Windpocken

Hautausschlag durch Varizella-Zoster-Virus

Kinderkrankheiten sind alles andere als harmlos, so auch die Windpocken. Eine Impfung verhindert die Infektionskrankheit. Vor allem Erwachsene sollten sich schützen, da die Erkrankung im Erwachsenenalter einen schwerwiegenden Verlauf nehmen kann.

Erreger der Windpocken: Varizella-Zoster-Viren

Die Windpocken bzw. Varizellen sind eine durch Tröpfcheninfektion mittels Husten, Niesen oder Sprechen übertragene, hochansteckende Krankheit. Der Erreger der Windpocken ist der Varizella-Zoster-Virus, der zu der Gruppe der Herpes-Viren gehört.

Systematik

OrdnungHerpesvirales
FamilieHerpesviridae
UnterfamilieAlphaherpesvirinae
GattungVaricellovirus
ArtVarizella-Zoster-Virus
SynonymeHumanes-Herpes-Virus-3, HHV-3, VZV

Eine Infektion mit dem Varizella-Zoster-Virus macht sich durch Hautausschlag mit wasserklaren Bläschen bemerkbar. Selten erfolgt eine Übertragung auch durch Berühren der durch den Virus verursachten Bläschen (Schmierinfektion). Da aber die Varizella-Zoster-Viren in der Luft nach etwa 10 Minuten nicht mehr ansteckend sind, ist eine Übertragung über die Kleidung, Bettwäsche oder Spielzeug nicht zu befürchten.

Die Windpocken sind nicht mit den Pocken (Variola) zu verwechseln, einer gefährlichen Infektionskrankheit, die von den Orthopox-Viren verursacht wird.

Wie die Krankheit zu ihrem Namen kam

Kleinkind mit Hautausschlag
Kleinkind mit Windpocken.

Andere Bezeichnungen für Windpocken sind: Varizellen | Wasserpocken | Spitzblattern | Spitze Blattern | Wilde Blattern | Feuchtblattern | Schafblattern

Den Name Windpocken haben die Varizellen aufgrund der hohen Ansteckungsfähigkeit, da der Erreger über einige Meter in der Luft übertragen wird.

Schon gewusst?

Im englischen Sprachraum ist die Rede von „chickenpox“ oder „varicella“.

Inkubationszeit und Risikogruppen bei Windpocken

Die Inkubationszeit beträgt etwa 2 bis 3 Wochen. Windpocken sind allerdings schon ein bis zwei Tage vor dem Ausbruch des Ausschlags auf andere Personen übertragbar. Die Ansteckungsgefahr ist vorbei, wenn alle Bläschen eine Kruste haben.

Der Varizella-Zoster-Virus infiziert meistens Kinder im Vorschul- und Grundschulalter. Daher zählen Ärzte Varizellen zu den Kinderkrankheiten. Laut des Robert Koch Instituts erkrankten 2018 rund 20.400 Menschen in Deutschland an Windpocken, darunter lediglich rund 2200 Erwachsene.

Datenquelle: Robert Koch Institut

In der Regel sind Erkrankte nach einer Infektion immun und werden nicht noch einmal von Windpocken heimgesucht.

Symptome und Verlauf bei Windpocken

Windpocken
Windpocken zeigt sich durch Bläschenbildung.
  • Windpocken kündigen sich durch eine allgemeine Müdigkeit, Mattigkeit und Fieber an.
  • Der juckende Hautausschlag beginnt meist am Rumpf und im Gesicht mit kleinen roten Flecken, die sich innerhalb von Stunden zu Bläschen entwickeln.
  • Später breitet sich der Hautausschlag gegebenenfalls auf der behaarten Kopfhaut sowie auf Armen und Beinen aus.
  • Auch die Schleimhäute, so im Mund, und die Geschlechtsorgane sind mitunter von Windpocken betroffen.
  • Nach ein bis zwei Tagen verkrusten die Bläschen.
  • Innerhalb von 3 bis 6 Tagen bilden sich immer wieder neue Bläschen.
  • Der Verlauf der Windpocken ist in der Regel gutartig. Mitunter kommen jedoch erschwerend Komplikationen wie bakterielle Superinfektion der Haut, Kleinhirn- und Hirnentzündungen oder Lungenentzündung hinzu.
  • Schlafende, in den Nervenendigungen sitzende Varizella-Zoster-Viren, verursachen manchmal etliche Jahre später eine Gürtelrose. Betroffen sind am häufigsten Menschen über 50 Jahren oder mit einem geschwächten Abwehrsystem.

Schon gewusst?

Erwachsene, die in ihrer Kindheit keine Windpocken hatten  – vor allem Schwangere – sind gefährdet, einen heftigen Verlauf zu erleiden. Sie haben oftmals mit schwerwiegenden Folgeerkrankungen zu kämpfen.

