Rheuma

Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises

Fließende, reißende und ziehende Schmerzen am Stütz- und Bewegungsapparat, die mit funktionellen Einschränkungen verbunden sind und schubweise auftreten, bezeichnen Experten als Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises. Der Volksmund fasst die rund 200 Krankheiten unter der Bezeichnung Rheuma zusammen.

Rheumatismus: Sammelbegriff für mehr als 200 verschiedene Erkrankungen

Synonyme: Rheumatismus | Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises |  rheumatische Erkrankungen

Rheumatismus umfasst folgende Erkrankungen:

  • entzündliche Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen: rheumatoide Arthritis, Morbus Bechterew, Psoriasis-Arthritis, reaktive Arthritis, juvenile idiopathische Arthritis (entzündliche Erkrankung der Gelenke im Kindesalter unbekannter Ursache), Kollagenosen (Bindegewebserkrankungen), Vaskulitiden (entzündliche Gefäßerkrankungen), Granulomatose mit Polyangiitis (Systemerkrankung des Gefäßsystems)
  • degenerative Gelenk- und Wirbelsäulenveränderungen: Arthrosen, Sehnenscheidenentzündungen
  • entzündliche und nichtentzündliche Krankheiten der Weichteile: Fibromyalgie (Weichteilrheumatismus)
  • systemische Bindegewebs- und Gefäßerkrankungen: Kollagenosen
  • Manifestationen bestimmter Krankheiten des Stoffwechsels: Gicht, Hämochromatose (Eisenstoffwechselstörung)

Schon gewusst?

Am 12. Oktober findet jedes Jahr der Welt-Rheuma-Tag statt. An diesem Aktionstag werden weltweit verschiedene Veranstaltungen organisiert, um über rheumatische Erkrankungen zu informieren.

Häufigkeit von Rheuma

Laut der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e. V. leidet rund ein Viertel der deutschen Bevölkerung an Funktionseinschränkungen der Bewegungsorgane. Rund 10 Millionen haben chronische Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates, 7 Millionen schwere chronische Rückenschmerzen und 5 Millionen symptomatische Arthrosen. Rund 1,5 Millionen Menschen leiden in Deutschland an entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, auch 20.000 Kinder sind betroffen.

Rheuma

Ursachen rheumatischer Erkrankungen

Bei vielen rheumatischen Erkrankungen kommt es zu einer Störung des Immunsystems. Der Körper greift – wie bei der rheumatoiden Arthritis – die eigenen Strukturen an.

In Form der Kollagenosen können diese Autoimmunkrankheiten auch als systemische Erkrankungen auftreten. Hier wird nicht nur ein Organ oder eine Körperregion von der körpereigenen Abwehr angegriffen, sondern gleichartiges Gewebe in vielen verschiedenen Organen.

Risikofaktoren von rheumatischen Erkrankungen

Falsche Ernährungsgewohnheiten, wie etwa der Konsum von rotem Fleisch oder Kaffee fördern neben Übergewicht, Diabetes mellitus und Bewegungsmangel die Entstehung rheumatischer Erkrankungen. Als Risikofaktor gilt außerdem der Konsum von Zigaretten. Dieser verdoppelt das Risiko, an Rheuma zu erkranken, nachweislich. Auch Umweltfaktoren, wie eine hohe Feinstaubbelastung, tragen zur Entwicklung von Rheuma bei.

Risikofaktoren im Überblick

  • Diabetes mellitus
  • Übergewicht bis hin zu Adipositas
  • Bewegungsmangel
  • Ernährungsgewohnheiten wie Konsum von rotem Fleisch und Kaffee
  • Zigarettenkonsum
  • Umweltbelastungen wie Quarzstaub
  • Bluttransfusionen

Symptome: So vielfältig wie die Erkrankungen selbst

Knieschmerzen
Schmerzende Gelenke sind sehr häufig bei rheumatischen Erkrankungen.

Etwa 9 Millionen Menschen zeigen klassische Symptome wie steife Gelenke, schmerzende Knochen, Muskeln und Sehnen auf.

Aufgrund chronischer Entzündungen leiden Betroffene der gelenkbezogenen Formen unter:

  • Schmerzen
  • steife Gelenke
  • Schwellungen und Ergüsse
  • Gelenkzerstörung
  • Fehlstellungen
  • Funktionsverlust

Die Arthrose – der Gelenkverschleiß – tritt häufig im fortgeschrittenen Alter auf. Die Arthritis – die Gelenkentzündung – zeigt sich bereits zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr.

Schwerwiegende, oft lebensgefährliche Entwicklungen lösen chronische Entzündungen in verschiedenen Organen aus.

