Alkoholsucht

Foto eines verzweifelten Mannes, vor ihm Biergläser

In vielen Ländern ist der Gebrauch von Alkohol kulturell verankert. Mit Sekt stoßen wir an, mit Wein genießen wir das Abendbrot und das Feierabendbier nach getaner Arbeit, ist nicht zu verachten. Der Genuss von Alkohol ist gesellschaftlich anerkannt. Doch die Grenzen zwischen gemäßigtem Alkoholkonsum und Alkoholmissbrauch sind fließend.

Vom Alkoholmissbrauch zur Alkoholabhängigkeit

Wer übermäßig viel Alkohol konsumiert, muss noch nicht süchtig sein. Der Übergang von schädlichem Gebrauch zur Sucht ist jedoch fließend.

Interessanterweise ist der Alkoholkonsum in Deutschland pro Person über die letzten Jahre gesunken. Auch die durch Alkohol verursachten Unfälle sind zurückgegangen. Das Einstiegsalter hat sich leicht nach oben verschoben. Das ist ein positiver Trend. Dennoch wurden im Jahr 2022 laut Statistischem Bundesamt in Deutschland gut 11.500 junge Menschen im Alter von 10 bis 19 Jahren wegen akuten Alkoholmissbrauchs stationär in einer Klinik behandelt.

Die Folgeschäden des permanenten Alkoholmissbrauchs sind verheerend.  Zu der erhöhten Unfall- und Suizidgefahr stellt permanenter Alkoholkonsum einen Risikofaktor für teils lebensbedrohliche Erkrankungen wie Leberversagen, Herzinfarkt und Krebs dar.

Laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) sterben 200 Menschen jeden Tag in Deutschland infolge übermäßigem Alkoholkonsums.

Alkoholmissbrauch hat vielerlei Gründe: Anerkennung durch angebliche Freunde, Erzeugen positiver Gefühle, Wegtrinken von Unsicherheit und Angst. Allerdings zeigen sich bei Alkoholmissbrauch schon erste Probleme, etwa in der Partnerschaft oder auf der Arbeitsstelle. Schließlich ist eine psychische Abhängigkeit gegeben: Sozialleben und Aufgaben werden vernachlässigt. Der Alkohol wird zum Lebensmittelpunkt. Gewöhnt sich der Körper an den Alkohol, benötigt er größere Mengen. Hier beginnt die körperliche Abhängigkeit. Bei Verzicht reagiert der Körper mit Schwitzen, Zittern und Halluzinationen.

Volkskrankheit Alkoholismus

Foto von Personen, die mit Bier anstoßen
In Deutschland ist das Bier das beliebteste alkoholische Getränk. Es gehört zu einem geselligen Abend für viele einfach dazu.
Bild: South_agency – Getty Images Signature (Canva)

Unter Alkoholsucht versteht man die krankhafte Abhängigkeit von Ethanol. Sie ist gekennzeichnet durch körperliche, psychische und soziale Symptome. Alkoholismus ist eine Krankheit, die in jeder Gesellschaftschicht, jedem Alter sowie bei Männern und Frauen auftritt. Laut Bundesministerium für Gesundheit konsumierten 2021 7,9 Millionen Menschen der 18- bis 64-jährigen Bevölkerung in Deutschland Alkohol in einer gesundheitlich riskanten Form. 1,6 Millionen von ihnen sind alkoholabhängig.

