Tablette

Häufigste Darreichungsform bei Medikamenten

Die Tablette ist nicht nur die bekannteste Darreichungsform von Medikamenten, sondern auch die, die Ärzte am häufigsten verordnen. Sie besteht aus einem Arzneiwirkstoff und Hilfsstoffen. Durch Pressdruck pressen Arzneimittelhersteller die als Granulat oder Pulver vorliegenden Wirkstoffe zu einer Tablettenform zusammen.

Inhaltsstoffe von Tabletten

Neben dem Wirkstoff bzw. einer Wirkstoffkombination setzen Hersteller häufig Hilfsstoffe bei. Zu diesen zählen:

  • Bindemittel: Diese sorgen für den Zusammenhalt des Granulats bzw. Pulvers und beeinflussen die Festigkeit einer Tablette. Sie unterscheiden sich in Trocken- und Feuchtbindemittel. Erstere sind Substanzen wie die oft zum Einsatz kommende mikrokristalline Cellulose oder Stärke. Letztere sind Stoffe wie Gelatine oder Stärkekleister.
  • Füllmittel: Wenn wir für die Medikation nur sehr geringe Wirkstoffmengen benötigen, wie es bei Hormonen oder Vitaminen der Fall ist, sorgen Füllmittel dafür, dass die Tablette die notwendige Größe erhält. Als Füllmittel nutzen Hersteller Mais-, Kartoffel- und Weizenstärke sowie Lactose. Auch Glucose, Mannitol, Sorbitol oder Saccharose kommen zum Einsatz. Insbesondere bei Lutschtabletten greift man auf die Zucker zurück.
  • Gleitmittel: Arzneimittelhersteller mengen Gleitmittel zum einen als Fließmittel bei, sodass die Masse bei der Herstellung besser in die Formen fließt. Zum anderen nutzen sie Gleitmittel in Form von Schmiermittel, damit die Tabletten besser aus der Matrize ausgestoßen werden. Und schließlich nutzen sie auch Formtrennmittel, welche das Kleben der Tablettenmasse an den Stempeln oder den Förmchen verhindert. Typische Gleitmittel sind Magnesiumstearat und Calciumbehenat.
  • Sprengmittel: Diese Hilfsstoffe verbessern das Verpressen zu haltbaren Tabletten und Gewährleisten, dass diese später im Magen-Darm-Trakt zerfallen. Zu den Zerfallsmitteln gehören u. a. Substanzen, die die Feuchtigkeit absorbieren und quellen sowie Substanzen, die unter Einfluss von Feuchtigkeit Gase entwickeln und aufbrausen. Häufige Sprengmittel sind Kartoffel- und Maisstärke, PVP und Magnesiumperoxid.

Vorteile und Nachteile von Tabletten

TABLETTEN
Die Tablette ist die am häufigsten angewendete Arzneimittelform. Ihre Einnahme und Dosierung ist äußerst einfach.

8 Vorteile der Tablette als Darreichungsform

1) Die Produktion von Tabletten ist einfach und schnell.
2) Sie lassen sich gut lagern und sind lange haltbar.
3) Eine hohe Stabilität der wirkenden Substanz ist gewährleistet.
4) Die Einnahme ist kinderleicht.
5) Die Dosierung des Wirkstoffes ist in allen Tabletten einer Sorte einheitlich. Dadurch ist es bei der Medikation einfacher, die optimale Menge einzunehmen.
6) Von manchen Arzneistoffen dürfen nur sehr geringe Mengen eingenommen werden, die schwer zu dosieren sind. In einer Tablette kann man entsprechende Füllstoffe hinzufügen und so ein leicht handhabbares Medikament herstellen.
7) Mit einer Bruchkerbe können Sie viele Tabletten halbieren und so genau die halbe Dosis einnehmen.
8) Hilfsstoffe können die Qualität der Tablette verbessern. So sorgen sogenannte „Sprengmittel“, wie Kartoffel- oder Maisstärke, dafür, dass die Tablette im Magen leichter zerfällt und die Wirkung schneller einsetzt.

Neben den vielen Vorteilen hat die Darreichungsform auch Nachteile. Nehmen Patienten die Tabletten beispielsweise ohne eine ausreichende Flüssigkeitsmenge ein, besteht die Möglichkeit, dass diese nicht rechtzeitig in den Magen gelangen, sondern im Rachen oder in der Speiseröhre hängen bleiben. Dies führt zu einem unangenehmen Fremdkörpergefühl.

Gerade Kindern oder älteren Menschen fällt das Schlucken einer Tablette schwer. Je größer die Tablette ist, umso weniger gelingt die Einnahme.

Arten von Tabletten

Tablette

Eine Sonderform stellen die Vaginaltabletten dar. Sie werden nicht oral eingenommen, sondern in die Scheide eingeführt.

