Spirulina

Protein- und Mineralstoff-reiches Nahrungsergänzungsmittel

Superfoods sind angesagt. Spirulina erobert derzeit als Nahrungsergänzungsmittel den Markt. Dem blau-grünen Pulver sagen Experten vielfältige Wirkungen nach. Doch was ist dran am neuen Wundermittel?

Spirulina: Eine Mikroalge?

Spirulina bildet mehrzellige, fadenförmige Protein-Strukturen.

Das Nahrungsergänzungsmittel Spirulina gewinnen wir weder aus Pflanzen noch aus Algen. Vielmehr handelt es sich um eine Gattung der Cyanobakterien, die sogenannten Arthrospira. Ursprünglich nahmen Wissenschaftler an, dass es sich bei den Cyanobakterien um Algen handele. Sie bildeten die Klasse der sogenannten Blaualgen. Daher verwundert es nicht, dass häufig von der „Mikroalge Spirulina“ die Rede ist. Doch mittlerweile wissen wir es besser.

Mit den Algen und Pflanzen gemein haben die meisten Cyanobakterien die Fähigkeit zur Photosynthese. Einige Cyanobakterien enthalten neben Chlorophyll auch den blauen Photosynthese-Farbstoff Phycocyanin. Daher kommt ihre blaugrüne Farbe.

Schon gewusst?

Cyanobakterien gab es bereits vor 3,5 Milliarden Jahren. Sie waren vermutlich an der Sauersoff-Anreicherung der Ur-Atmosphäre beteiligt.

Das Bakterium bildet mehrzellige, fadenförmige Protein-Strukturen. Die zylindrischen Zellen haben einen Durchmesser von 1 bis 5 μm und erreichen eine Länge von 1 bis 3 µm. Hintereinander angeordnet, ergeben sie eine stattliche Länge von etwa 0,5 mm. Die Erscheinungsform ist je nach pH-Wert des Wassers unterschiedlich.

Der natürliche Lebensraum sind alkalische Salzseen mit einem pH-Wert zwischen 9 und 11 sowie Süßwasser. Insbesondere in flachen, subtropischen bis tropischen Gewässern mit hohem Salzgehalt siedelt sich Spirulina an.

Für die Gewinnung des Nahrungsergänzungsmittels verwenden Hersteller die Cyanobakterien Arthrospira platensis und Arthrospira maxima.

Inhaltsstoffe von Spirulina

100 g getrocknete Spirulina liefern etwa 60 g Eiweiß. In diesen sind alle essentiellen Aminosäuren enthalten. Daneben ist der Anteil an Mineralstoffen sehr hoch.

Schon gewusst?

Zwar enthält Spirulina sehr viel Vitamin B12, davon verwerten unser Körper jedoch nur etwa 20 %. Daher stellt das Nahrungsergänzungsmittel keine Alternative zum Ausgleich des Vitamin-B12-Haushalts bei Veganern dar.

Datenquelle: U. S. Department of Agriculture (USDA)

Verwendung von Spirulina

Smoothie mit Spirulina
Grüner Smoothie mit Spirulina gilt als besonders gesund.

Spirulina bildet sich in Gewässern in Mittelamerika, Südostasien, Afrika und Australien. Tatsächlich nutzen Menschen Spirulina seit vielen Jahrhunderten als Nahrungsmittel. Die Kanembu stellen mit der „Spirulina-Alge“ eine Art Kuchen her. Für Dihe schöpfen sie die schaumartige Spirulinamasse aus dem Tschadsee und lassen es trocknen.

Schon gewusst?

1974 bezeichnete die Weltgesundheitsorganisation (WHO)  Spirulina als „Bestes Nahrungsmittel der Zukunft“. 2018 entwickelten Studenten der Technischen Universität Israel eine neue Falafel-Art, deren Basis Spirulina bildet. Die sogenannte Algalafel gewann den ersten Preis des Wettbewerbes des Europäischen Instituts für Innovation und Technologie.

Da sich Spirulina einer immer größeren Beliebtheit erfreut, bauen Produzenten die Kulturen mittlerweile an. Hierfür nutzten sie sowohl offene als auch geschlossene Aquakulturen mit einer Wassertemperatur um die 37 Grad Celsius. Das Wachstum der Cyanobakterien hängt von der zugeführten Menge Kohlenstoffdioxid ab. Sie pumpen die Kultur bei der Ernte entweder durch einen Filter oder durch eine Durchlaufzentrifuge. Heißluft oder Sonnenlicht trocknen im Anschluss die gewonnene Biomasse. Diese verarbeiten die Hersteller entweder zu Pulver weiter, schließen es in Kapseln ein oder pressen das Pulver zu Tabletten.

Spirulina ist als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Darüber hinaus verarbeiten Lebensmittelhersteller Spirulina auch in Lebensmitteln. So findet sich Spirulina platensis in Nudeln, Fruchtriegeln oder Getränkepulvern. Des Weiteren ist Spirulina mitunter in manchem Fischfutter und in Futtermitteln für Hunde sowie Katzen verarbeitet.  

In der Biotechnologie wird Spirulina als Biokatalysator in Fermentationsprozessen eingesetzt und zur Energiegewinnung verwendet.

Spirulina als Nahrungsergänzungsmittel

Spirulina ist auch in Form von Kapseln erhältlich.

Die “Spirulina-Alge” ist in folgenden Formen erhältlich:

  • Spirulina-Pulver
  • Spirulina-Kapseln
  • Spirulina-Tabs, Spirulina-Tabletten und Spirulina-Presslingen
  • Spirulina-Flocken

Schon gewusst?

