Filmtablette

Bei der Filmtablette ist der Wirkstoff von einer Hülle umgeben

Die Filmtablette gehört zu den festen Arzneimittelformen. Ebenso wie die herkömmliche Tablette besteht sie aus dem Wirkstoff und anderen Hilfs- und Füllstoffen, die man mit hohem Druck zu einer optimalen Tablettenform zusammenpresst. Die Besonderheit der Filmtablette ist der glatte Überzug.

Tabletten mit Filmüberzug

Bei einer Filmtablette handelt es sich um eine Arzneimittel-Darreichungsform. Hersteller pressen den Wirkstoff ggf. mit Zusatz- und Hilfsstoffen zu einer Tablette zusammen und versehen diese anschließend mit einer Hülle. Dieser Filmüberzug besteht aus einem außerordentlich dünnen, pharmazeutischen Polymer (Kunststoff). Das ist auch der Unterschied zu einem Dragee, dessen glatter Überzug aus Zucker besteht. Früher war die Bezeichnung „Lacktablette“ üblich.

Typische Hilfsstoffe des Filmüberzugs

Zu den häufig vorkommenden Hilfsstoffen zählen:

  • Polyvinylalkohol: ein Polymer, welches als Überzugsmittel für die Herstellung von Filmtabletten Verwendung findet
  • Povidon: diverse Polymere, die als Bindemittel für Tabletten zum Einsatz kommen
  • Cellulosederivate: wie die Hypromellose, die aufgrund ihrer gelbildenden, verdickenden und stabilisierenden Eigenschaften verarbeitet werden
  • Copolymere der Methacrylsäure für magensaftresistente Arzneiformen
  • Schellack: als Überzugsmittel
  • Farbstoffe: etwa Eisenoxide und Titandioxid 
  • Weichmacher: etwa Macrogole (PEG), zum Beispiel Macrogol 6000
  • Emulgatoren: etwa Polysorbat 80
  • Süssungsmittel

Vorteile von Filmtabletten

Filmtabletten haben im Vergleich zu einfachen Tabletten oder anderen Arzneiformen mehrere Vorteile. So steuert der Überzug die Art und Weise der Wirkstoffabgabe. Außerdem sind Filmtabletten einfacher zu schlucken und resistenter gegen Umwelteinflüsse. Mengen die Arzneimittel-Hersteller dem Überzug ein Farbstoff bei, trägt dies zur Sicherheit des Arzneimittels bei. Denn die Unterscheidung einzelner Tabletten ist durch die farbliche Komponente einfacher.

Dünne Schicht mit großer Wirkung

Bei der Produktion der Filmtablette überziehen die Hersteller den inneren Kern mit einer Hülle. Diese hat vielfältige Funktionen: einen unangnehmen Geschmack etwa schwächen die Pharmazeuten durch die bei Beimengung von Geschmacksstoffen ab oder wandeln ihn sogar in einen angenehmen Fruchtgeschmack um. Besonders Kindern fällt die Medikamenteneinnahme so leichter. Zudem rutscht die Tablette mit einem Filmüberzug besser. Das Schlucken des Arzneimittels ist dadurch einfacher. Der Filmüberzug beeinflusst aber auch direkt die Medikamentenwirkung. Er bestimmt den Freisetzungsort und den Freitsetzungszeitpunkt des Wirkstoffs. Ebenso schützt der Überzug die Inhaltsstoffe vor Umwelteinflüssen. Das Medikament weist so eine lange Haltbarkeit auf.

Filmtabletten für eine regulierbare Gabe des Wirkstoffes

Tabletten
Tabletten werden unter Pressdruck aus Pulvern oder Granulaten gefertigt. Im Gegensatz zur Filmtablette fehlt ihnen der schützende Überzug.

Bei der Herstellung von Medikamenten sehen sich die Pharmazeuten oft mit der Herausforderung konfrontiert: Wie bringen wir den Arzneistoff genau an den Ort im Organismus, wo er optimal wirken soll?

Die Entwicklung von Filmüberzügen für Tabletten erwies sich als eine Möglichkeit, um die Wirkung eines Arzneistoffs nach der Einnahme zu steuern. Die Wissenschaft und Forschung hat die Filmüberzüge für Tabletten heute soweit perfektioniert, dass man die Freigabe des Wirkstoffes anhand des pH-Wertes reguliert. Das bedeutet, dass sich der pharmazeutische Kunststoff erst dann auflöst, wenn der richtige pH-Wert vorliegt.