Brausetabletten

Für viele ist das Schlucken einer Tablette unangenehm. Vor allem Kindern und älteren Menschen fällt diese Form der Einnahme schwer. Löst sich die Tablette hingegen in Wasser auf, ist die Verabreichung des Wirkstoffs ganz bequem mit dem Austrinken des Wasserglases möglich. Vielen Brausetabletten mengen die Hersteller Geschmacksstoffe bei, sodass der oft bittere Geschmack der Wirkstoffe nicht ins Gewicht fällt. Schmeckt das Wasser nach Himbeere oder Orange, nehmen vor allem Kinder die Medizin gut an.


Einnahme: nach Auflösen in einem Wasserglas trinken

Produktbeispiel: ADDITIVA® MULTIVITAMIN Mineral Mango Brausetablette

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Filmtabletten

Filmtabletten haben einen Überzug. Dieser hat mehrere Vorteile:

·         der Wirkstoff ist geschützt
·         das Schlucken des Medikaments ist einfacher
·         der Geschmack lässt sich mit dem Überzug verbessern
·         die Freigabe des Wirkstoffs ist mithilfe des Films reguliert


Zu einer Regulierung des Arzneistoffes kommt es, indem sich der Überzug erst bei dem richtigen pH-Wert seiner Umgebung auflöst. In diesen Fällen sprechen Experten von magensaftresistenten Filmtabletten.


Einnahme:  unzerkautes Schlucken


Produktbeispiel: Gingium® 120 mg Filmtabletten

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Mit den Filmtabletten eng verwandt sind Dragees. Sie verfügen jedoch nicht über eine Bruchrille und lassen sich daher nicht in gleiche Teile zerlegen. Traditionell verwenden Hersteller Zucker oder Zuckersirup als Überzug. Heute nutzt man jedoch auch andere Substanzen.

Kaubtabletten

Wenn große Mengen des Wirkstoffes verabreicht werden sollen, eignen sich Kautabletten. Diese zerkleinert der Patient bereits im Mund. Die Freisetzung des Wirkstoffes im Mundraum ist gewünscht beziehungsweise stellt für seine Wirkung kein Problem dar. Tabletten gegen Osteoporose, die sehr viel Calcium enthalten, verabreicht man beispielsweise als Kautablette. Auch viele Mittel bei Magen-Darm-Problemen sind als Kautabletten erhältlich.

 Einnahme: im Mund zerkauen

Produktbeispiel: Lefax extra® Kautabletten

Lutschtabletten

Mit Lutschtabletten ist es ebenfalls möglich, große Mengen eines Wirkstoffes aufzunehmen. Sie eignen sich vor allem dann, wenn der Wirkstoff direkt im Mund-Rachen-Raum zum Einsatz kommen soll, etwa bei Erkältungskrankheiten. Soll die Mundschleimhaut Wirkstoffe resorbieren, greift man ebenfalls zu Lutschtabletten. So gelangen die Substanzen schneller in die Blutbahn und der First-pass-Effekt, der durch die Resorption in der Leber auftritt, wird vermieden.

Einnahme: der Patient lutscht die Tablette bis zur vollständigen Auflösung wie ein Bonbon

Produktbeispiel: Dobendan® direkt Zuckerfrei

Retardtabletten

Retardtabletten setzen den Wirkstoff langsam und dosiert frei. Dadurch wird eine gleichförmige Dosierung über einen bestimmten Zeitraum gewährleistet. Es gibt 3 Arten der Wirkstofffreisetzung:

·         mit konstanter Geschwindigkeit
·         mit abnehmender Geschwindigkeit
·         mit verzögerter Freisetzung


Venenmittel sind häufig Retardtabletten.


Einnahme: unzerkaut mit etwas Flüssigkeit


Produktbeispiel: Aescusan® retard

Schmelztabletten

Schmelztabletten haben in der Regel keinen Überzug. Deshalb lösen sie sich rasch im Mund auf. Ein anderer Begriff für diese Tablettenform ist „Lingualtablette“. Sublingualtabletten legt der Patient zum Zergehen unter die Zunge. Der Wirkstoff gelangt so meist über die Zunge und die Mundschleimhaut in den Körper. Diese Form der Tabletten nutzen wir beispielsweise bei Angina-pectoris-Anfällen, um Nitroglycerin zu verabreichen.

Einnahme: im Mund zergehen lassen

Produktbeispiel: Imodium® akut lingual

Vaginaltabletten

In der Regel verabreichen wir Tabletten über den Mund. Eine Ausnahme bilden hingegen die Vaginaltabletten. Diese führen wir in die Scheide ein. Dort dienen sie oft der Behandlung der Vaginalflora. Daher enthalten sie meistens Milchsäurebakterien, Antimykotika oder antimikrobielle Wirkstoffe.

Einnahme: Einführung der Vaginaltabellte in die Scheide, oft mithilfe eines Applikators

Produktbeispiel: CLOTRIMAZOL AL 200 Vaginaltabletten


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Stand vom: 22.08.2022

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit findet sich im Text die jeweils männliche Form bei Personenbezeichnungen. Es versteht sich jedoch von selbst, dass sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter beziehen.

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