Glukokortikoide

Neurodermitis

Die Hormone aus der Nebenniere

Glukokortikoide – die Steroidhormone aus der Nebenniere spielen eine wichtige Rolle in vielfältigen Stoffwechselprozessen. Als Medikament werden sie v. a. bei Entzündungen und autoimmunen Erkrankungen eingesetzt.

Glukokortikoide: An Stoffwechselprozessen beteiligte Hormone

Glukokortikoide (auch Glukocorticoide) sind Hormone, die unser Körper natürlicherweise in der Nebennierenrinde bildet. Sie zählen zu den Corticosteroidhormonen und sind an verschiedensten Stoffwechselvorgängen des Körpers beteiligt. Sie unterstützen beispielsweise den Glucose-Stoffwechsel, woher auch der Name dieser Stoffe rührt.

Schon gewusst?

Der Name “Glukocorticoide” weist einerseits auf den Entstehungsort dieser speziellen Steroidhormone hin und zum anderen auf ihre Wirkung. Der lateinische Begriff für “Nebennierenrinde” lautet “Cortex glandulae suprarenalis” und die Wirkung ist die Beeinflussung des Glukosestoffwechsels.

Arten von Glukokortikoide

Die im Körper vorkommenden Glukokortikoide sind Cortison und Cortisol. Cortison ist im Prinzip die inaktive Form von Cortisol. Im menschlichen Organismus hat es viele verschiedene Aufgaben:

  • mobilisiert Energiereserven
  • bewirkt den Abbau von Eiweiß
  • sichert die Herzkreislauffunktion
  • steuert den Wasser-Elektrolyt-Haushalt
  • verlangsamt die Zellteilung
  • unterdrückt allergische Prozesse

Daher nutzen Ärzte Cortison in der Therapie.

Auch Cortisol (bzw. Hydrocortison) übernimmt im Körper lebenswichtige Aufgaben. Der Cortisol-Spiegel steigt in Stresssituationen an. Das Stresshormon fördert den Abbau von Eiweiß und stellt dem Körper dadurch Glukose zur Verfügung. Auch in anderen Stoffwechselvorgängen ist das Steroidhormon eingebunden. So unterstützt es bei der Knochenbildung und beeinflusst den Fettgewebsstoffwechsel.

Synonyme: Kortisol | Hydrokortison | Hydrocortison | 11β-Hydroxycortison | 11β,17,21-Trihydroxypregn-4-en-3,20-dion

Medizinisch eingesetzt, blockiert Cortisol entzündliche und immunologische Prozesse. Es drosselt die Produktion von Prostaglandin und unterdrückt die Immunreaktion.

Cortison und Cortisol gehören zu den natürlichen Glukokortikoiden. Darüber hinaus stellen Pharmazeuten eine ganze Reihe von synthetischen Glukokortikoide für die medikamentöse Therapie chemisch her. Zu ihnen zählen die halogenierten und die nicht-halogenierten Glukokortikoide.

Übersicht über Glukokortikoide

Natürliche Glukokortikoide

  • Cortison
  • Cortisol

Synthetische Glukokortikoide

Halogenierte Glukokortikoide

  • Amcinonid
  • Alclometason
  • Beclometason
  • Betamethason
  • Clobetason
  • Clobetasol
  • Cloprednol
  • Clocortolon
  • Dexamethason
  • Desoximetason
  • Diflucortolon
  • Flupredniden
  • Fluocinolon
  • Fluocortolon
  • Flumethason
  • Halometason
  • Halcinonid
  • Mometason
  • Triamcinolon

Nicht-halogenierte Glukokortikoide

  • Budesonid
  • Methylprednisolon
  • Prednicarbat
  • Prednison
  • Prednisolon
  • Rimexolon

Anwendungsgebiete von Glukokortikoiden

Als Wirkstoffgruppe kommen die Glukokortikoide beispielsweise bei der medikamentösen Behandlung von Entzündungen, Allergien, Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose oder entzündlich-rheumatischen Erkrankungen zum Einsatz.

Weitere Anwendungsgebiete sind Asthma, ein akuter Hörsturz sowie nicht durch Krankheitskeime verursachte Entzündungen des Verdauungstraktes. Hierzu zählen z. B. Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.

Anwendungsgebiete von Glukokortikoiden

Das Spektrum des therapeutischen Einsatzes von Glukokortikoiden ist breit und reicht von notfallmäßigen Akutbehandlungen bis zu einer Dauertherapie chronischer Erkrankungen. Typische Einsatzgebiete sind:
– Allergien
– Autoimmunerkrankungen
– Entzündungen
– Asthma bronchiale
– Neurodermitis
– Hörsturz
– Morbus Crohn
– Colitis ulcerosa
– Tumortherapie

Alle Glukokortikoide, die in Arzneimitteln Verwendung finden, stammen von dem körpereigenen Hormon Kortison ab. Folgende Wirkstoffe zählen dazu:

  • Bethason
  • Dexamethason
  • Hydrocortison
  • Methylprednisolon
  • Prednisolon
  • Triamcinolon

So verschieden wie die Einsatzgebiete, so vielfältig sind die Darreichungsformen. So kommen Glukokortikoide sowohl äußerlich in Form einer Creme oder Salbe zur Anwendung (z. B. bei einem akuten Schub einer Schuppenflechte), als auch innerlich als Tablette, Infusion, Injektion oder Inhalat.

