Polio: Viren-Befall erzeugt dauerhafte Lähmung
Die als Kinderlähmung bekannte Poliomylitis (kurz Polio) ist eine gefährliche Infektionskrankheit. Die Polioviren befallen die muskelsteuernden Nervenzellen des Rückenmarks. Es kommt zu einer bleibenden Lähmung der unteren Extremitäten. In seltenen Fällen führt die Infektion mit den Polio-Viren bis zum Tod.
Synonyme: Polio | Poliomylitis | Heine-Medin-Krankheit
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Infektion mit Polio-Viren
Gefährdet sind vor allem 3- bis 8-jährige Kinder. Eine Infektion ist jedoch auch im Erwachsenenalter möglich. Polio-Viren übertragen sich mittels Tröpfcheninfektion oder fäkal-oral. Daher sind auch Eltern von betroffenen Säuglingen gefährdet. Befinden sich nämlich die Kinderlähmung-verursachenden Viren im Nahrungskreislauf, werden sie über die Lebensmittel aufgenommen und über den Stuhl wieder ausgeschieden. Eltern könnten sich beim Wechseln der Windeln mit den Polio-Erregern infizieren. Bereits wenige Stunden nach der eigenen Ansteckung werden Betroffene über 3 bis 6 Wochen selbst infektiös.
Im Jahr 1960 wurde in der DDR und in West-Berlin die Impfung gegen Polio-Viren eingeführt. 2 Jahre später folgte die Einführung in der BRD. Der Erfolg der jeweiligen Impfkampagne ist deutlich an den gemeldeten Fällen zu erkennen. Die Zahlen gingen nach der Einführung der Schluckimpfung rapide zurück.
Seit Ende der 1980er führen Ärzte und Ärztinnen Impfungen weltweit durch. Laut Unicef sind damit wohl 700.000 Todesfälle und 15 Millionen Erkrankungen erspart geblieben. Allerdings verhindern Kriege eine konsequente Durchimpfung. So brach in Syrien 2013/2014 Polio aus, da nur noch 60 % der Kinder geimpft waren.
In Deutschland impfen Mediziner:innen konsequent gegen Kinderlähmung. Seit ungefähr 20 Jahren ist kein Fall von Kinderlähmung bekannt.
In der an sich positiven Tatsache, dass Kinderlähmung in unseren Breiten inzwischen fast vergessen ist, liegt ein großes Risiko: Eltern fühlen sich sicher und lassen ihre Kinder nicht mehr gegen Kinderlähmung impfen. Dies könnte zu einer neuen Polio-Endemie in Europa führen. Denn: Solange nicht jeder gegen Polio geimpft ist, kann die Kinderlähmung durch eingeschleppte Erreger wieder ausbrechen.
Verlauf und Beschwerden bei Kinderlähmung
Die Heine-Medin-Krankheit verläuft unterschiedlich. Oft zeigen sich nur grippeähnliche Symptome. Mitunter kommt es zu schweren Komplikationen. Diese hinterlassen bleibende Schäden und führen teilweise bis zum Tod.
Erste Krankheitsphase bei Kinderlähmung
In der ersten Krankheitsphase, etwa 7 bis 14 Tage nach der Ansteckung, vermehren sich die Polio-Viren im menschlichen Organismus. Die Symptome der Kinderlähmung sind dabei denen einer Grippe ähnlich:
- Halsschmerzen
- Schluckbeschwerden
- Kopfschmerzen
- Gliederschmerzen
In der Mehrzahl der Fälle endet die Krankheit mit dem Abklingen der Anzeichen.
