Was tun bei einer Pilzvergiftung?

Foto eines Pilzsuchers mit gut gefülltem Pilzkorb

Wenn die Pilze aus dem Waldboden schießen, juckt es vielen in den Fingern. Die leckeren Schmankerl, schon köstlich zubereitet vor Augen, landen aus Unkenntnis oft Giftpilze im Korb. Mit einer Pilzvergiftung (Myzetismus) ist jedoch nicht zu spaßen. Sie kann bis zum Tod führen.

Bei der Pilzsuche genügt es nicht, sich auf Pilzbücher und Apps zu verlassen, rät das Gesundheitsministerium. Die Gewissheit, dass es sich bei den gesammelten Pilzen um Speisepilze handelt, sollten geprüfte Pilzberater:innen erbringen.

Was ist ein Pilz?

Fliegenpilz
Fliegenpilze sind Giftpilze, die wir gut kennen und in der Regel stehen lassen.
Bild: pixabay

Wenn wir das Wort “Pilz” hören, denken wir in erster Linie an Speisepilze. Doch in diese Gruppe gehören nicht nur Vielzeller wie die Ständerpilze, sondern auch Einzeller wie die Backhefe. Tatsächlich ist die Artenvielfalt der Pilze größer als die der Pflanzen. Allein in Deutschland gibt es schätzungsweise 14.000 Arten; weltweit rechnen Fachleute mit über 1,5 Millionen Arten. Allein über 400.000 Ständerpilze gibt es, so die Annahme. Zu ihnen gehören die meisten Speisepilze. In Deutschland kommen geschätzt 5.700 vor. Davon sind die meisten ungenießbar.

Großpilze sind Pilze, die einen Fruchtkörper ausbilden, der größer als 4 Millimeter ist. Zu ihnen zählen Ständerpilze und einige Schlauchpilzarten.

Pilze sind keine Pflanzen. Sie gewinnen ihre Energie nicht aus Sonnenlicht. Vielmehr sind sie auf organische Nährstoffe angewiesen. Diese nehmen Pilze über die Zellwand auf. Die Notwendigkeit, organische Nährstoffe aufzunehmen, haben sie mit den Tieren gemein. Ohnehin stehen sie in ihrer Charakteristik den Tieren näher als den Pflanzen. Pilze sind jedoch unbeweglich. Außerdem bilden sie kein Gewebe, sondern – so sie mehrzellig sind – ein Geflecht (Myzel) aus Zellfäden.
Pilze vermehren sich über Sporen, die zur Verbreitung, Fortpflanzung und zur Überdauerung dienen.

Echte oder unechte Pilzvergiftung?

Pantherpilz
Pantherpilz (Amanita pantherina)
Bild: cocoparisienne – pixabay (Canva)

Die in Giftpilzen enthaltenen Substanzen führen bereits in kleinen Mengen zu einer echten Pilzvergiftung. Beim Verzehr von Fliegen- oder Knollenblätterpilzen endet das Mahl mitunter tödlich.

Eine unechte Pilzvergiftung (auch sekundäre Pilzvergiftung) entsteht nicht durch Pilzgifte, sondern tritt als Pilzunverträglichkeit oder Pilzallergie in Erscheinung.

Schon gewusst?

Einige Menschen reagieren von Geburt an allergisch auf Pilzeiweiß.

Symptome einer Pilzvergiftung

Schon nach wenigen Minuten irritieren die ersten Symptome einer Pilzvergiftung. Pilztoxine führen zum Teil bereits nach wenigen Minuten zu Irritation oder entfalten ihre Nieren- und Leber-schädigende Wirkung unbemerkt und sorgen erst nach einigen Tagen für Vergiftungserscheinungen.

Neben verstärktem Speichelfluss, Schwindel oder Schweißausbruch können sich die Symptome einer Pilzvergiftung in Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen bis hin zu einer Herz-Kreislauf-Schwäche manifestieren.

Giftnotruf: Notruf nach dem Verzehr von Giftpilzen

Grüner Knollenblätterpilz
Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides)
Bild: arousa – Getty Images (Canva)

Beim geringsten Unwohlsein nach dem Verzehr von möglichen Giftpilzen, insbesondere nach selbst gesammelten Exemplaren, rufen Sie unverzüglich den notärztlichen Dienst. Alternativ steht der Giftnotruf zur Verfügung. Da es keinen zentralen Giftnotruf für alle Bundesländer gibt, variieren die Telefonnummern entsprechend. Suchen Sie die für Ihr Bundesland richtige Telefonnummer heraus und heften Sie diese an den Kühlschrank. So ist sie bei Notfällen sofort zur Hand.

