Thrombozytenaggregationshemmer (TAH)

Blutverdünner

Thrombozyten-Aggregationshemmer (kurz TAH) sind Medikamente, die verhindern, dass die Blutplättchen zusammenkleben können. Sie hemmen dadurch die Gerinnung des Blutes. In der Umgangssprache werden sie als „Blutverdünner“ bezeichnet. Dabei verdünnen sie das Blut nicht, sondern wirken auf die Thrombozyten (Blutplättchen) ein.

Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen

Synomyme: Blutverdünner (umgangssprachlich) | Thrombozytenfunktionshemmer | Blutplättchenhemmer | Plättchenhemmer

Thrombozyten-Aggregationshemmer helfen, Herzinfarkt und Schlaganfall zu vermeiden.

Anwendungsgebiete von Thrombozytenaggregationshemmer

Medikamente aus der TAH-Gruppe helfen, Blutgerinnsel zu vermeiden.

Sie werden in der Medizin verwendet, um die Blutgerinnung zu hemmen, sodass die Bildung von Blutgerinnseln (Thrombosen) verhindert wird.

Eine ähnliche Funktion hat die Wirkstoffgruppe der Antikoagulantien. Oft werden die Thrombozyten-Funktionshemmer deshalb als Sondergruppe der Antikoagulantien bezeichnet. Streng genommen besteht ein Unterschied zwischen den Wirkstoffen: Die Thrombozyten-Aggregationshemmer beeinflussen die Funktion der Blutplättchen; die Antikoagulantien wirken dagegen auf die Gerinnungsfaktoren des Blutes ein. Der Volksmund macht keine Unterschiede. Auch die Antikoagulantien werden umgangssprachlich als Blutverdünner bezeichnet.

Thrombozytenfunktionshemmer werden eingesetzt bei der Behandlung von SchlaganfällenHerzinfarkten oder anderen Durchblutungsstörungen.

Wirkstoffe aus der Gruppe der Thrombozytenaggregationshemmer

Der bekannteste TAH-Wirkstoff ist die Acetylsalicylsäure (ASS). In der Funktion als Gerinnungshemmer wird ASS in Arzneimitteln zur Vorbeugung bei durchblutungsbedingten Herzschmerzen, Schlaganfall oder Herzinfarkt verschrieben.  Allerdings ist die schmerzstillende und fiebersenkende Wirkung von Acetylsalicylsäure, die in Schmerzmitteln wie Aspirin zur Geltung kommt, bekannter.

Andere Wirkstoffe die als Thrombozytenfunktionshemmer in Arzneimitteln verarbeitet werden, sind:

Etliche Wirkstoffe zählen zu den TAH.

  • Abciximab
  • Acetylsalicylsäure
  • Cilostazol
  • Clopidogrel
  • Dipyridamol
  • Eptifibatid
  • Iloprost
  • Prasugrel
  • Ticagrelor
  • Ticlopidin

Wirkweise von Thrombozyten-Aggregationshemmern

Blutplättchen gehen in der Regel einer sehr sinnvollen Aufgabe nach. Sie verschließen Wunden rasch, um Blutungen schnell zu stoppen. Sie lagern sich zusammen und verklumpen mit Hilfe von Gerinnungsstoffen. Verklumpen sie jedoch an falschen Stellen, etwa in den Blutgefäßen von Organen, drohen ernsthafte Folgen, etwa Schlaganfall oder Herzinfarkt. Thrombozytenaggregationshemmer greifen in den Prozess an unterschiedlichen Stellen ein:

Typische Darreichungsformen sind Tabletten oder Kapseln. Notfallmedikamente stehen häufig als Injektion bereit.

  • Acetylsalicylsäure blockiert das Enzym Cyclooxygenase, welches für die Bildung von Thromboxan A2 verantwortlich ist. Thromboxan A2 wird für die Zusammenlagerung benötigt.
  • Für das Zusammenklumpen der Thrombozyten wird auch der Gerinnungsfaktor Thrombin benötigt. Dabigatran macht Thrombin reaktionsunfähig.
  • Die Blutplättchen benötigen Adenosindiphosphat (ADP) als Energielieferanten. ADP heftet sich hierfür an besondere Bindungsstellen. Die ADP-Hemmer Clopidogrel, Prasugrel und Ticlopidin verhindern die Anbindung von ADP an die Blutplättchen und blockieren zudem die Bindung des Gerinnungsfaktors Fibrinogen an die Blutplättchen.
  • Ticagrelor wirkt sich ebenfalls auf den Energiestoffwechsel der Thrombozyten aus. Es besetzt eine bestimmte Bindungsstelle, ohne die Zusammenballungsreaktion zu aktivieren.
  • Ganz anders wirken Phosphodiesterasehemmer wie Sie hemmen den Abbau des Moleküls cycloAMP, was die Zusammenballung verhindert.
  • Der Wirkstoff Dipyridamol verhindert die Aufnahme der körpereigenen Substanz Adenosin in die Blutplättchen. Dadurch werden sie unempfindlicher gegen die Anreize zur Verklumpung. Solche gehen zum Beispiel von dem Plättchen-aktivierenden Faktor (PAF) oder von Kollagen aus.
  • Abciximab, Eptifibatid und Tirofiban blockieren eine wichtige Bindungsstelle für das Fibrinogen, hemmen aber auch Bindungsstellen der Blutgefäßwände, was zu einem besonders hohen Blutungsrisiko führt. Die sehr stark wirksamen Notfallmedikamente werden nur in der Klinik angewendet und direkt in die Vene gespritzt.

Medikamente, aus der Wirkstoffgruppe:  ASS-ratiopharm® 100 mg Tabletten TAH | ASS 100 – 1 A Pharma® TAH | ASS 100 mg HEXAL®

Nebenwirkungen von TAH

Je nach Wirkstoff ist mit unterschiedlichen unerwünschten Wirkungen zu rechnen. Da alle Thrombozytenfunktionshemmer durch die Unterdrückung der Verklumpungsreaktion den normalen Wundverschluss beeinträchtigen, können selbst bei kleinen Verletzungen schwere Blutungen eintreten. Unter der Einnahme von TAH ist daher mit Blutergüssen und Blutungen, wie Nasenbluten und Zahnfleischbluten zu rechnen.

In der Wirkstoffgruppe sind ferner folgende Nebenwirkungen bekannt:

Probleme im Magen-Darm-Trakt können unter der Einnahme diverser Thrombozyten-Aggregationshemmer eintreten.

Die „blutverdünnende“ Wirkung hält auch nach Behandlungsabbruch bis zu 7 Tagen an. Daher dürfen Operationen frühestens eine Woche nach Therapieende stattfinden, um schwere Blutungen zu vermeiden.


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Stand vom: 11.02.2022

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit findet sich im Text die jeweils männliche Form bei Personenbezeichnungen. Es versteht sich jedoch von selbst, dass sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter beziehen. 

Bildquelle Cover: fahroni (Canva.com)

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