis oder Arthrosen. Daher rührt auch ihr Name.
Acetylsalicylsäure wirkt darüber hinaus schwach dosiert antithrombotisch. Daher setzen Ärzte zur Vorbeugung eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls ASS ein.
Sonderfall Paracetamol
Auch Paracetamol gehört zu den nichtopioide Schmerzmitteln, ist jedoch im Gegensatz zu den NSAR kaum entzündungshemmend.
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Paracetamol setzen Ärzte bei leichten bis mittelstarken Schmerzen und Fieber ein. Die Wirkdauer ist mit 4 bis 6 Stunden recht kurz.
Darreichungsformen für Analgetika
Schmerzmittel sind in vielen verschiedenen Darreichungsformen je nach Art des Schmerzes unter anderem erhältlich als:
- Tabletten, wie Film-, Lutsch- oder Retardtabletten
- Suspensionen
- Granulate
- Zäpfchen
- Augentropfen
- Salben, Gele und Cremes
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Salben, Gele und Cremes wirken lokal. Daher setzen wir sie vor allem bei Sportverletzungen wie Prellungen, Verstauchungen und Zerrungen oder bei rheumatischen Beschwerden ein.
Nebenwirkungen von Schmerzmitteln
Schmerzmittel haben zum Teil schwerwiegende Nebenwirkungen. Dies betrifft auch die rezeptfreien nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR). Daher ist vor der Einnahme unbedingt die Packungsbeilage zu beachten und unter bestimmten Umständen sogar eine Zufuhr zu unterlassen.
Häufig treten bei der Anwendung von Schmerzmitteln Probleme im Magen-Darm-Bereich auf. Hierzu zählen:
- Blähungen
- Bauchschmerzen
- Durchfall
- Erbrechen
- Verstopfung
- Teerstuhl
Hinzu kommen zentralnervöse und psychiatrische Störungen wie Schwindel, Verwirrtheit, Angst, Euphorie oder Kopfschmerzen und Hautirritationen wie Juckreiz, Hautrötung und Hautausschlag.
Überdosierung und Missbrauch von Analgetika
Die unsachgemäße Einnahme von Schmerzmitteln hat gesundheitliche Folgen. Eine Überdosierung von opioiden Wirkstoffen ist lebensgefährlich. Es kann zu Atemlähmung, Kreislaufversagen und Koma führen. Beim übermäßigen Gebrauch von nichtopioiden Schmerzmitteln kommt es ggf. zu Magen- und Darmgeschwüren, Magen-/Darmblutungen oder Perforationen. Analgetika haben darüber hinaus das Potential Leber und Nieren zu schädigen.
Suchtrisiko von Analgetika
Ein Missbrauch von opioiden Schmerzmitteln birgt ein Suchtrisiko.
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V. geht davon aus, dass 1,4 bis 1,5 Millionen Menschen abhängig von Medikamenten mit Suchtpotenzial sind. Der Großteil ist von sogenannten Benzodiazepinen abhängig, das sind
verschreibungspflichtige Arzneimittel, die als Schlaf- oder Beruhigungsmittel zum Einsatz kommen. Bei Schmerzmitteln zeigt eine Untersuchung des Instituts für Therapieforschung (IFT), dass bei 8,7 % der deutschen Bevölkerung ein Missbrauch von Schmerzmitteln stattfindet und 3,4 % abhängig sind.
Analgetika bei Kindern
Schon gewusst?
Kinderärzte verschreiben Paracetamol und Ibuprofen für die Behandlung von Fieber und Schmerzen bei Kindern.
Acetylsalicylsäure kommt äußerst selten bei Kindern zum Einsatz. Bei fieberhaften Erkrankungen verursacht die Substanz in sehr seltenen Fällen das lebensgefährliche Reye-Syndrom. Daher empfiehlt sich die Gabe von ASS nur bei fieberfreien Zuständen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte lässt Acetylsalicylsäure für Kinder ab 6 Monaten zu. Allersdings ist die Gabe weder mit Zäpfchen noch in Säften möglich, sodass dieser Wirkstoff für Säuglinge und Kleinkinder eher ungeeignet ist.
Paracetamol gegen Schmerzen und Fieber bei Kindern
Für die Kleinsten ist Paracetamol das Mittel der Wahl. Es ist ohne Altersbeschränkung zugelassen und auch in Kombinationspräparaten mit Opioiden und nicht-steroidalen Antiphlogistika erhältlich. Gerade bei Säuglingen eignet sich die Gabe als Zäpfchen. Paracetamol wirkt überwiegend im zentralen Nervensystem. Es hat keine nennenswerte entzündungshemmende Wirkung.
Dosierung von Paracetamol bei Säuglingen und Kleinkindern
Kindesalter | maximale tägliche Dosiermenge |
Frühgeborene | 50 mg/kg Körpergewicht |
Säuglinge unter 6 Monaten | 75 mg/kg Körpergewicht |
Klein- und Schulkinder | 90 mg/kg Körpergewicht |
Paracetamol ist zudem bei schwangeren und stillenden Frauen das Mittel der Wahl zur Behandlung von Schmerzen und Fieber.
Ibuprofen gegen Schmerzen, Fieber und Entzündungen bei Kindern
Ibuprofen ist für Säuglinge ab dem 3. Monat zugelassen und bis zum 6. Monat verschreibungspflichtig. Als Saft ist der Wirkstoff ab dem 6. Monat rezeptfrei erhältlich. Es wirkt im selben Maß wie Paracetamol auf Schmerzen und Fieber ein. Zusätzlich hat Ibuprofen noch eine entzündungshemmende Wirkung. Allerdings sollten Sie Ihren Sprößling die Substanz nicht vor Operationen verbareichen, da sie die Blutgerinnung beeinflusst.
Im Vergleich zu Paracetamol ist Ibuprofen weniger toxisch. So fallen bei Überdosierung die Konsequenzen geringer aus.
Diclofenac gegen Schmerzen und Fieber bei Kindern ab dem 6. Lebensjahr
Diclofenac kommt bei Schmerzen oder Entzündungen zum Einsatz, die in Verbindung mit Verletzungen oder Erkrankungen des Bewegungsapparates sowie Rheumatismus stehen. Die Substanz ist in Tabletten, Kapseln, Injektionslösungen oder Zäpfchen enthalten. Allerdings fällt die Verträglichkeit schlechter aus als bei Ibuprofen.
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Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in Ihrer Apotheke.
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Stand vom: 09.02.2022
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit findet sich im Text die jeweils männliche Form bei Personenbezeichnungen. Es versteht sich jedoch von selbst, dass sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter beziehen.
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