Leukämie verstehen: Ursachen, Symptome und Therapiemöglichkeiten

Foto eines Vaters mit einem krebskranken Kind (Leukämie) im Patientengespräch mit Ärztin

Leukämie, umgangssprachlich als Blutkrebs bekannt, ist eine Erkrankung des blutbildenden Systems, nicht ausschließlich des Blutes selbst. Knochenmark und lymphatische Organe sind primär betroffen, da sie die verschiedenen Blutzellen aus gemeinsamen Vorläuferzellen produzieren.

Was ist Leukämie?

Leukämie ist eine Gruppe von Krebserkrankungen des blutbildenden Systems, auch bekannt als “weißer Blutkrebs” oder “Leukose”. Sie entstehen aus fehlerhaft entwickelten weißen Blutzellen (Leukozyten), die sich unkontrolliert vermehren.

Die fehlerhaften Leukozyten sind nicht funktionsfähig und verdrängen im Verlauf der Erkrankung zunehmend die gesunden weißen und roten Blutzellen sowie die Blutplättchen. Die Entwicklung von Blutzellen verläuft stufenförmig, wobei auf jeder Stufe eine unreife Vorläuferzelle entsteht. Störungen in diesem Reifungsprozess können zu verschiedenen Formen von Leukämie führen, die nicht ansteckend sind.

Schon gewusst?
Die Bezeichnung “Leukämie” leitet sich vom griechischen “leukos” für “weiß” und “haima” für “Blut” ab, da kranke weiße Blutkörperchen gebildet werden. Diese kranken weißen Blutkörperchen, wenn in großer Zahl vorhanden, verdrängen die gesunden Blutzellen und können das Nervensystem und innere Organe schädigen.

Leukämie-Formen

Es gibt zwei Hauptarten von Leukämien, je nachdem, aus welchen weißen Blutkörperchen die Leukämiezellen entstehen: myeloische und lymphatische Leukämien. Myeloische Leukämien entstehen aus Vorläuferzellen der Granulozyten, während lymphatische Leukämien aus Vorläuferzellen der Lymphozyten stammen.

Beide Arten von Leukämie können in akute und chronische Formen unterteilt werden. Akute Leukämien entwickeln sich schnell und manifestieren sich oft mit schweren Symptomen wie Fieber, die eine sofortige Behandlung erfordern. Chronische Leukämien hingegen sind schleichende Krankheiten, die oft über einen längeren Zeitraum unbemerkt bleiben und sich langsam entwickeln.

Die vier häufigsten Formen von Leukämien sind demnach:

  • Akute myeloische Leukämie (AML)
  • Chronische myeloische Leukämie (CML)
  • Akute lymphatische Leukämie (ALL)
  • Chronische lymphatische Leukämie (CLL)

Chronische lymphatische Leukämie (CLL) schreitet langsam fort und ist eine Sonderform von Lymphdrüsenkrebs (malignes Lymphom).

Neben den 4 Haupttypen gibt es noch einige andere Leukämieformen, die jedoch selten sind. Die myelodysplastischen Syndrome (MDS) sind sogenannte Vorstufen, bei denen das Knochenmark nicht richtig funktioniert und zu einer gestörten Bildung von Blutzellen führt. MDS können sich im Laufe der Zeit zu einer akuten Leukämie entwickeln, sind jedoch nicht immer bösartig.

Häufigkeit von Leukämien

Leukämie ist im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen wie Brust-, Dickdarm- oder Lungenkrebs relativ selten. In Deutschland machen Leukämien etwa 2,7 % der Tumorerkrankungen bei Frauen und 3,1 % bei Männern aus.

Jährlich erkranken in Deutschland rund 13.500 Menschen an Leukämien, wobei etwa 10 % an CML, etwa 50 % an CLL und ungefähr 40 % an ALL und AML leiden.

Infografik zu Leukämie, deren Häufigkeit und prozentualen Verteilung der unterschiedlichen Formen

Die häufigsten Altersgruppen für Leukämieerkrankungen liegen zwischen 60 und 70 Jahren, wobei Männer etwas häufiger betroffen sind als Frauen. Etwa 4 % der Betroffenen sind Kinder unter 15 Jahren.

Die verschiedenen Formen von Leukämie treten in jedem Lebensalter auf, kommen jedoch in bestimmten Altersgruppen häufiger vor:

Die akute lymphatische Leukämie tritt am häufigsten bei Kindern und jungen Erwachsenen auf, insbesondere bei Kindern im Alter von 3 bis 7 Jahren. Sie ist die häufigste Form von Leukämie und die führende Krebsart bei Kindern.

Die akute und chronisch myeloische Leukämie treten häufiger bei Erwachsenen mittleren und höheren Alters auf, während die chronisch lymphatische Leukämie hauptsächlich ältere Patient:innen betrifft und vor dem 50. Lebensjahr selten ist.

Welche Ursachen für Leukämien sind bekannt?

