AIDS

AIDS: Rote Schleife

Infektion mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV)

AIDS war in den Industrienationen das Schreckgespenst der 1980er und 1990er Jahre. Viele Menschen mussten ihr Leben lassen. Etwa 35 Millionen Menschen starben weltweit an AIDS. Vor allem in den ärmeren Regionen fehlt es an einer vernünftigen medizinischen Versorgung der HIV-Infizierten. Rund 38,4 Millionen Menschen sind heute HIV-positiv.

AIDS – eine erworbene Immunschwäche

Durch eine Infektion mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV) treten eine Reihe von Symptomen auf, die Mediziner:innen unter der Bezeichnung „AIDS“ zusammenfassen. Der Begriff steht kurz für „Acquired Immune Deficiency Syndrome“ (engl. für „erworbenes Immundefizienzsyndrom“).

Menschliche Zellen und diverse Viren verfügen über DNA (Desoxyribonukleinsäure). Das HI-Virus, welches zu der Gruppe der Retroviren gehört, besitzt als Erbsubstanz RNA (Ribonukleinsäure). Daher wird es auch als RNA-Virus bezeichnet. Die Erbsubstanz der AIDS-hervorrufenden Viren ist von einer Eiweißhülle umgeben. Deren Beschaffenheit ermöglicht den Keimen, sich an menschliche Immunzellen, z. B. T-Helferzellen, anzuheften. Diese T-Zellen werden durch HIV zerstört. Auf lange Sicht kommt es zu einer Schwächung des Immunsystems. Das begünstigt die Entwicklung andere Krankheiten.

Häufigkeit von Neuinfektionen und Todesfällen bei AIDS

Infektionen und Todesfälle

Die Zahl der Neuinfektionen ist weltweit rückläufig. Zählten die Wissenschaftler:innen im Jahr 2000 noch 3,2 Millionen Neuinfektionen, sind es 10 Jahre später nur noch 1,5 Millionen. Auch die Todesfälle sinken. So waren es 2017 erstmals unter einer Million, 2021 lediglich 650.000. Diese Zahlen belegen, dass das medizinische Personal weltweit beachtliche Erfolge bei der Eindämmung der Infektionskrankheit feiern darf.

Mehrere Faktoren führten zum Rückgang:

  • erfolgreiche Prävention
  • bessere Versorgung mit Medikamenten, die die Virusvermehrung hemmen
  • bessere Betreuung und Unterstützung von Menschen, die mit HIV leben

Trotz dieser Erfolge gehört AIDS weltweit immer noch zu den häufigsten Todesursachen. Denn in vielen Ländern fehlen Medikamente nach wie vor. In Ländern mit guter gesundheitlicher Versorgung hingegen ist die HIV-Infektion bei frühzeitiger Entdeckung keine akute Lebensbedrohung mehr, sondern eine chronische Erkrankung. Bei entsprechender Behandlung bringt sie über Jahrzehnte hinweg nur geringe Einschränkungen mit sich.

Aids
Stand: 31.12.2021

In Deutschland lebten Ende 2021 laut RKI rund 90.800 mit HIV-infizierte Personen, davon sind etwa 72.700 Männer. Es kamen in diesem Jahr 1800 Neuinfektionen hinzu. An AIDS verstarben 640 HI-Infizierte.

Ursprung der HI-Viren

Hi-Virus
Darstellung des HI-Virus.
Bild: 1821Studio – Getty Images (Canva.com)

HIV wird in zwei Arten unterteilt:

  • HIV-1 kommt weltweit vor und ähnelt dem Virus, der Schimpansen befällt.
  • HIV-2 ist eher in West-Afrika vorzufinden und kommt dem sogenannten Affen-AIDS-Virus, der bei Meerkatzen auftritt, sehr nah.

Man nimmt an, dass sich Menschen mit diesen Affenviren bereits im frühen 20. Jahrhundert infiziert haben. Die global verbreitetste Variante des Virus, HIV-1 M, entstand mutmaßlich in Kinshasa um 1920. In den ersten Jahrzehnten breitete sich das Virus nur langsam im Kongobecken aus. Ab den 1960er-Jahren gelangte der Erreger dann in die Karibik und von dort um 1970 nach Nordamerika. 1981 beschrieben Mediziner:innen erstmalig die Immunschwäche AIDS und 2 Jahre später wurde der HI-Virus als Ursache erkannt.

