Chronisch-entzündliche Darmerkrankung
Ein Leben mit Morbus Crohn heißt: Ein Leben mit Bauchschmerzen und Durchfall. Die Ursachen der Darmerkrankung sind noch nicht gänzlich geklärt, eine Heilmethode gibt es nicht. Die Therapie besteht darin, die Beschwerden bei akuten Schüben zu mindern und die Zeiten zwischen den aktiven Phasen zu verlängern.
Themenübersicht
Entzündungen des Magen-Darm-Traktes

Morbus Crohn ist eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, die den gesamten Magen-Darm-Trakt von der Mundhöhle über die Speiseröhre bis zum After betreffen kann. Häufig liegt die Entzündung im Dünndarm bzw. im Übergangsbereich zwischen Dünn- und Dickdarm. Es können mehrere Abschnitte gleichzeitig betroffen sein. Mediziner sprechen dann von einem segmentalen, diskontinuierlichen Befall.
In Deutschland leiden rund 165.000 Menschen an Morbus Crohn. In den vergangenen Jahrzehnten hat die Häufigkeit der Erkrankung zugenommen. Manche Mediziner gehen aber davon aus, dass die Diagnose heutzutage nur öfter gestellt wird, da die medizinische Ausstattung dafür besser geeignet ist. Männer und Frauen sind gleichermaßen häufig betroffen und die Diagnose findet besonders bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen statt.
Schon gewusst?
1932 beschrieben der US-amerikanische Magen- und Darmspezialisten Burrill Bernard Crohn (1884–1983) und seine Kollegen Leon Ginzburg und Gordon Oppenheimer das Krankheitsbild erstmals. Er benannte die Darmerkrankung zunächst Ileitis terminalis und später Ileitis regionalis. Doch Kollegen gaben der Erkrankung seinen Namen.
Ursachen von Morbus Crohn

Noch immer ist die Ursache von Morbus Crohn in Gänze nicht geklärt. Allerdings herrscht weitestgehend der Konsens, dass die Crohn-Krankheit eine Autoimmunerkrankung ist. Schließlich schädigt eine Immunreaktion gegen die kommensale Darmflora die Darmschleimhaut.
Es gibt viele Hinweise darauf, dass die narbenbildende Enteritis auf eine Veränderung der Darmbakterien und/oder eine unzureichend funktionierende Dünn-Darm-Schleimhaut zurückzuführen ist.
Rund die Hälfte aller Patienten weisen bestimmte Veränderungen an der Erbanlage auf. Das mutierte Gen NOD2/CARD15 auf Chromosom 16 etwa ist für Bestandteile von Immunzellen wichtig, die in der Darmschleimhaut vorkommen. Dies könnte unter Umständen die gestörte Barrierefunktion der Darmschleimhaut erklären. Eine intakte Darmbarriere verhindert, dass Bakterien aus dem Darm in die Darmwand gelangen. Überwinden Bakterien jedoch das Hindernis und dringen in die Darmwand ein, werden sie von der körpereigenen Abwehr als feindliche Substanz ausfindig gemacht und bekämpft. Die eigentlich ungefährlichen Bakterien lösen somit die Aktivierung verschiedener Entzündungszellen aus, sodass es zur Darmentzündung kommt.
Neben erblichen Faktoren können gegebenenfalls folgende Einflüsse das Risiko an Morbus Crohn zu erkranken, erhöhen:
- Nikotinkonsum
- eine zuckerreiche Ernährungsweise und die Bevorzugung von „Industrienahrung“ wie Fast Food, Fertiggerichte und Frittiertes
- häufige Behandlung mit Antibiotika in der Jugend
- Zusammensetzung der Darmflora
- übertriebene Hygiene
Psychische Ursachen können hingegen ausgeschlossen werden. Seelische Belastungen wirken sich lediglich verstärkend aus. In jedem Falle wird der Verlauf der Krankheit durch Bakterien (Mycobacterium avium subsp. Paratuberculosis kurz MAP) und Viren beeinflusst.
Hinweis zum Zigarettenkonsum
Rauchen erhöht nicht nur das Risiko, an Morbus Crohn zu erkranken, es sorgt auch für einen schwerwiegenderen Verlauf! Die Entzündung bricht bei Rauchern bedeutend häufiger wieder aus.
Unser Lesetipp zur Raucherentwöhnung: Wie kann ich mit Rauchen aufhören?
Symptome erkennen: Beschwerden bei Morbus Crohn
Die klassischen Beschwerden, über die Menschen mit Morbus Crohn klagen, sind:
- starke Bauchschmerzen
- häufiger, schleimig-blutiger Durchfall
- Übelkeit und Erbrechen
- ungewollter Gewichtsverlust
- Fieber
- Appetitlosigkeit
- Fisteln und Abszesse
- durch Blutungen bedingter Mangel an Eisen und Zink
Neben den genannten Beschwerden führt Morbus Crohn zu Veränderungen, die sich nicht auf den Magen-Darm-Trakt beziehen. Besonders häufig treten Gelenkveränderungen wie Arthritis oder bestimmte Hautveränderungen auf.
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Folgeerkrankungen bei Morbus Crohn