Jede zusätzliche Belastung führt in dieser Phase oft zum Ausbruch der Lähmungserscheinungen. Hierzu zählen:
- körperliche Anstrengungen
- Wunden
- Impfungen
- Operationen
Zweite Krankheitsphase bei Kinderlähmung
Bei 5 bis 10 % kommt es nach einer beschwerdefreien Woche zum Eindringen der Polio-Viren in das zentrale Nervensystem. Die 2. Krankheitsphase beginnt. Das Kind erleidet eine Hirnhautentzündung. Infolgedessen kommt es zu motorischen Störungen bis hin zur Muskellähmung. Wenn die Viren eine Entzündung der basalen Hirnareale hervorrufen, werden Nerven gelähmt, die für das Schlucken oder für die Atmung bzw. des Kreislaufs verantwortlich sind. Dies kommt zwar in den Fällen von Kinderlähmung selten vor, ist aber lebensbedrohlich. Symptome innerhalb dieser Krankheitsphase von Polio sind:
- Fieber um die 39 Grad Celsius
- Kopfschmerzen
- steifer Nacken
- Rückenschmerzen
- Muskelschmerzen
- schlaffe asymmetrische Lähmungen, insbesondere an den Beinen
- zunehmender Muskelschwund
- Versteifungen
- Beinverkürzungen
Typen von Kinderlähmung
Entsprechend der oben beschriebenen verschiedenen Verläufe lässt sich die Kinderkrankheit in 3 Typen unterteilen:
- Abortive (gemilderte) Polio: 6 bis 9 Tage nach der Infektion – ohne Infizierung des Zentralnervensystems, d. h. Gehirn und Rückenmark – treten wenig kennzeichnende Anzeichen wie Fieber, Übelkeit, Halsschmerzen und Kopfschmerzen auf.
- Nicht-paralytische Polio (aseptische Meningitis): Nach 3 bis 7 Tagen abortivem Polio treten Symptome wie Fieber, Nackensteifigkeit, Rückenschmerzen und Muskelschmerzen auf; das Zentralnervensystem ist infiziert.
- Paralytische Polio: Das Zentralnervensystem ist infiziert, nach ein bis 2 Tagen nicht-paralytischer Polio kommen Symptome wie asymmetrische Lähmungen, insbesondere der Beine und bleibende Körperschäden hinzu.
Polio vorbeugen: Impfen gehen
Achten Sie darauf, dass Ihr Kind nicht schutzlos den Polio-Viren ausgeliefert ist. Lassen Sie es impfen! Die 1. Impfung kann ab dem 3. Lebensmonat durchgeführt – und muss danach mehrfach wiederholt – werden. Gerade vor Auslandsreisen in weniger entwickelte Länder sollten Sie darauf achten, dass Ihr Kind hinreichend gegen Kinderlähmung geschützt ist. Denn die Ansteckungsgefahr in diesen Gebieten ist um ein Vielfaches höher als in Westeuropa.
Kinderlähmung behandeln
Ist Ihr Kind erst einmal infiziert, lässt sich der Erreger nicht direkt bekämpfen. Eine Behandlung beschränkt sich daher lediglich auf die vorhandenen Symptome. So ist eine strenge Bettruhe dringend erforderlich. Sobald Lähmungserscheinungen auftreten, erfolgt die weitere Behandlung in einem Krankenhaus.
Während der Bettruhe sollten Sie auf eine muskelentspannende, wechselnde Lage achten. Um eine Rückgratverkrümmung zu verhindern, lagern Sie Ihr Kind stets mit gestreckter Wirbelsäule. Durch Krankengymnastik während und auch nach der Krankheit fallen die Schäden an der Muskulatur geringer aus.
In schweren Fällen, d. h. bei einer paralytischen Polio ist eine maschinelle Beatmung und intensivmedizinische Betreuung nötig.
Behandlung bei leichtem Verlauf
Bei einem leichten Verlauf gilt es, die Beschwerden wie Fieber, Kopf-, Glieder- und Halsschmerzen zu mildern.
Ihr Kind sollte viel trinken. Neben stillem Wasser sind Kräutertees jetzt eine gute Wahl. Viele Arzneitees haben eine entzündungshemmende Wirkung. Insbesondere Kamillen- und Salbeitee sind zu empfehlen. Wenn Ihr Kind über Halsschmerzen klagt, lassen Sie es mit hochkonzentrierten Salbei- oder Kamillentee gurgeln.
Alternativ bieten sich Lutschtabletten an. Wobei man die Altersangaben beachten muss, da viele Präparate erst für Kinder ab 6 Jahren geeignet sind. Lutschpastillen mit Isländisch Moos bilden einen Schutzfilm auf der gereizten Schleimhaut. In vielen Halsbonbons sind außerdem örtlich betäubende sowie desinfizierende Wirkstoffe enthalten.
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Halswickel sind ebenfalls eine gute Behandlungsmethode. Dazu tränken Sie ein Handtuch in Wasser, Zitronensaft oder Quark und wickeln es für 20 bis 30 Minuten um den Hals Ihres Kindes.
Die Schmerzen können mit Schmerzmittel behandelt werden.
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Stand vom: 12.10.2023
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