Symptome an Organen können sein:

  • Entzündung diverser Augenwandschichten
  • Bindegewebsvermehrung der Lunge
  • Herzbeutelentzündung
  • Rheumaknoten mit Hautdefekten, v. a. an Unterschenkeln und Fußrücken
  • Sicca-Syndrom, eine chronische Entzündung der Speichel- und Tränendrüsen

Exkurs: Rheumatoide Arthritis

Die häufigste Form von Rheuma ist die rheumatoide Arthritis. Etwa 0,5 bis 1 % der Bevölkerung leiden an dieser entzündlichen rheumatischen Erkrankung. Frauen sind bedeutend häufiger betroffen als Männer.

Häufig zeigen zunächst einige Fingergelenke eine länger als eine Stunde anhaltende Morgensteifigkeit auf. Später greift das Rheuma auf die übrigen Gelenke über, die sich stark verformen. Die Fingergrund- und die Fingermittelgelenke schwellen an, ein allgemeines Krankheitsgefühl mit Müdigkeit und Erschöpfung kommt hinzu.


Rheuma behandeln: Umfangreiche Therapiemaßnahmen nach Diagnose

Arzneimittel
Lebenslange Unterstützung durch Tabletten.

Rheuma ist keine Alterskrankheit. Diverse Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises zeigen sich bereits bei Kleinkindern. Wichtig ist eine frühzeitige Diagnose, da der Bewegungsapparat stark beeinträchtigt werden – und es in Bezug auf Organschäden sogar zu lebensbedrohlichen Situationen kommen – kann. Rheuma ist nicht heilbar, man kann jedoch versuchen, den Verlauf zu verzögern, die Schmerzen zu lindern und Gegenmaßnahmen zu ergreifen, um Folgeschäden zu vermeiden.

Ein Arzt wird u. a. aufgrund der Krankengeschichte, der Röntgenaufnahmen von Händen und Füßen sowie einer Blutuntersuchung die Diagnose stellen. Die Auswahl der Behandlungsmethoden ist abhängig von der genauen Diagnose.

Typische Grundbausteine der Behandlung sind:

  • medikamentöse Therapie wie nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR)
  • physikalische Therapie wie Krankengymnastik, Ergotherapie und Wärmetherapie
  • operative Therapie wie Entfernung der Gelenkschleimhaut, Gelenkprothesen

Medikamentöse Therapie bei Rheuma

Die medikamentöse Behandlung von gelenkbezogenem Rheuma wird aus der Verabreichung von Basismedikamenten und eventuell entzündungshemmenden sowie schmerzlindernden Präparaten bestehen.

Die sogenannten Basistherapeutika greifen direkt in den Verlauf der rheumatischen Erkrankung ein. Zu ihnen gehören Medikamenten mit den rezeptpflichtigen Wirkstoffen Methotrexat, Sulfasalazin und Chloroquin. Diese Präparate verhindern entzündliche Schübe und das Versteifen der Gelenke, wirken allerdings erst Wochen oder Monate nach der ersten Einnahme.

Daher werden sie durch Schmerzmittel wie die nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) ergänzt. Diese lindern die Symptome, wirken schnell und sorgen dafür, dass die Gelenke bewegt werden können. Auch Kortison wird vom Arzt bei akuten Krankheitsphasen verschrieben. Es wirkt entzündungshemmend. Schmerzmittel, die nicht entzündungshemmend wirken, können ebenfalls verordnet werden. Zu den nichtopioden Analgetika gehören Präparate mit dem Wirkstoff Paracetamol.

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Wenn die Behandlung mit klassischen Basismedikamenten keinen gewünschten Erfolg erzielt, setzen Ärzte TNF-alpha-Blocker, sogenannte Biologicals, ein. Diese haben eine immunsuppressive Wirkung. Daher führen sie zu einer höheren Infektanfälligkeit.

Pflanzliche Mittel bei Rheuma

Zur unterstützenden Behandlung der Gelenkbeschwerden können pflanzliche Präparate eingesetzt werden. Traditionell gelten Arnika, Brennnessel, Cayennepfeffer, Hagebutte, Teufelskrallenwurzel und Weihrauch als Rheumamittel. Daneben sind nahrungsergänzende Präparate mit Omega-3-Fettsäuren, Vitaminen, Mineralien, Carotinoiden und Bioflavonoiden sinnvoll.

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Physikalische Therapie bei Rheuma

Gymnastische Übungen
Gymnastische Übungen können bei rheumatischen Beschwerden sehr hilfreich sein.

Während eines akuten Krankheitsschubes hat die lokale Anwendung von Kälte sich als hilfreich erwiesen. Die Kryotherapie wirkt dem Entzündungsprozess an den betroffenen Gelenken entgegen, ist schmerzlindernd und beschleunigt Heilungsprozesse. Krankengymnastik, Physiotherapie und Ergotherapie verbessern die Beweglichkeit.

Weiterführende Informationen finden Sie unter: Arthritis | Arthrose | Gicht


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Stand vom: 10.10.2022

Text die jeweils männliche Form bei Personenbezeichnungen. Es versteht sich jedoch von selbst, dass sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter beziehen.

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