Synonyme: Alkoholabhängigkeit | Alkoholkrankheit | Alkoholismus | Trunksucht | Äthylismus | Potomanie

Alkoholabhängigkeit: Ursachen und Risikofaktoren

Rund 85 % der Deutschen trinken Alkohol. Vorrangig wird in unseren Breiten Bier konsumiert, weit abgeschlagen folgen Wein, Spirituosen und Sekt. Bei wenigen ist eine Alkoholkrankheit diagnostiziert. Hierzu haben meist mehrere Faktoren geführt:

  • traumatische Erlebnisse in der Kindheit wie Missbrauch oder früher Tod eines Elternteils, schlechte Familienverhältnisse und fehlende Bezugsperson
  • genetische Veranlagung und erlerntes Verhalten durch Alkoholismus in der Familie
  • ein durch einen trinkenden Freundeskreis erzeugter Gruppendruck durch die positive Bewertung von „Trinkfestigkeit“ als Stärke
  • der Einsatz von Alkohol als vermeintliche Lebenshilfe, da er Ängste und Hemmung kurzfristig abbaut
  • das Auslösen von Glücksgefühlen durch Alkoholkonsum

Alkoholkrankheit: Verschiedene Ausprägungen

Abhängig vom Trinkverhalten unterscheiden Fachleute zwischen verschiedenen Typen:

  • Rauschtrinker und Rauschtrinkerinnen sind Alkohol-abhängige Personen, die ihr Trinkverhalten nicht zügeln können. Sie trinken bis zu einem rauschhaften Zustand. Mit der Zeit benötigen sie dafür immer größere Mengen Alkohol. Diese Form der Alkoholabhängigkeit tritt am häufigsten auf.
  • Spiegeltrinker und Spiegeltrinkerinnen trinken über den Tag verteilt jeweils kleine Mengen Alkohol. So erhalten sie eine gewisse Konzentration an Alkohol im Blut aufrecht und vermeiden Entzugserscheinungen.
  • Konflikttrinker und Konflikttrinkerinnen greifen zum Alkohol, wenn Probleme in ihrem Leben auftreten. Der Alkohol dient ihnen zur Bewältigung von Schwierigkeiten.
  • Der episodische Trinker und die episodische Trinkerin konsumiert phasenweise exzessiv Alkohol und lebt dann wieder wochenweise abstinent. Dieses Trinkverhalten bezeichnen Fachleute als Dipsomanie.

Alkoholismus: Symptome erkennen

Foto eines depressiven Mannes in einem Therapiegespräch
Betroffene leiden oft an Depressionen.
Bild: Timur Weber – Pexels (Canva)

Zentral ist ein starkes Verlangen nach Alkohol. Betroffene vernachlässigen zunehmend Aufgaben, Interessen, Familie und Freunde. Weitere Symptome sind:

  • Bei Alkohol-abhängigen Menschen entwickelt der Körper mit der Zeit eine Toleranz gegenüber der Droge Alkohol. Sie vertragen wesentlich mehr als Personen mit einem normalen Trinkverhalten.
  • Wenn Alkoholiker und Alkoholikerinnen keinen Alkohol zuführen, leiden sie unter Entzugserscheinungen, wie Schwitzen, Zittern, Schlafstörungen, Angst oder depressiver Verstimmung.
  • Personen, die unter einer Alkoholabhängigkeit leiden, verspüren aus einem körperlichen Bedürfnis heraus den Zwang, trinken zu müssen.
  • Betroffene leiden zudem häufig unter mangelnder Krankheitseinsicht. Sie leugnen, ein Alkoholproblem zu haben und trinken zunehmend heimlich.

Körperliche Symptome des Alkoholismus sind:

  • ein gerötetes und aufgedunsenes Gesicht mit Tränensäcken und einer belegten Zunge
  • übermäßiges Schwitzen und feuchte Hände
  • ein unsicherer Gang und Zittern, insbesondere der Hände (Tremor)
  • Übelkeit und Erbrechen sowie Gewichtsverlust
  • Krampfanfälle

Personen mit einem erhöhten Alkoholkonsum zeigen häufig auch ein anderes Verhalten:

  • Gereiztheit
  • Aggressivität
  • Stimmungsschwankungen
  • Depression
  • Halluzinationen
  • Wahnvorstellungen
  • Angstzustände
  • Schlafstörungen
  • Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle

Folgen von dauerhaft erhöhten Alkoholkonsums

Zum einen schädigt Alkohol die Organe, zum anderen führt Alkohol zu psychosozialen Beschwerden.