Notarzt: 112 (europaweit)

Giftnotruf:

  • Berlin: 030/19240
  • Bonn: 0228/19240
  • Erfurt: 0361/730730
  • Freiburg: 0761/19240
  • Göttingen: 0551/19240
  • Homburg: 06841/19240
  • Mainz: 06131/19240
  • München: 089/19240

Bei einem Giftnotruf kommt es auf folgende Angaben an:

  • Welchen Pilz haben Sie gegessen?
  • Welche Menge haben Sie verzehrt?
  • Wer ist betroffen: Name, Alter, Gewicht und Größe?
  • Wann wurde der (giftige) Pilz verzehrt?
  • Welche Symptomatik tritt auf?

Erste Hilfe: Maßnahmen bei Pilzvergiftung

Riesenlorchel
Riesenlorchel (Gyromitra gigas)
Bild: adrianam13 – Getty Images (Canva)

Im Idealfall heben Sie Pilzreste und erbrochene Speisereste zur Diagnosesicherung auf. Vom künstlichen Erbrechen, hervorgerufen durch Finger in den Hals stecken oder Salzwasser schlucken, raten ärztliche Fachkräfte ab. Gerade Kinder können sich leicht verschlucken. Zudem wird der Rachen unnötig gereizt. Bewahren Sie Ruhe und greifen Sie nicht zu Hausmitteln. Milch beispielsweise verstärkt manche Toxine.

Alle, die am Essen beteiligt waren, sollten auf eine Pilzvergiftung hin untersucht werden. Das ärztliche Personal wird die Symptome lindern, den Magen bei schweren Vergiftungen auspumpen und ggf. mit Aktivkohle behandeln. Im schweren Verlauf erfolgt die Behandlung von Nieren und Leber bis hin zur Transplantation.

Pilzvergiftung: Hilfe aus der Apotheke

Gemeiner Gallenröhrling
Gemeiner Gallenröhrling (Tylopilus felleus)
Bild: muuraa – Getty Images (Canva)

Bitte beachten Sie: Die in der Apotheke erhältlichen Wirkstoffe ersetzen keinesfalls den ärztlichen Besuch.

Bei Vergiftungen durch Lebensmittel, Medikamente und Schwermetalle wird medizinische Kohle eingesetzt. Kohle bindet Gifte, Bakterien und schädigende Fremdstoffe. Um die Substanzen zügig auszuscheiden, werden sie in Verbindung mit Abführmitteln verabreicht.

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Um Übelkeit und Magenschmerzen zu lindern, helfen einige Pflanzen. Dazu zählen die Bittere Schleifenblume, die Mariendistel und die Süßholzwurzel. Auch die Angelikawurzel, das Schöllkraut und die Melisse sind wirksam.

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Bei akuter Vergiftung ist jedoch ein Arztbesuch unerlässlich.

Pilzvergiftung durch falsche Lagerung oder Zubereitung

Satansröhrling
Satansröhrling (Rubroboletus satanas)
Bild: adrianam13 – Getty Images (Canva)

Falsch zubereitete Pilze verderben den Magen und sorgen für Übelkeit oder Erbrechen. Beachten Sie bitte daher folgende Tipps:

  1. Verwenden Sie schon beim Pilzesammeln einen Korb oder luftige Stofftüten, damit die Pilze nicht frühzeitig verderben.
  2. Für die richtige Aufbewahrung von maximal ein bis zwei Tagen wählen Sie den Kühlschrank bzw. einen kühlen Ort.
  3. Essen Sie keine rohen Pilze (außer Kulturchampignon) und nehmen Sie keine großen Mengen zu sich, da Pilze als schwer verdaulich gelten.
  4. Entfernen Sie sämtliche braune Stellen.
  5. Kochen, garen oder braten Sie die Speisepilze bei mindestens 70 Gradmindestens eine Viertelstunde lang – um Parasiten und Bakterien abzutöten.

Speisepilze haben oft Giftpilze zum Doppelgänger

Einer der 150 bekannten Giftpilze in Europa ist der Knollenblätterpilz. In Deutschland ist er zu 90 Prozent an tödlichen Pilzvergiftungen beteiligt. Das liegt daran, dass er dem Schirmling, einem beliebten Speisepilz, ähnlich sieht. Auch andere Giftpilze werden häufig mit essbaren Pilzen verwechselt:

SpeisepilzeGiftpilze
Schirmling, SchafchampignonKnollenblätterpilz
SteinpilzGallenröhrling
SpeisemorchelFrühjahrslorchel
StockschwämmchenGifthäubling
PfifferlingOrangefuchsiger Raukopf (Orangefuchsiger Schleierling), Gabelblättling
Flockenstieliger HexenröhrlingSatansröhrling
Wiesenchampignon (Egerling)Giftchampignon (Karbolegerling), Knollenblätterpilz
MairitterlingZiegelroter Risspilz
NebelkappeRiesenrötling
Perlpilz (Rötender-, Grauer Wulstling)Pantherpilz
Violetter LacktrichterlingRosa Rettichhelmling
Erd-RitterlingTiger-Ritterling

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Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in Ihrer Apotheke.

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Stand vom: 27.08.2024

Coverbild: EduardSV – Getty Images (Canva)

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