Phytosterine sind sekundäre Pflanzenstoffe, die ganz natürlich in Nüssen, Samen und nativen Pflanzenölen enthalten sind. Seit einigen Jahren werden sie zunehmend Lebensmitteln beigefügt, da sie positiv auf einen erhöhten Cholesterinspiegel einwirken. Doch die zusätzliche Gabe ist mit Risiken verbunden.
Synonyme: Pflanzensterine | Pflanzliche Sterine | Pflanzensterole | Phytosterol
Themenübersicht
Was sind Pflanzensterine?
Phytosterine gehören zu den sekundären Pflanzenstoffen. Die etwa 40 verschiedenen Vertreter dieser Pflanzensterine sind in fettreichen Pflanzenteilen enthalten. Sie sind Bestandteil der Zellwände. Die chemische Struktur des auch als Phytosterol bezeichneten Stoffes ähnelt dem Cholesterol (Cholesterin). Das erklärt die LDL-Cholesterin senkende Wirkung.
Die pflanzlichen Sterine konkurrieren bei der Darmresorption mit dem schädlichen Cholesterin um dieselben Transportmechanismen. Pflanzensterine verdrängen quasi das Cholesterin und bewirken somit eine Senkung des LDL-Spiegels um bis zu 20 mg/dl.
Aus diesem Grund werden seit einigen Jahren manchen Lebensmitteln Pflanzensterine zugeführt. Allerdings hat das Nachteile: Wer zu viele Phytosterine aufnimmt, schädigt seinen Körper ebenfalls.
Sind Phytosterine lebenswichtig?
Pflanzensterine sind im Gegensatz zu Vitaminen und Mineralstoffen für den Menschen nicht essenziell. Sie werden im menschlichen Stoffwechsel kaum genutzt. Nur etwa 5–10 % werden tatsächlich aufgenommen, die restlichen Sterine werden über den Darm wieder ausgeschieden.
Die pflanzlichen Sterine sind vor allem für Personen mit einem erhöhten Cholesterinspiegel interessant: Die Phytosterine verdrängen Cholesterin aus den Mizellen im Dünndarm, sodass es nicht resorbiert werden kann. Der Körper nimmt weniger Cholesterin auf. Er erhöht im Gegenzug jedoch die Eigensynthese. Diese kann die gehemmte Aufnahme nicht vollständig kompensieren, sodass der Cholesterinspiegel sinkt. 2–3 g Pflanzensterine am Tag senken den Cholesterinspiegel im Blutplasma des Menschen um rund 10 %.
Wie viel Phytosterine sind gesund?
In Euro lebende Menschen nehmen derzeit durchschnittlich 200–400 mg Phytosterine auf. Sich vegetarisch oder vegan ernährende Personen haben eine deutlich höhere Zufuhr. Ein positiver Effekt auf den Cholesterinspiegel wird jedoch erst mit einer Zufuhr von 1,5–2 g Pflanzensterinen am Tag erreicht. Wer täglich mehr als 3 g zuführt, kann den positiven Effekt auf den Cholesterinspiegel allerdings nicht steigern.
Wer es mit der Aufnahme von Pflanzensterinen übertreibt, muss mit unangenehmen Folgen rechnen.
Eine hohe Phytosterin-Konzentration vermindert die Aufnahme von Carotinoiden und fettlöslichen Vitaminen.
Deswegen werden Lebensmittel, die mit Phytosterin angereichert sind, nicht für Kinder, Schwangere oder Stillende empfohlen. Patientinnen und Patienten, die bereits eine cholsterinsenkende Medikation erhalten, sollten ebenfalls keine Phytosterin-angereicherten Produkte konsumieren, um eine Hypovitaminose oder eine Carotinunterversorgung zu vermeiden.
Bei einer sehr seltenen Stoffwechselstörung, der sogenannten Phytosterinämie (Sitosterinämie) kommt es zu einer extremen Erhöhung der Phytosterine im Blut, da der Körper nicht in der Lage ist die Pflanzensterine abzubauen. Die Personen, die von dieser seltenen Krankheit betroffen sind, erkranken häufig bereits in jungen Jahren an Arteriosklerose. Sie müssen Pflanzensterine meiden.
Exkurs: Welche cholesterinsenkenden Mittel gibt es noch?
Beta-Glucane sind Polysaccharide, die in den Zellwänden von Getreiden, aber auch Bakterien und Pilzen vorkommen. Beta-Glucane aus Hafer und Gerste senken einen erhöhten Cholesterinspiegel und wirken zudem positiv auf den Blutzucker ein.