Auch der Zeitpunkt und die Geschwindigkeit der Wirkstoff-Freisetzung wird über die spezielle Beschichtung gesteuert. So gibt es s. g. “Retard-Tabletten” die eine verzögerte, langsame Abgabe des Medikaments gewährleisten. Oft tragen diese im Kern der Tablette eine weitere umhüllte Schicht.

Beispiel zur Abgaberegulation des Wirkstoffs einer Filmtablette

Im Magen liegt ein pH-Wert von circa 1 bis 1,5 vor. Im Darm findet man dagegen einen pH-Wert von 5 bis 7. Manche Arzneistoffe sollen erst im Darm wirken. Gelangen diese jedoch ungeschützt in den Magen, verpufft deren Wirkung, da die Magensäure diese zersetzt. Mit einem entsprechenden Filmüberzug, der unbeschadet das saure Milieu des Magens passiert, gelangt die Filmtablette bis in den Darm. Dort angekommen ist sie so konzipiert, dass sich der Überzug ab einem pH-Wert von 5 auflöst und schließlich den Wirkstoff freisetzt.

Filmtabletten für eine angenehme Medikamentengabe

Dragee
Dragees haben meistens einen farbigen Zucker-Überzug. Im Gegensatz zu Filmtabletten sind sie nicht teilbar.

Der Überzug einer Filmtablette erleichtert auch die Einnahme des Medikamentes. Durch die glatte Oberfläche lässt sich die Arznei besser schlucken. Die richtige Einnahme einer Filmtablette erfolgt daher unzerkaut und mit ausreichend Flüssigkeit.

Falls der Wirkstoff oder andere Bestandteile der Tablette einen bitteren Geschmack haben, verdeckt bzw. mildert der Filmüberzug dies. Demzufolge muss eine Medizin doch nicht bitter schmecken, damit sie hilft. Einen angenehmen Geschmack erreichen die Produzenten mit Zusatzstoffen.

Filmtabletten lassen sich im Gegensatz zu Dragees teilen, da zum einen der Überzug hauchdünn und zum anderen eine Kerbe in die Tablette eingearbeitet ist. So gewährleisten Hersteller, dass sich die Patienten vom Wirkstoff auch exakt die Hälfte verabreichen können.

Filmtabletten für einen Schutz des Wirkstoffes

Nicht zuletzt bildet der Film einen Schutz des Medikaments vor äußeren Einflüssen bei der Verpackung oder Lagerung. Der Wirkstoff wird beispielsweise vor Lichteinfluss geschützt. Die Tablette trocknet nicht aus, zerbröckelt nicht – kurz: von dem Wirkstoff geht nicht verloren.

Schon gewusst?

Das Überziehen mit einer dünnen Außenschicht haben sich die Pharmazeuten von der Süßwaren-Herstellung abgeschaut. Jeder kennt wohl mit Zucker überzogene Fruchtgummis oder Schokolinsen. Ganz ähnlich läuft der Prozess auch bei der Herstellung der Filmtabletten. Der Überzug ist allerdings nicht aus Zucker, wie das bei den Dragees der Fall ist, sondern aus verschiedenen Kunststoffen.

Anwendungsgebiete von Filmtabletten

Medikament
Filmtabletten werden unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit eingenommen.

Filmtabletten sind so praktisch, dass sie sehr häufig zum Einsatz kommen. Insbesondere, wenn der Wirkstoff bitter schmeckt oder die Tablette magensaftresistent sein soll, entfaltet die Filmtablette ihre volle Wirkung. Sehr viele Schmerzmittel, etwa mit dem Wirkstoff Ibuprofen, werden als Filmtablette gereicht.

Unsere Produkttipps für Filmtabletten: Ibu 400 akut – 1 A Pharma® Filmtabletten bei Schmerzen | Dolormin® Migräne bei Migräne | Aqualibra® Filmtabletten zur Durchspülung der Harnwege

Tipps zur leichteren Einnahme

  • Nehmen Sie Filmtabletten mit einem großen Schluck Wasser in den Mund.
  • Legen Sie den Kopf nicht in den Nacken. Denn bei dieser Vorgehensweise besteht die Gefahr, dass das Präparate beim Schluckversuch nach dem Abfließen der Flüssigkeit im Mund liegen bleibt.
  • Ziehen Sie vielmehr Ihr Kinn zur Brust.

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Stand vom: 04.07.2022

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit findet sich im Text die jeweils männliche Form bei Personenbezeichnungen. Es versteht sich jedoch von selbst, dass sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter beziehen. 

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