Körperliche Folgen durch Alkoholmissbrauch

Alkoholsucht führt vor allem zu Organschäden. Da die Leber nur 15 g Alkohol in einer Stunde abbauen kann, verbleibt der restliche Teil zunächst im Blut. Außerdem entstehen beim Abbau Giftstoffe. Leber, Gehirn, Magen-Darm-Trakt und Herz werden auf Dauer geschädigt. Zu den körperlichen Folgen zählen daher:

  • Leberschäden: Die Leber wird über die Maßen beansprucht. Sie lagert vermehrt Fett ein und vergrößert sich. Schließlich entsteht eine Fettleber. Da eine Fettleber jedoch keine Schmerzen bereitet, bleibt sie meist lange Zeit unbemerkt. Dann sterben Leberzellen ab und eine Leberzirrhose entsteht. Die Krankheit verläuft tödlich.
  • Hirnschäden: Alkohol ist ein Nervengift. Es zerstört Gehirnzellen und führt zu einer eingeschränkten Gedächtnisfähigkeit. Bei schweren Alkoholkranken kann die Hirnschädigung ein Korskow-Syndrom verursachen. Die Betroffenen leiden an Orientierungslosigkeit und Gedächtnisverlust.
  • Magen-Darm-Erkrankungen: Alkohol greift sowohl Magen als auch den Darm an. Appetitstörungen, Erbrechen und Durchfälle zählen zu möglichen Beschwerden. Häufig kommt es zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse, die lebensbedrohliche Ausmaße annehmen kann.
  • Gefäßschäden und Herzerkrankungen: Alkohol schädigt die Gefäße und den Herzmuskel. Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen sowie Arteriosklerose können mögliche Folgen sein. Die typische Rotfärbung der Nasenhaut, die sogenannte Trinkernase, ist ein Anzeichen für Gefäßschäden.

Psychosoziale Folgen von Alkoholsucht

Foto einer jungen Mutter mit einer Flasche, im Hintergrund ein Kind
Alkoholismus kommt in allen Schichten vor. Haben Betroffene ihren Konsum nicht mehr im Griff, leidet das Umfeld. Bild: shironosov – Getty Images (Canva)

Alkohol-abhängige Personen vernachlässigen mit der Zeit Aufgaben, aber auch Familie, Freunde und ihre Hobbys. Bei Fortschreiten der Alkoholsucht sind sie nicht mehr in der Lage, ihre alltäglichen Aufgaben zu erfüllen. Es folgen häufig:

  • der Verlust der Arbeitsstelle
  • die Trennung vom Partner oder der Partnerin
  • Vereinsamung
  • Schulden

Der Alkohol verändert die Persönlichkeit und das Verhalten von Alkoholsüchtigen. Manche Alkoholiker und Alkoholikerinnen stumpfen ab, andere werden weinerlich. Auch aggressives und gewalttätiges Verhalten kann sich entwickeln. Mitunter werden unter Alkoholeinfluss Straftaten verübt.

Alkoholabhängigkeit feststellen

Wenn Sie mindestens 3 der folgenden Fragen bejahen, sollten Sie eine Arztpraxis aufsuchen. Dieser wird eine genaue Diagnose stellen und einen individuellen Behandlungsplan erstellen.

  • Haben Sie ein starkes Verlangen, Alkohol trinken zu müssen?
  • Müssen Sie mit der Zeit immer mehr Alkohol trinken, um eine Wirkung zu spüren?
  • Haben Sie Entzugserscheinungen, wie Schwitzen oder Zittern, wenn Sie längere Zeit keinen Alkohol trinken?
  • Haben Sie keine Kontrolle darüber, wann oder wie viel sie trinken?
  • Vernachlässigen Sie Ihre Aufgaben, Interessen oder die Familie?
  • Haben Sie bereits negative Folgen durch Alkoholkonsum erlebt und können dennoch nicht aufhören zu trinken?