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Worin sind Phytosterine enthalten?
Mit einer ausgewogenen und gesunden Ernährung nimmt man täglich Phytosterine auf. Für Personen mit einem normalen Cholesterinspiegel ist das ausreichend.
Natürliche Quellen für Pflanzensterine
Pflanzensterine kommen natürlich vor in:
- Samen, wie Kürbiskerne, Sonnenblumensamen oder Sesam
- nativen Pflanzenölen, wie Soja-, Mais- oder Rapsöl
- Hülsenfrüchte, wie Sojabohnen
- Getreide
- Nüssen
Im Folgenden erhalten Sie eine Übersicht über besonders Phytosterin-haltiges Obst und Gemüse.
Lebensmittel | Gehalt in mg/100 g |
schwarze Olive | 50 |
Rosenkohl | 43 |
Blumenkohl | 40 |
Brokkoli | 39 |
Orange | 24 |
Grapefruit | 22 |
Möhre | 16 |
Pfirsich | 15 |
Banane | 14 |
Apfel | 13 |
Birne | 12 |
Kiwi | 9 |
Zwiebel | 8 |
Tomate | 5 |
Funktionelle Lebensmittel
Seit etwa 15 Jahren werden Pflanzensterine einigen Lebensmitteln zugesetzt. Wegen der damit verbundenen Cholesterin-senkenden Wirkung werden diese Lebensmittel als „funktionelle Lebensmittel“ (“functional food”) bezeichnet.
Pflanzensterole werden zugeführt in diversen:
- Margarinen
- Joghurts
- Milchgetränken
- Fruchtgetränken
- Sojagetränken
- Gewürz- und Salatsoßen
Die Hersteller müssen den Zusatz kennzeichnen. Weil Phytosterine die Aufnahme von Vitaminen einschränken, wird auf den Verpackungen außerdem empfohlen, mehr Obst und Gemüse zu essen.
Personen, die einen normalen Cholesterinspiegel haben, sollten auf Produkte, die mit Pflanzensterinen angereichert sind, unbedingt verzichten. Neuere Studien deuten darauf hin, dass für Personen die keinen erhöhten Cholesterinspiegel haben und dennoch zu Phytosterin-angereicherten Produkten greifen, gegebenenfalls ein erhöhtes atherogenes Risiko besteht. Mit anderen Worten: Das Risiko an einer koronaren Herzkrankheit zu erkranken, könnte steigen, obwohl man genau dieses durch die Einnahme verhindern möchte.
Generell sollte man die Einnahme dieser funktionellen Lebensmittel mit seiner Hausarztpraxis abklären.
Pflanzensterine in Medikamenten und Nahrungsergänzungsmittel
Seit etwa 50 Jahren werden Phytosterine in Cholesterin senkenden Arzneimitteln eingesetzt. Der wichtigste Wirkstoff ist das ß-Sitosterol. Obwohl rezeptfreie Medikamente erhältlich sind, ist eine Einnahme immer abzusprechen.
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Das Phytosterin Diosgenin ist in seiner Struktur den Steroidhormonen Dehydroepiandrosteron (DHEA) und Progesteron sehr ähnlich. Das körpereigene Hormon DHEA wird in den Nebennieren erzeugt. Im Alter nimmt jedoch der Anteil an DHEA im Körper ab und es kommt zu den typischen Altersbeschwerden. Dehydroepiandrosteron fördert demnach das physische und psychische Wohlbefinden.
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Pflanzensterine in Kosmetika
Pflanzensterine ähneln in ihrem Aufbau dem Cholesterin. Sie stärken den Lipidfilm der Haut. Dadurch erhalten trockene Hautstellen ihre Geschmeidigkeit zurück. Sie gleichen den Feuchtigkeitsgehalt der Haut aus und wirken juckreizlindernd. Dadurch eignen sich Pflanzensterine in Hautölen, Salben und Cremes gegen trockene Haut, Neurodermitis und schmerzhafte Verhornungen. Außerdem helfen die sekundären Pflanzenstoffe, Bindegewebe zu straffen, mildern Erytheme und beruhigen gerötete, zu Blasen neigende Haut nach intensiver Sonneneinstrahlung.
Die positive Wirkung auf die Haut wurde mehrfach in Studien nachgewiesen. So u. a. von der Hautklinik des Klinikums Karlsruhe unter der Leitung von Herrn Prof. Wolfgang Gehring. Hier wurden Präparate mit hochkonzentrierten Phytosterolen getestet.
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Stand vom: 24.01.2024
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