Wirkungsweise von Glukokortikoiden

Asthma bronciale
Bei Asthma helfen Glukokortikoide.
Bild: New Africa – stock.adobe.com

Bei einer Entzündung werden aus den Körperzellen Entzündungs- und Immunbotenstoffe freigesetzt. Diese lösen im Gewebe die typischen Symptome einer Entzündung aus. Hierzu zählen klassischerweise Rötung, Erwärmung, Schwellung und Schmerz. Glukokortikoide sollen sowohl die Botenstoff-Freisetzung blockieren, als auch deren entzündungsauslösenden Effekt im Gewebe hemmen. Sie wirken dadurch nicht nur entzündungshemmend, sondern auch antiallergisch, antirheumatisch oder immunsuppressiv (dämpfend auf das Immunsystem). Darüber hinaus nehmen Experten an, dass Glukokortikoide das Wachstum von Tumoren bei Krebserkrankungen unterdrücken.

Schon gewusst?

Glukokortikoide spielen in der Therapie von schwerwiegenden oder akut lebensbedrohlichen Krankheitszuständen eine große Rolle. Notärzte setzen sie bei einem allergischen Schock oder schwerwiegenden Schwellungen, die die Atemwege verlegen und so zum Ersticken führen, ein. Intravenös injiziert, erzielen sie schnell ihre Wirkung. Aber auch bei ernsthaften chronischen Erkrankungen, wie einem Tumorleiden, greifen Ärzte auf Cortisonpräparate zurück. So reduzieren diese bei der Durchführung einer Chemotherapie als Begleitmedikament die Auftretenshäufigkeit von Erbrechen. Ein wichtiger Punkt ist allerdings auch bei Krebserkankungen der abschwellende Effekt. Bei vielen Tumoren reagiert das Umgebungsgewebe im Verlauf mit Schwellungen, die zu vielfältigen Komplikationen wie Luftnot, Schmerzen und Beeinträchtigungen von Nerven führen. Durch die Gabe von Glukokortikoiden schwillt das Gewebe ab und die Beschwerden reduzieren sich.

Um ihren entzündungshemmenden Effekt zu entfalten, durchdringen Glukokortikoide die Zellwand und binden sich an einen passenden Rezeptor in der Zelle. Dadurch bildet sich ein Komplex aus Wirkstoff und Rezeptor. Dieser wandert in den Zellkern. Dort setzt er sich auf bestimmte Abschnitte der DNA, wodurch er die Entstehung vieler Eiweiße beeinflusst – auch solcher, die für die Entstehung von Entzündungen eine wichtige Rolle spielen.

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Nebenwirkungen von Glukokortikoiden

Die möglichen Nebenwirkungen von Glukokortikoiden sind vielfältig.

Glukokortikoide greifen in den Eiweiß-, Knochen- und Zuckerhaushalt ein. Über einen längeren Zeitraum und in hohen Dosen eingenommen, haben sie Nebenwirkungen wie einen erhöhten Blutzuckerspiegel oder Osteoporose zur Folge. Bei einem Glukokortikoid-Überschuss über einen längeren Zeitraum besteht zudem ein erhöhtes Risiko für die Entstehung eines Morbus Cushing. Zu den Symptomen dieser Erkrankung zählen neben Osteoporose ein Vollmondgesicht, eine Verfettung am Rumpf und eine Muskelschwäche. Außerdem erschweren Glukokortikoide den Immunzellen die Aufnahme lebenswichtiger Substanzen. Dadurch schwächen sie bei einem dauerhaften Einsatz die Abwehrkräfte.

Achtung: Medikamenteneinnahme beim Absetzen ausschleichen

Da Glukokortikoide an unterschiedlichsten Vorgängen im Körper beteiligt sind, sind die möglichen Nebenwirkungen vielfältig und fallen teils sehr schwerwiegend aus. Da durch eine künstliche Hormongabe die körpereigene Produktion dieses Stoffes über Regelkreise heruntergefahren wird, ist auch bei einem Absetzen der Präparate Vorsicht geboten. Brechen Sie daher eine Glukokortikoid-Therapie niemals plötzlich ab. Senken Sie stattdessen die Dosierung über einen längeren Zeitraum hinweg, bis Sie das Präparat schließlich komplett absetzen. Durch dieses langsame Ausschleichen stellen Sie sicher, dass die Nebennierenrinde nach der Beendigung der Therapie die Produktion von Kortison wieder übernimmt und dem Körper ausreichend zur Verfügung steht.

Wechselwirkungen von Glukokortikoiden

Bei der Verwendung von Glukokortikoid-Präparaten kommt es zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten bzw. verstärken sich deren Nebenwirkungen. So besteht bei der gleichzeitigen Einnahme von Glukokortikoiden und nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Blutungen oder Geschwüren im Magen-Darm-Trakt. Zu den NSAR gehören beispielsweise Ibuprofen, Diclofenac oder Naproxen.


Unsere Seiten dienen lediglich Ihrer Information und ersetzen nicht die Diagnose und Behandlung durch den Arzt.

Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in Ihrer Apotheke.

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Stand vom: 04.05.2022

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit findet sich im Text die jeweils männliche Form bei Personenbezeichnungen. Es versteht sich jedoch von selbst, dass sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter beziehen. 

Bild: Miljan Zivkovic – Getty Images

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