Bei Morbus Crohn kann es zu Folgeerkrankungen kommen, wie:
- Darmverschluss
- Gallensteinen
- Osteoporose
- Harnsteinen
Das Krebsrisiko ist zudem erhöht.
Diagnose von Morbus Crohn
Eine sichere Diagnose erfordert die Magen-Darm-Spiegelung durch einen Facharzt für Magen-Darm-Krankheiten, einem Gastroenterologen. Dabei wird auch eine kleine Gewebeprobe entnommen und histologisch begutachtet. Zudem werden Ultraschall und bestimmte Laborwerte ermittelt.
Auch während dem Krankheitsverlauf müssen regelmäßig Kontrolluntersuchungen stattfinden. Der Gastroenterologe muss exakt informiert sein, um Morbus Crohn nicht mit einer ähnlichen chronisch entzündlichen Darmerkrankung wie der Colitis ulcerosa oder anderen Erkrankungen zu verwechseln.
Morbus Crohn versus Colitis ulcerosa
Colitis ulcerosa ist wie Morbus Crohn ebenfalls eine chronisch entzündliche Darmerkrankung. Allerdings liegt die Entzündung ausschließlich im Dickdarm. Betroffen ist die Darmschleimhaut.
Behandlung von Morbus Crohn
Morbus Crohn ist nicht heilbar. Spezielle Medikamente dämmen Entzündungen ein und mildern die Beschwerden. In vielen Fällen schließt sich eine Langzeittherapie an. Ziel ist es, die beschwerdefreien Zeiten zu verlängern und einen erneuten Schub zu verhindern. Sehr selten kommt es zu einer Operation.
Medikamentöse Therapie im akuten Entzündungsschub
Die Schubtherapie dient der Verminderung der akuten Symptome. Bei geringer Aktivität reicht oft eine symptomatische Therapie aus, bei der Mittel gegen Schmerzen, Bauchkrämpfe und Durchfall verabreicht werden.
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Die Lebensmittel, die der Betroffene nicht gut verträgt, meidet er künftig. Es kommt auch eine lokale, entzündungshemmende Therapie mit Kortison-Präparaten infrage. Wirkstoffe sind hier Budesonid und Sulfadalazin. Das Kortison verhindert eine Überreaktion des Immunsystems.
Daneben werden bei mäßiger Aktivität systemische – d. h. im gesamten Körper wirksame – Kortisonpräparate verabreicht. Bei bakteriellen Begleitinfektionen helfen Antibiotika. Bei einer starken Aktivität kann es zur Gabe von Antikörpern gegen Entzündungsfaktoren (TNF-Antikörper) kommen.
Spezielle Ernährung während des akuten Schubs
Zusätzlich wird eine spezielle Ernährungstherapie angewendet. Für die Ruhigstellung des Magen-Darm-Trakts wird eine enterale Ernährung mit Astronautenkost durchgeführt. Die ballaststofffreie Kost lindert während eines akuten Schubs die Beschwerden. Bei einem besonders schweren EntzündungsSshub kommt auch eine Sondenernährung infrage. Nur in wenigen Fällen ist eine parenterale Ernährung über das Blutgefäßsystem notwendig.
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Langzeittherapie bei Morbus Crohn
Zur Remissionserhaltung sind neben einer ausgewogenen gut verträglichen Ernährungsweise bestimmte Medikamente wichtig. Dazu gehören Medikamente, die verhindern, dass das Immunsystem überreagiert: Immunsuppressiva wie Azathioprin, 6-Mercaptopurin oder Methotrexat.
Operation
Wenn Medikamente langfristig keinen Erfolg bringen oder Komplikationen und Folgeerkrankungen wie Fisteln, Abszesse oder ein verengter Darmbereich (Stenose) vorliegen, muss der betroffene Darmabschnitt operativ entfernt werden.
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Stand vom: 04.11.2020
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit findet sich im Text die jeweils männliche Form bei Personenbezeichnungen. Es versteht sich jedoch von selbst, dass sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter beziehen.
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