Übertragung von HIV

Die HIV-Übertragung erfolgt durch Blut, Sperma oder durch Vaginalsekret. Aber auch auf der Oberfläche der Darmschleimhaut finden sich die HI-Viren. Bei folgenden Aktivitäten besteht ein erhöhtes Risiko der AIDS- hervorrufenden Viren:

  • Ungeschützter Geschlechtsverkehr: 90 % der HIV-Infektionen werden sexuell übertragen, davon sind in Deutschland 70 % aller Infektionen bei homosexuellen Männern vorzufinden. Besondere Gefährdung geht vom Anal- oder Vaginalverkehr aus. Ein geringeres Risiko herrscht beim Oralverkehr vor.
  • Verunreinigte Spritzen bzw. nicht entkeimte medizinische Geräte: 6 % der an HIV-erkrankten Personen sind Drogenabhängige, die sich durch sogenanntes Needle-Sharing, das Weiterreichen von benutzten Spritzen, mit den AIDS-verursachenden Erregern infiziert haben. Die Wahrscheinlichkeit, sich im Krankenhaus an nicht desinfizierten Gerätschaften anzustecken, ist aufgrund der Hygienevorschriften in Deutschland höchst gering.
  • Nicht geprüfte Blutprodukte oder Organe: Durch strenge Kontrollen der Blutkonserven, Blutprodukte und Organe hierzulande ist das Infektionsrisiko eher ebenfalls sehr niedrig.
  • Während der Geburt von Mutter auf Kind: Bei weniger als einem Prozent der HIV-Übertragungen infiziert eine HIV-positive Mutter ihr Kind. Dies geschieht – sofern keine vorbeugenden Maßnahmen ergriffen werden – mit einer Wahrscheinlichkeit von 15 bis 20 %.

HIV wird nicht durch Tröpfcheninfektion übertragen.

Ob eine HIV-Übertragung tatsächlich stattfindet, hängt von verschiedenen Größen ab. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass je mehr Erreger in den Körper gelangen, umso wahrscheinlicher eine Ansteckung ist. Zudem sind bestimmte Eigenschaften des Erregers maßgeblich, wie:

  • die Virulenz, d. h. die Fähigkeit, eine Erkrankung auszulösen
  • der allgemeine Gesundheitszustand der Person, auf der das HIV übertragen werden kann

Bei manchen Personen reicht ein einziger Risikokontakt aus, um eine Infizierung mit den AIDS-hervorbringenden Viren auszulösen. Bei anderen Personen bleibt ein jahrelanger ungeschützter Sexualkontakt folgenlos. Statistisch gesehen kommt es bei 1 bis 10 von 1.000 Risikokontakten zu einer Infektion mit HIV.

Symptome bei einer HIV-Infektion

Aids

Einige Tage oder Monate nach der Ansteckung mit dem HI-Virus kommt es zu einer akuten HIV-Erkrankung, die sich durch grippeähnliche Symptome, Lymphknotenanschwellung und Abgeschlagenheit äußert und bald wieder abklingt. HIV-Infizierte sind hernach über mehrere Jahre oder Jahrzehnte beschwerdefrei. Im weiteren Verlauf der HIV-Infektion kommt es verstärkt zu den typischen Anzeichen und meist zum Ausbruch von AIDS. Wann es dazu kommt, hängt allerdings von der sonstigen körperlichen Verfassung oder vom Lebensstil der Infizierten ab. Betroffene haben häufig Durchfälle und verlieren stark an Gewicht. Sie leiden ferner an Infektionskrankheiten und entwickeln verstärkt Tumore, die für AIDS typisch sind und deshalb zu den sogenannt AIDS-Indikatorkrankheiten zählen.

Es wird in drei Stadien der HIV-Infektion beziehungsweise AIDS-Erkrankung unterschieden.

Stadium A – HIV-Neuinfektion und/oder HIV-Infektion ohne Symptome

Stadium A ist durch ein Anschwellen der Lymphknoten in verschiedenen Körperregionen, das sogenannte Lymphknoten-Syndrom (LAS), gekennzeichnet. Ein bis sechs Wochen nach der Infizierung kommt es zu grippeähnlichen Symptomen, wie:

  • Halsentzündung
  • Glieder- und Kopfschmerzen
  • Hautausschlag in den oberen Körperregionen

Die einen Zentimeter großen Flecken können geschwollen sein und jucken. Sie verschwinden nach wenigen Tagen wieder.