Windpocken in der Schwangerschaft

Treten Windpocken in der Schwangerschaft auf, führen sie häufig zu starken Schäden beim Ungeborenen. Stecken Sie sich noch vor der 24. Schwangerschaftswoche mit dem Erreger der Windpocken an, müssen Sie mit einer Fehlgeburt oder starken Missbildungen rechnen. Beim sogenannten Varizellensyndrom (CVS) kommt es zu Fehlbildungen, insbesondere der Gliedmaßen, der Augen, des Gehirns und der Haut. Nach der 24. Schwangerschaftswoche sinkt das Risiko erheblich. In manchen Fällen erleidet die werdende Mutter jedoch eine schwer verlaufende Lungenentzündung. Wenn Sie kurz vor der Geburt erkranken, können die Viren auf das Kind übergehen. Da das Immunsystem bei einem Neugeborenen noch schwach entwickelt ist, entsteht für den Säugling ein lebensbedrohlicher Zustand.

Impfung: Vorbeugung von Windpocken

Windpocken sind für Schwangere gefährlich
Wer als Schwangere an Windpocken erkrankt, muss einen schweren Verlauf befürchten.

Gegen Windpocken können Sie sich im Vorfeld impfen lassen. Der Impfstoff gegen Windpocken besteht aus abgeschwächten Varizella-Zoster-Viren. Ärzte verabreichen die erste Impfung bereits Säuglingen in einem Alter von 9 bis 12 Monaten. Eine zweite Injektion ist im Mindestabstand von 6 Wochen notwendig. Dies erhöht den Impfschutz von 72 auf über 90 %. Gegen Windpocken ist der Geimpfte in der Regel 3 bis 5 Wochen nach der letzten Injektion immun.

Wenn Sie bisher noch nicht an Windpocken erkrankt waren oder geimpft sind, sollten vor allem folgende Personengruppen sich einer Impfung unterziehen:

  • Frauen mit Kinderwunsch
  • Patienten mit schwerer Neurodermitis
  • an Leukämie erkrankte Personen
  • Patienten vor geplanter, die Funktion des Immunsystems unterdrückender, immunsuppressiver Therapie
  • Personen, die eine Organtransplantation benötigen
  • Menschen mit Kontakt zu den oben genannten Patienten
  • medizinisches Personal, insbesondere in der Kinderheilkunde, Onkologie, Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Intensivmedizin
  • Angestellte in Gemeinschaftseinrichtungen für das Vorschulalter

Behandlung von Windpocken

Sind die Windpocken erst einmal ausgebrochen, besteht die Behandlung von Blattern darin, dass die Maßnahmen die Beschwerden lindern. Kalte Umschläge etwa mindern den Juckreiz. Außerdem gibt es verschiedene juckreizstillende Medikamente.

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Beim Ausbruch von Windpocken ist der Juckreiz mitunter so heftig, dass an Schlafen kaum zu denken ist. Hier helfen unter Umständen Antihistaminika. Bei schweren Fällen von Windpocken erfolgt möglicherweise eine Therapie mit Virustatika, die Viren an der Vermehrung hindern. Das gilt vor allem für Patienten mit einer geschwächten Immunabwehr.

Hinweise zum Umgang mit Windpocken

  • Beachten Sie, dass jeder Windpocken-Patient so lange infektiös ist, bis kein neuer Hautausschlag mehr hinzukommt und alle vorhandenen Bläschen eine Kruste haben.
  • Erkrankte sollten auf jeden Fall zu Hause bleiben, um eine Ansteckung anderer Personen zu verhindern.
  • Sorgen Sie dafür, dass die kleinen Patienten, die Bläschen nicht aufkratzen. Sonst infizieren sich die betreffenden Stellen mit Bakterien. Das führt zu einer entzündeten Haut mit Narbenbildung.
  • Schneiden Sie daher die Fingernägel ihres Kindes kurz und achten Sie auf besondere Hygiene.
  • Wärme und Schweiß verstärken den Juckreiz. Daher sollte sich Ihr Kind in einer kühleren Umgebung aufhalten.

Windpocken-Narben als Erwachsener

Wer als Kind an Windpocken litt, hat als Erwachsener unter Umständen atrophe Narben. Diese Narben entstanden durch Entzündungen in den tieferen Hautschichten. Da an den betroffenen Stellen Gewebe zerstört wurde, sank dieses ein und zog sich zusammen. Diese Narben sind vor allem im Gesicht für viele Betroffene mit einem Leidensdruck verbunden. Dem Chirurgen stehen für eine Korrektur verschiedene Mittel zur Verfügung. Neben einer Stanzexzision oder Subzision – Durchtrennen der tiefen Narbenstränge über Stichinzision – ist auch eine Unterfütterung mit Eigenfett möglich.


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Stand vom: 27.07.2022

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit findet sich im Text die jeweils männliche Form bei Personenbezeichnungen. Es versteht sich jedoch von selbst, dass sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter beziehen.

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