Schilddrüsenunterfunktion

Oft unerkannte und schleichende Erkrankung

Die Schilddrüse gehört zu den hormonproduzierenden Organen des menschlichen Körpers. Sie befindet sich unterhalb des Kehlkopfes vor der Luftröhre und hat grob umschrieben die Form eines Schmetterlings. Die nur wenige Zentimeter große Drüse produziert unter anderem die jodhaltigen Hormone Thyroxin (T4) und Triiodthyronin (T3). Produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone, liegt eine Unterfunktion vor.

Hypothyreose: Eine Stoffwechselerkrankung

Die Schilddrüsenhormone haben eine Schlüsselfunktion im Energiestoffwechsel und beim Zellwachstum. Eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) verursacht einen Hormonmangel. Dieser verlangsamt Stoffwechselprozesse und vermindert die Leistungsfähigkeit.

Die Erkrankung zählt zu den häufigsten Stoffwechselerkrankungen. Von 200 Menschen sind ein bis 2 Personen betroffen. Meistens handelt es sich um eine erworbene Krankheit. Nur einer von 5000 Neugeborenen kommt mit einer Schilddrüsenunterfunktion zur Welt. Frauen leiden öfter unter einer Schilddrüsenunterfunktion als Männer.

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Ursachen für Schilddrüsenunterfunktion

Eine Schilddrüsenunterfunktion entsteht aus unterschiedlichen Gründen. Nicht immer muss die Schilddrüse selbst auslösend sein. Auch eine fehlerhafte Produktion der Hormone TRH (im Hypothalamus) und TSH (in der Hypophyse), die die Produktion der Schilddrüsenhormone fördern, können letztendlich zu einer Unterfunktion der Schilddrüse führen. Daher unterscheidet man die Erkrankung in:

primäre

sekundäre

tertiäre

Schilddrüsenunterfunktion

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Primäre Schilddrüsenunterfunktion

Die am häufigsten auftretende Form der Hypthyreose ist die primäre Schilddrüsenunterfunktion. Sie kann zum einen angeboren und zum anderen erworben sein.

Bei einer angeborenen Schilddrüsenunterfunktion werden Kinder entweder ohne oder einer fehlerhaft entwickelten bzw. arbeitenden Schilddrüse geboren. Beispielsweise kann die Verwertung des Spurenelements Jod durch einen Genfehler gestört sein. Jod steht in diesem Fall in ausreichenden Mengen zur Verfügung, kann jedoch nicht in die Schilddrüsenhormone eingebaut werden.

Bei der erworbenen Schilddrüsenunterfunktion wurde meist funktionsfähiges Schilddrüsengewebe zerstört. Auch hier liegen unterschiedliche Gründe vor, wie:

  • Fehlerhafte Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion: Bei einer zu starken Medikation, kann die Hormonproduktion so nachhaltig gestört werden, dass sich eine Unterfunktion entwickelt.
  • Operation an der Schilddrüse: Wenn beispielsweise bei der Entfernung eines Kropfes nicht mehr genug gesundes Schilddrüsengewebe vorhanden ist, sodass eine ausreichende Hormonproduktion stattfinden kann, entwickelt sich in der Folge eine Unterfunktion.
  • Chronische Entzündung der Schilddrüse: Bei der Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis bildet der menschliche Organismus Antikörper, die das eigene Schilddrüsengewebe zerstören. Dadurch kann keine ausreichende Menge an Schilddrüsenhormonen hergestellt werden.

Daneben spielt der Aspekt der Mangelernährung eine gewisse Rolle: Wer mit der Nahrung zu wenig Jod aufnimmt, kann in der Folge eine Hypothyreose entwickeln. Denn die Schilddrüse benötigt das Spurenelement zur Bildung der Schilddrüsenhormone.

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Deutschland  – ein Jodmangelgebiet?

Jod ist ein essentielles Spurenelement und muss mit der Nahrung aufgenommen werden. Seit vielen Jahren wird dem Speisesalz Jod beigefügt, da die Böden in Deutschland wenig Jod enthalten. Das scheint sich zu lohnen. Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung weisen nur noch etwa 30 % der deutschen Bevölkerung eine Jodzufuhr unterhalb des geschätzten mittleren Bedarfs auf.

Mehr Informationen zum Thema finden Sie in unserem Fachartikel: Jod.

Sekundäre Schilddrüsenunterfunktion

Bei der sekundären Schilddrüsenunterfunktion ist die Schilddrüse selbst intakt, aber die Hirnanhangsdrüse, die das Thyreoidea-stimulierende-Hormon (TSH) produziert, gestört. Daher wird die Schilddrüse nicht ausreichend stimuliert. Diese Form tritt eher selten auf.