Stadium B – Auftreten HIV-typischer Begleiterkrankungen

Die mit dem AIDS-auslösenden Virus Infizierten haben:

  • wiederholte Fieberschübe über 38,5 °C
  • Durchfall, der länger als einen Monat dauert
  • Pilzbefall der weiblichen Geschlechtsorgane und des Mund- und Rachenraumes
  • weißliche, Beläge am Zungenrand, die sich nicht abwischen lassen
  • an mehreren Stellen auftretende Gürtelrose
  • Nervenerkrankungen der Arme und Beine
  • Schleimhautveränderungen am Gebärmutterhals
  • Beckenentzündungen mit Eiteransammlungen im Eileiter oder den Eierstöcken

Stadium C – Ausbruch der AIDS-Erkrankung

Die Betroffenen leiden an lang andauernden Durchfällen (Wasting-Syndrom) und starkem Gewichtsverlust. Wenn die HI-Viren das Nervengewebe angreifen, verursachen sie Funktionsstörungen des Hirns bis hin zur Demenz (HIV-assoziierte Enzephalopathie, HIVE). Die immungeschwächten Patient:innen leiden des Weiteren an sogenannten opportunistischen Infektionen mit anderen Viren, Parasiten, Bakterien, Pilzen oder Protozoen. Diese führen zu Erkrankungen, wie:

Pilze können die Speiseröhre, die Luftröhre, die Bronchien oder die Lunge befallen. Herpes-Infektionen treten in Lunge, Speiseröhre und Magen auf.

Behandlung von AIDS und HIV-Infektion

HIV
Ein HIV-Test bringt Gewissheit. Liegt eine Erkrankung mit den gefährlichen HI-Viren vor?
Bild: jarun011 – Getty Images (Canva)

Ein HIV-Test überprüft, ob sich Antikörper gegen das HI-Virus gebildet haben. Sind diese vorhanden, gelten die Geprüften als HIV-positiv.

Eine Behandlung richtet sich gegen das HI-Virus und soll den Ausbruch von AIDS verhindern bzw. möglichst lang hinauszögern. Ist AIDS bereits ausgebrochen, muss das ärztliche Personal die Begleiterkrankungen ebenfalls behandeln. Die Patient:innen unterstützen eine Therapie durch eine gesunde Lebensweise. Zudem helfen psychosoziale Betreuung und der Austausch mit anderen Betroffenen.

Während in Industrieländern die medizinische Versorgung gegeben ist und in der Regel Betroffene kaum noch Einschränkungen hinnehmen müssen, sterben in Entwicklungsländern nach wie vor Personen an AIDS. Aber auch hier hat sich die Versorgung in den letzten Jahren verbessert.

Medikamente, die ganz bestimmte Abläufe des Zellbefalls hemmen, werden in der Therapie gegen HIV, der sogenannten hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) verwendet. Im Einzelnen umfasst die Behandlung nachfolgende Medikamente:

  • Die Entry-Inhibitoren hemmen das Eindringen von HIV in die menschlichen Zellen, indem sie das Andocken (Anheften) von AIDS-auslösenden Viren an die Immunzellen und/oder die Fusion von Virushülle und Zellmembran verhindern. So unterbinden Wirkstoffe wie Enfuvirtid diese Verschmelzung.
  • Wirkstoffe wie Lamivudin, Tenofovir und Nevirapin sind Reverse-Transkriptase-Hemmer, die ein spezielles Virusenzym blockieren, welches die Erbinformation des HI-Virus (RNA) in DNA „übersetzen“ kann.
  • Integrase-Hemmer wie Ralteraviv wiederum verhindern, dass das Virusenzym Integrase die „übersetzte“ HIV-DNA in die Erbinformation der Immunzellen einbaut.
  • Das Enzym HIV-Protease sorgt dafür, dass eine infizierte Zelle aus Eiweißen Bausteine für neue HI-Viren bildet. Dies verhindern Protease-Hemmer wie Ritonavir, Nelfinavir, Fosamprenavir und Indinavir.

Da das HI-Virus mutiert und die Erbinformation von HIV samt Oberflächenbeschaffenheit seiner Hülle sich im Laufe der Zeit ändert, kommt es zu Wirkungsminderungen oder gar zu einem Wirkungsverlust der Medikamente. Die medikamentöse Behandlung besteht in diesen Fällen aus vielen verschiedenen Substanzen, damit ein Mindestmaß an Wirkung möglich ist.

Es ist sinnvoll, bereits während der mehrjährigen, anzeichenfreien Latenzphase antiretrovirale Medikamente einzusetzen, da dies die Lebenserwartung von Betroffenen steigert. AIDS ist nach wie vor nicht heilbar. Die HI-Viren verbleiben im Körper.

HIV-Infektion verhindern

Kondom
Safer Sex verhindert die Übertragung von Krankheiten.
Bild: solidcolours – Getty Images Signature (Canva)

In Deutschland ist AIDS kein Todesurteil mehr. Dennoch bringt eine Erkrankung viele Nachteile mit sich. Deshalb sind Vorsichtsmaßnahmen wie Safer Sex, d. h. der Gebrauch von Kondomen, die eine Infektion mit HIV und somit AIDS verhindern, äußerst wichtig.

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Stand vom: 21.11.2023

Bild: Irina Shatilova – Getty Images (Canva.com)