Behandlung von Alkoholsucht

Viele gestehen sich ihre Alkoholabhängigkeit nicht ein. Dabei erleichtert eine frühe Behandlung den Heilungsprozess. Eine Therapie kann letztendlich nur beginnen, wenn Betroffene mit einer Beratungsstelle oder einer Arztpraxis in Kontakt treten. In der Kontaktphase wird das Trinkverhalten klar als Problem definiert.

In der Regel werden verschiedene Therapieansätze parallel verfolgt. Zum einen findet ein ärztlich überwachter körperlicher Entzug vom Alkohol statt und zum anderen eine therapeutische Behandlung.

Alkoholentzug

Wenn den Betroffenen die Bereitschaft auf Alkoholverzicht zunächst fehlt, kann dem Entzug eine Reduktionsphase vorausgehen. Hier wird die Trinkmenge reduziert und der Patient oder die Patientin ermutigt, abstinent zu leben.

Meist wird in der darauf folgenden Entzugsphase der Alkoholentzug stationär durchgeführt. Ein stationärer Aufenthalt bietet zum einen medizinische, zum anderen aber auch psychologische Betreuung. Betroffene haben mit teils starken Entzugserscheinungen zu kämpfen. In der Regel ist etwa nach einer Woche der körperliche Entzug abgeschlossen. Aufgrund der psychischen Abhängigkeit ist eine psychologische Betreuung von bis zu 4 Wochen jedoch sinnvoll.

Psychotherapeutische Maßnahmen

Foto einer Gruppentherapie
In einer Gruppentherapie können Betroffene gemeinsam Probleme aufarbeiten.
Bild: Biserka Stojanovic – Getty Images (Canva)

Die psychologische Betreuung in der sogenannten Entwöhnungsphase dauert mehrere Wochen oder Monate an. Sie wird teilweise stationär in einer Fachklinik oder auch ambulant durchgeführt. Sie kann eine Verhaltens-, Gruppen- oder Familientherapie einschließen. Betroffene lernen beispielsweise, andere Quellen für positive Gefühle zu nutzen. Suchtambulanzen, Suchtberatungsstellen und Selbsthilfegruppen sind Anlaufstellen für die Nachsorge bzw. die Rehabilitationsphase. Die engmaschige Betreuung ermöglicht den Übergang in den Alltag.

Medikamentengabe

Zur Reduktion der Beschwerden während des Entzugs, aber auch zur Unterdrückung des Verlangens nach Alkohol können Medikamente eingesetzt werden:

  • Der Wirkstoff Naltrexon mindert die positive Wirkung von Alkohol. Präparate mit diesem Wirkstoff machen nicht abhängig und werden häufig zur Rückfallprophylaxe eingesetzt.
  • Der Wirkstoff Disulfiram führt zu einer starken Unverträglichkeit alkoholischer Getränke. Der Betroffene leidet bei Einnahme dieser Medikamente beim Trinken von Alkohol unter Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen.

Daneben müssen Folgeerkrankungen behandelt werden. Gefäße, Herz und Leber sollten eine besondere Aufmerksamkeit erhalten. Um die Gesundheit der Leber zu unterstützen empfehlen sich pflanzliche Präparate. Artischocke und Mariendistel etwa werden traditionell zur Stärkung der Leber eingesetzt. Weißdorn hingegen ist ein altes Hausmittel zur Stärkung des Herzens.

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Bitte sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt über die geeigneten Therapiemöglichkeiten. Unsere Seiten dienen lediglich Ihrer Information und ersetzen nicht die Behandlung durch ärztliches Personal.

Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in Ihrer Apotheke.

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Stand vom: 14.12.2023

Coverbild: Syda Productions (Canva)

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