Ein Esslöffel Spirulina eignet sich hervorragend, um den Eiweiß-Gehalt eines Smoothies zu erhöhen.

Was ist beim Kauf von Spirulina zu beachten?

Bevorzugen Sie Kulturen aus geschlossenen Systemen. Zuchtalgen sind i. d. R. nicht mit anderen Kulturen kontaminiert und gelten als sicher. Verwenden Sie keine Produkte aus Asien, da diese meist nicht schonend behandelt wurden und qualitativ daher schlechter sind. Außerdem ist die Gefahr höher, dass Produkte aus Asien eine unzulässige radioaktive Bestrahlung aufweisen.

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Wie gesund ist Spirulina?

Das Dessert mit Chiasamen, Heidelbeeren und Spirulina sieht äußerst lecker aus. Ist es tatsächlich so gesund?

Der „Spirulina-Alge“ werden viele positive Effekte unterstellt: Sie soll ein Jungbrunnen sein, beim Abnehmen helfen und das Immunsystem stärken. Vor allem eine positive Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System schreiben viele den Cyanobakterien zu. So sollen sich bei einer regelmäßigen Zufuhr Blutfettwerte verbessern und der Blutdruck senken.

Heilpraktiker empfehlen Spirulina als natürliches Mittel zum Entgiften. So sollen die Spirulina-Tabletten unter anderem bei Amalgam-Sanierungen unterstützen.

Die Forschung hierzu steckt noch in den Kinderschuhen. Keine der positiven Wirkungen ist bisher ausreichend nachgewiesen worden.

Die European Food Safety Authority (EFSA) stellte daher noch keinen Zusammenhang zwischen der Zufuhr von Spirulina und dem Erhalt eines normalen Blutglukosespiegels fest. Auch ein Einfluss auf den glykämischen Index sowie antioxidative Eigenschaften fallen augenscheinlich nicht auf.

Allerdings forschen Wissenschaftler auf diesem Gebiet viel. So gibt es laut der U. S. National Library of Medicine Hinweise darauf, dass Spirulina:

  • den Blutdruck senkt
  • Symptome bei Heuschnupfen bzw. allergischem Schnupfen mindert
  • die Leistungsfähigkeit beim Sport erhöht
  • bei Menschen mit Diabetes Typ II für einen niedrigeren Blutzuckerspiegel sorgt
  • die Cholesterinwerte positiv beeinflusst
  • psychische Beschwerden in den Wechseljahren mindert
  • Mundwunden reduziert
  • eine antivirale Wirkung hat

Hilft Spirulina beim Muskelaufbau?

Fitnessstudio
Bildquelle: bernardbodo – Getty Images Pro (Canva.com)

Spirulina enthält verhältnismäßig viel Eiweiß. Proteine sind für den Muskelaufbau unerlässlich. Allein der tägliche Bedarf an Eiweiß liegt bei normalgewichtigen Personen bei etwa 50 Gramm. Will man Muskeln aufbauen, erhöht sich der Bedarf an Proteinen. Rechnen Sie etwa mit 1,3 bis 1,5 g/kg Körpergewicht. Eine Spirulina-Tablette wiegt etwa 2 Gramm. In ihr sind 1,2 Gramm Eiweiß enthalten. Das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Wer Krafttraining betreibt hat andere Eiweißquellen: Neben Fleisch, Eiern, Milch und Milchprodukten sind dies vor allem Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse und Ölsamen.

Verursacht der Verzehr von Spirulina Nebenwirkungen bei Erkrankungen der Schilddrüse?

Für Personen mit einer Schilddrüsenüberfunktion sind Meeresalgen problematisch, da sie viel Jod enthalten. Da Spirulina jedoch in mineralstoffreichem Süßwasser gedeiht, findet sich kaum Jod in Spirulina-Präparaten. Daher können sie auch von Personen mit einer Erkrankung der Schilddrüse verzehrt werden.

Wer darf Spirulina nicht einnehmen?

Spirulina ist nicht geeignet für Personen mit Phenylketonurie. Menschen, die diese seltene genetische Störung aufweisen, sollten auf die Zufuhr von Spirulina verzichten, da diese die essentielle Aminosäure Phenylalanin enthält.

Es kann zu allergischen Reaktionen kommen. Stellen Sie diese bei sich fest, sollten Sie auf einen weiteren Verzehr verzichten.

Sind in Spirulina Schadstoffe enthalten?

Wenn die Kultur in einem offenen System heranwächst, kann es zur Kontaminierung mit anderen Cyanobakterien, Grünalgen oder diversen Bakterien kommen. Es können sogar Kleinstlebewesen enthalten sein. Diese Verunreinigungen weisen teils eine toxische Wirkung auf.

Frühere Untersuchungen wiesen eine Schwermetallbelastung durch verschmutztes Zuchtwasser auf. Neben Blei, Cadmium und Quecksilber fanden Laboranten auch Arsen in problematischer Konzentration vor.

Darüber hinaus wiesen sie hin und wieder zu hohe Mengen des krebserregenden aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) in Spirulina nach. Hier kam es wahrscheinlich zu einer Kontamination aufgrund einer unsachgemäßen Trocknung. Daher gibt es seit 2015 festgelegte PAK-Höchstwerte für Nahrungs­ergänzungsmittel mit Spirulina (VO (EU) 2015/1933).


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Stand vom: 09.06.2022

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit findet sich im Text die jeweils männliche Form bei Personenbezeichnungen. Es versteht sich jedoch von selbst, dass sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter beziehen. 

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