Tertiäre Hypothyreose

Bei der tertiären Hypothyreose liegt eine Störung des Hypothalamus vor. Dieser schüttet Thyreotropin-Releasing-Hormone (TRH) aus und steuert so die Hirnanhangsdrüse, die für die Produktion von TSH verantwortlich ist. Mit der Funktionsstörung des Hypothalamus ist der Regelkreis zwischen Gehirn und Schilddrüse unterbrochen. Auch diese Form kommt sehr selten vor.

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Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion

Da die Hormone Thyroxin und Trijodthyronin beim Menschen fast alle Stoffwechselvorgänge beeinflussen, bremst ein stärkerer Hormonmangel fast die gesamte Stoffwechselaktivität deutlich. Dies zeigt sich in verschiedensten Beschwerden, die je nach Ausprägung der Funktionsstörung kaum bis sehr stark auftreten können:

  • Leistungs- und Konzentrationsschwäche sowie Müdigkeit
  • Störungen von Bewusstsein und Orientierungssinn
  • Gedächtnisschwierigkeiten
  • Depression
  • verlangsamte Reflexe
  • zu Krampf neigende Muskeln
  • Verstopfung
  • Gewichtszunahme
  • Zyklusstörungen bei Frauen
  • sexuelle Unlust, eingeschränkte Fruchtbarkeit und Potenz
  • heisere Stimme
  • geschwollenes Gesicht
  • trockene und raue Haut
  • glanzloses Haar bis hin zum Haarausfall
  • Durchblutungsstörungen mit Missempfindungen
  • verlangsamter Herzschlag, niedriger Blutdruck sowie vergrößertes Herz
  • veränderte Blutwerte
  • erhöhter Cholesterinspiegel mit einhergehender Arteriosklerose

Neugeborene mit Schilddrüsenunterfunktion zeigen Bewegungsarmut, abgeschwächte Muskelreflexe, Verstopfung und Trinkunlust. Daneben kann es zu einer verlängerten Neugeborenen-Gelbsucht kommen. Wenn der Hormonmangel nicht behandelt wird, verzögern sich die geistige und körperliche Entwicklung.

Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion

Eine Schilddrüsenunterfunktion wird mit Arzneimitteln behandelt, die die nötigen Schilddrüsenhormone enthalten. Einer der oft verwendeten Wirkstoffe heißt Levothyroxin (L-Thyroxin). Die Einnahme erfolgt ein Leben lang. Mithilfe einer Blutuntersuchung wird dabei der Hormonstatus regelmäßig überprüft, um gegebenenfalls die Dosis anzupassen.

Bei der Einnahme der Hormontabletten muss der Patient jedoch einiges berücksichtigen. So sollten Sie das Mittel gegen Schilddrüsenunterfunktion nicht gemeinsam mit Calcium-reichen Nahrungsmitteln einnehmen. Milch, Milchprodukte oder Fruchtsäfte enthalten Calcium. Das Mineral blockiert die Aufnahme des Medikaments. Daher empfehlen Dosieranleitung die Einnahme oftmals eine halbe Stunde vor dem Essen.

Außerdem können Sie die Therapie Ihrer Schilddrüsenunterfunktion mit jodhaltigem Essen unterstützen. Der Tagesbedarf an Jod beträgt bei Erwachsenen bis zu einem Alter von 50 Jahren 200 Mikrogramm.

Schilddrüsenunterfunktion vorbeugen: Jodhaltige Ernährung bevorzugen

Salz
Achten Sie darauf, dass Sie jodiertes Speisesalz verwenden.
Bild: Rawf8 – Getty Images Pro (Canva.com)

Eine Schilddrüsenunterfunktion kann weder geheilt, noch in vielen Fällen vorgebeugt werden. Dennoch können Sie das Risiko, an einer Schilddrüsenunterfunktion zu erkranken, durch eine ausreichende Jodzufuhr minimieren. Dies ist beispielsweise durch die Verwendung von jodiertem Speisesalz und das Essen von Seefisch möglich. Kabeljau, Scholle und Seelachs sowie Meeresfrüchte und Algen eignen sich sehr gut, da sie einen besonders hohen Jodgehalt aufweisen.

Schon gewusst?

Auch in Milch, Milchprodukten und Eiern können größere Jodmengen enthalten sein. Der Gehalt ist abhängig vom verwendeten Futtermittel.

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Um den täglichen Bedarf an Jod zu decken, können Sie zusätzlich Jodpräparate einnehmen. Gerade Schwangere und Stillende haben hier einen erhöhten Bedarf. Halten Sie hierfür in Ihrer Arztpraxis Rücksprache.

Unsere Produkttipps – jodhaltige Präparate:   Jodid 100 µg HEXAL® TablettenJodid-ratiopharm® 200 µg


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Stand vom: 08.02.2023

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