Unsere Ahnen benannten die Heilpflanze entsprechend ihrer Heilwirkung: Sie tat den Beinen gut („well“). Der Beinwell unterstützt die Wundheilung und wurde im Mittelalter sogar bei Knochenbrüchen eingesetzt. Auch heute noch nutzen wir die Pflanze zur unterstützenden Behandlung bei Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen.
Themenübersicht
Beinwell im Pflanzen-Porträt
Beinwell wurde schon in der Antike geschätzt. In mittelalterlichen Kräuterbüchern findet er häufig Erwähnung als Mittel zur Behandlung von Knochenbrüchen und Wunden. In der Volksmedizin galt er als „Knochenheiler“ und wurde oft in sogenannten „Knochenpulvern“ verwendet. Besonders in der keltischen und germanischen Heiltradition nahm Beinwell einen wichtigen Platz ein.
Steckbrief
Botanischer Name | Symphytum officinale |
Pflanzenfamilie | Rauhblattgewächse (Boraginaceae) |
Synonyme | Arznei-Beinwell, Beinwurz, Bienenkraut, Bienenwurz, Echter Beinwell, Gemeiner Beinwell, Gemeiner Wallwurz, Gewöhnlicher Beinwell, Glotwurzel, Grosse Wallwurz, Hasenbrot, Hasenlaub, Himmelsbrot, Honigblum, Komfrei, Kuchenkraut, Milchwurz, Schadheilwurzel, Schmalwurz, Schwarzwurz, Soldatenwurz, Soldatenwurzel, Speckwurz, Wallwurz, Wilder Comfrey, Wilder Komfrey, Wottel, Wundallheil, Wundschad |
Wirkung | beruhigend, blutbildend, blutreinigend, blutstillend, entzündungshemmend, erweichend, kühlend, lindernd, wundheilend, schmerzstillend |
Verwendung als Heilkraut | Durchblutungsstörungen, Gelenk- und Muskelbeschwerden (Arthritis, Arthrose, Gicht, Ischias, Rheuma, Schleimbeutelentzündung, Sehnenscheidenentzündung, Muskelkater), Wundheilung (Hämatome, Knochenbrüche, Quetschungen, Prellungen, Narbenschmerzen) |
Der Beinwell (Symphytum) ist eine Gattung der Raublattgewächse mit rund 40 Arten. Medizinische Verwendung findet vor allem der Echte Beinwell (Symphytum officinale). Dieser wächst als sommergrüne und ausdauernde krautige Pflanze. Er erreicht eine Wuchshöhe von 30 bis 60 Zentimetern, gelegentlich auch bis zu einem Meter. Die gedrungenen, purpur-braunen Hauptwurzeln wachsen weit in die Tiefe. Der Stängel ist behaart. Die großen ei- bis lanzettförmigen Laubblätter erreichen eine Länge von teils 60 Zentimetern und eine Breite von bis zu 20 Zentimetern.
Die Blüten sind entweder gelblich-weiß oder violett bis purpurfarben. Sie stehen meist in beblätterten, reichblütigen Doppelwickeln zusammen. Aus ihnen entwickeln sich Klausenfrüchte.
Oft stehen mehrere Pflanzen zusammen. Die Blütezeit reicht von Mai bis Oktober.
Inhaltsstoffe im Beinwell

Zu den Inhaltsstoffen zählen Allantoin sowie Schleim- und Gerbstoffe, ätherisches Öl, Alkaloide, Asparagin, Cholin, Flavonoide, Harz, Kiesel- und Rosmarinsäure. Die frischen Beinwellblätter sind Protein-reich. Das Eiweiß lässt sich sehr gut von unserem Körper verwerten.
Tierversuche zeigten, dass Alkaloide krebserregend sind. Daher ist der Verzehr in hohen Mengen nicht anzuraten.
Verwendung von Beinwell
Merke
Die Beinwellblätter sind zum Verzehr lediglich in geringen Mengen geeignet. Ein vermehrter Konsum an frisch gepflückten Blättern wirkt lebertoxisch.
Die frischen Blätter lassen sich ähnlich wie Borretsch als Zutat in einem Salat nutzen. Herzhafte Eierkuchen machen sich mit zerhackten Beinwellblättern als Zutat gut. Allerdings spielt Beinwell in der Küche kaum eine Rolle. Vielmehr nutzen wir Beinwell als Arzneipflanze.
Verwendung als Heilpflanze