Die genaue Ursache vieler Leukämiearten ist unbekannt. Jedoch erhöhen Strahlenbelastung, bestimmte Chemotherapien oder Exposition gegenüber chemischen Stoffen wie Benzol, Formaldehyd, einigen Pestiziden und den Substanzen im Tabakrauch das Risiko für bestimmte Leukämiearten, obwohl nur eine geringe Anzahl der exponierten Personen tatsächlich an Leukämie erkrankt. Einige genetische Erkrankungen wie das Down-Syndrom und die Fanconi-Anämie erhöhen ebenfalls das Risiko. Bei einigen Patient:innen werden chromosomale Veränderungen als Ursache für Leukämie identifiziert.

Forschende verdächtigen das humane T-lymphotrope Virus, Typ 1 (HTLV-1) eine seltene Form von lymphatischer Leukämie, die erwachsene T-Zell-Leukämie, auszulösen. HTLV-1 ist eng mit HIV-1, dem Virus, das AIDS verursacht, verwandt. Eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus, das auch infektiöse Mononukleose verursacht, bringen Fachleute mit einer seltenen Form von lymphatischer Leukämie in Verbindung, die in Asien und Afrika auftritt.

Welche Symptome treten bei Leukämie auf?

Symptome bei akuter Leukämie entwickeln sich schnell und umfassen:

  • verminderte Leistungsfähigkeit
  • anhaltendes Fieber
  • nächtliches Schwitzen
  • Müdigkeit
  • Gewichtsverlust
  • Knochen- und Gelenkschmerzen
  • Blässe, Herzrasen, Luftnot, Schwindel bei Anämie
  • Blutungsneigung, Zahnfleisch- oder Nasenbluten
  • Blutergüsse (Hämatome)
  • Einblutungen in die Haut (Petechien)
  • Hautjucken
  • hartnäckige Infektionen in der Mundhöhle
  • schmerzlos geschwollene Lymphknoten
  • vergrößerte Leber und Milz
  • Hautausschläge
  • Zahnfleischwucherung
  • Rückenschmerzen

Im Endstadium verschlimmern sich die Symptome oft.

Chronische Leukämie beginnt schleichend und viele Patient:innen haben in den ersten Monaten oder Jahren keine Beschwerden. Allgemeine Symptome wie Müdigkeit und verminderte Leistungsfähigkeit werden oft nicht als Anzeichen für Leukämie erkannt. Symptome entwickeln sich erst in fortgeschrittenen Stadien, ähnlich wie bei der akuten Leukämie.

Bei chronischer myeloischer Leukämie (CML) gibt es drei Phasen:

  • Chronische Phase: Erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen (Leukozytose) und vergrößerte Milz (Splenomegalie), verursacht Druck im linken Oberbauch. Weitere Symptome sind Müdigkeit und verminderte Leistungsfähigkeit.
  • Akzelerationsphase (Übergangsphase): Weitere Erhöhung der Leukozytenzahl, sinkende Zahl roter Blutkörperchen und Blutplättchen. Symptome umfassen Hautblässe, Herzrasen, Luftnot, Nasen- und Zahnfleischbluten, Nachtschweiß und Fieber. Die Leber vergrößert sich.
  • Blastenkrise (Blastenschub): Das Knochenmark gibt große Mengen unreifer Blutzellvorstufen ins Blut ab, was Symptome einer akuten Leukämie verursacht.

Welche Formen der Behandlung von Leukämie gibt es?

Foto einer Patientin mit Freundin während der Krebs-Behandlung
Um Leukämie zu behandeln, gibt es verschiedene Therapieansätze.
Bild: FatCamera – Getty Images Signature (Canva)

Mediziner:innen setzen Chemotherapie, Immuntherapie und/oder gezielte Therapie zur Behandlung von Leukämie ein. Mitunter wenden sie Stammzelltransplantation, Strahlentherapie oder Operation an. Die Behandlung besteht letztendlich aus der Kombination verschiedenen Ansätze:

  • Chemotherapie: Tötet sich schnell teilende Zellen ab, darunter auch Krebszellen. Schädigt jedoch auch normale Zellen.
  • Immuntherapie: Nutzt das körpereigene Immunsystem, um Krebszellen zu bekämpfen.
  • Gezielte Therapie: Greift den biologischen Mechanismus von Krebszellen gezielt an.

Im Vergleich zur Chemotherapie ist das Risiko für Schäden an normalen Zellen bei Immun- und gezielter Therapie geringer, was sie besser verträglich macht. Die Auswahl der Therapie hängt von der Art der Leukämie ab.

Hinzu kommt die Behandlung möglicher Komplikationen, etwa durch Bluttransfusionen bei schwerer Anämie oder Antibiotika bei Infektionen. Bei Blutungen können Blutplättchentransfusionen erforderlich sein.

Eine geringe Anzahl von veränderten Zellen im Knochenmark wird als Remission bezeichnet, während ein Anstieg der Leukämiezellen einen Krankheitsrückfall (Rezidiv) darstellt. Bei einem Rückfall ist die Lebensqualität stark beeinträchtigt. Die Einbeziehung von Patient:innen und ihren Familien, wie die Therapie in solchen Fällen weiter erfolgt, ist wichtig. Eine einfühlsame Pflege, Linderung der Symptome und Bewahrung der Würde der Patient:innen sind von großer Bedeutung.


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Stand vom: 16.02.2024

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