Bild: Madeleine Steinbach (Canva)
Die in Beinwell enthaltenen Substanzen Allantoin, Cholin sowie Schleim- und Gerbstoffe haben positive Effekte auf unsere Gesundheit. Daher wirkt die Arzneipflanze:
- entzündungshemmend
- durchblutungsfördernd
- schmerzlindernd
- abschwellend
- antibakteriell
- wundheilungsfördernd
- regenerierend
Heilpflanzenkundige setzen Beinwell sehr vielseitig ein. Insbesondere bei Muskel- und Gelenkschmerzen ist er Mittel der Wahl. So kommt die Arzneipflanze bei folgenden Erkrankungen zum Einsatz:
- Arthrose
- Arthritis
- Gicht
- Rheuma
- Hexenschuss
- Ischias
- Knochenmarkentzündungen
- Knochenbrüche
- Prellungen
- Verrenkungen
- Verstauchungen
- Zerrungen
- Quetschungen
- Wundheilung
Abgesehen von der Anwendung bei Muskel- und Gelenkschmerzen wird Beinwell in der Volksmedizin auch bei Venenerkrankungen wie Krampfadern verwendet. Darüber hinaus findet die Pflanze Anwendung bei Hauterkrankungen wie Ekzemen und Schuppenflechte, wobei sie vor allem durch ihre beruhigenden und entzündungshemmenden Eigenschaften punktet.
Die positiven Effekte von Beinwell auf Beschwerden des Bewegungsapparates sind wissenschaftlich gut untersucht. Hierzu gehören degenerative Gelenkerkrankungen wie die Osteoarthritis. In einer Doppelblindstudie konnten typische Beschwerden der Alterserscheinung wie Schmerz- und Steifheitssymptome durch eine Beinwellzubereitung deutlich gelindert werden.[1]

In Phytopharmaka verwenden Hersteller neben Kraut und Blättern die getrocknete Wurzel. Oftmals in Schmerzsalben zu finden, ist Beinwell als Arzneipflanze bei schmerzhaften Muskel- und Gelenkbeschwerden, Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen zugelassen. Er kommt des Weiteren bei lokalen Durchblutungsstörungen zum Einsatz.
Unsere Produkttipps: DR. THEISS Beinwell-Salbe | Kytta® Schmerzsalbe mit Beinwellwurzel-Fluidextrakt | Traumeel® S Creme – homöopathisches Arzneimittel mit Beinwell, sowie Arnika, Calendula und Hamamelis | Aurica® BEINWELL CREME
Bei äußerlicher Anwendung resorbiert unser Körper kaum die schädlichen Alkaloide. Doch für die innere Anwendung ist Beinwell aufgrund der leberschädigenden und möglicherweise krebserregenden Pyrrolizidinalkaloiden nicht zugelassen.
Tipp
Fachleute raten mittlerweile ab, Beinwell selbst zu sammeln und für Behandlungen wie Umschläge zuzubereiten, da der Gehalt an Alkaloiden recht hoch sein kann. In Fertigpräparaten aus der Apotheke sind die Extrakte hingegen so aufbereitet, dass die Menge an Alkaloiden bestimmte Grenzwerte nicht überschreiten. Außerdem gibt es mittlerweile Züchtungen, die kaum noch Pyrrolizidinalkaloide enthalten.
Nebenwirkungen und Kontraindikation von Beinwell
Aufgrund lebertoxischer Pyrrolizidinalkaloide dürfen Sie Beinwell medizinisch gesehen nicht innerlich anwenden. Die äußere Anwendung in Form von Umschlägen oder Salben sollten Sie nicht bei chronischen Hautkrankheiten und offenen Wunden vornehmen. In seltenen Fällen verursachen Beinwellsalben Hautjucken oder Hautausschläge.
Die moderne Forschung beschäftigt sich weiterhin intensiv mit den Wirkstoffen des Beinwells. Insbesondere die Entwicklung von Alkaloid-freien Züchtungen hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Diese Züchtungen könnten künftig dazu beitragen, Beinwell noch sicherer in der Anwendung zu machen und sein Einsatzgebiet zu erweitern. Aktuelle Studien untersuchen zudem die molekularen Mechanismen, durch die Allantoin die Wundheilung fördert.
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Stand vom: 13.05.2024
Bildquelle: RuudMorijn – Getty Images Pro (Canva.com)
Weiterführende Literatur:
[1] Trifan, A. et al. (2018): Is comfrey root more than toxic pyrrolizidine alkaloids? Salvianolic acids among antioxidant polyphenols in comfrey (Symphytum officinale L.) roots. In: Food and Chemical Toxicology, Vol. 112, S. 178-187.