Schizophrenie: Wahn, Halluzinationen, sozialer Rückzug – eine vielschichtige psychische Erkrankung

Betroffene leben in einer anderen Welt. Das Denken, Handeln und Fühlen ist verändert. Die Schizophrenie ist eine ernste psychische Erkrankung, die für die Patient:innen und ihr Umfeld sehr gefährlich ist. Frühzeitig diagnostiziert, kann sie aber gut behandelt werden.

Schizophrenie – eine Psychose

Die Schizophrenie zählt zur Erkrankungsgruppe der Psychosen. Diese Gruppe umfasst psychische Störungen, die eine Veränderung der Wahrnehmung, des Denkens, des Handelns und des Fühlens verursachen. Das Bewusstsein und die Intelligenz sind hierbei nicht beeinflusst. Bei der Schizophrenie handelt es sich um eine sog. endogene Psychose. Dies bedeutet, dass die Erkrankung aus verschiedenen inneren Faktoren heraus entsteht, ohne dass ein äußerer oder körperlicher Auslöser erkennbar ist.

Im Allgemeinen wird die Schizophrenie oft fälschlicherweise mit dem Bild einer „Persönlichkeitsspaltung“ verknüpft. Keinesfalls tragen Schizophrene verschiedene Persönlichkeiten in sich, vielmehr verändern sich Gefühle und Verhalten durch eine Fehlwahrnehmung der Umwelt.

Die Ursachen sind bis heute ungeklärt. Ein genetischer Einfluss ist wahrscheinlich, da eine starke familiäre Häufung besteht. Auch hormonelle Faktoren werden diskutiert. Ein Drogenkonsum kann den Ausbruch einer Schizophrenie fördern, dass Drogen die Ursache für die Erkrankung sind, ist jedoch unwahrscheinlich.

Schizophrenie in Zahlen

Die Auftretenswahrscheinlichkeit der Erkrankung ist weltweit gleich. 0,5 bis 1 % der Weltbevölkerung erleidet im Laufe des Lebens mindestens eine schizophrene Episode. In Deutschland sind ca. 25 Personen von 10.000 von einer Schizophrenie betroffen. Hierbei erkranken Frauen und Männer gleich häufig. Ein Unterschied besteht jedoch im Erkrankungsalter. Männer erkranken meist im Alter von 15 bis 25 Jahren. Bei Frauen tritt die Erkrankung oft zwischen dem 25. und 35. Lebensjahr erstmalig in Erscheinung.

10 % der Betroffenen beenden ihr Leben durch einen Suizid (Selbstmord).

Symptome der Schizophrenie

Infografik zu Symptomgruppen der Schizophrenie
Symptomgruppen der Schizophrenie

Wie genau sich die Schizophrenie beim Einzelnen äußert, ist sehr unterschiedlich. Die Ausprägung ist teilweise von der Persönlichkeit des Betroffenen abhängig. Das spezifische Beschwerdebild behalten Erkrankte in der Regel über einen längeren Zeitraum bei.

Die möglichen Schizophreniesymptome werden in drei Gruppen unterteilt. Hierzu zählen:

  • kognitive Symptome
  • Positivsymptome
  • Negativsymptome

Eine Schizophrenie-Erkrankung stellt immer eine Mischung der 3 Symptomgruppen dar. Meist verläuft sie schubförmig. Ein Krankheitsschub dauert hierbei von wenigen Wochen bis zu mehreren Monaten. Zwischendurch erholt sich der Erkrankte manchmal vollständig, erfährt aber in der Regel nach Monaten bis Jahren einen erneuten Schub. Oft bleiben nach einem Schub Restsymptome. Diese stammen oft aus dem Kreis der Negativsymptome. Sie beeinflussen den Erkrankten lebenslang.

Kognitive Symptome der Schizophrenie

Die Intelligenz ist im Rahmen dieser Psychose nicht beeinträchtigt. Allerdings bestehen häufig Probleme mit dem Denken, der Planung von Handlungen, der Aufmerksamkeit und dem Gedächtnis. Oft werden große Zusammenhänge mehrerer Faktoren nicht mehr verstanden. Des Weiteren ist ggf. die Sprache auffällig. Der Ausdruck ist vermindert und manche Erkrankte wiederholen permanent das gleiche Wort, die gleiche Phrase (med. Perseveration) oder sprechen in vollkommen unverständlichen Lauten (med. Idiolalie).  Die Ausprägung dieses Symptomkomplexes hat einen entscheidenden Einfluss auf die mögliche Alltagsbewältigung.

Positivsymptome der Schizophrenie

Zu den sogenannten Positivsymptomen kommt es durch eine verstärkte Wahrnehmung der Umgebungsreize. Herrschen diese vor, lässt sich generell auf einen günstigeren Verlauf der Erkrankung hoffen, als wenn die Negativsymptome dominieren. Klassische Positivsymptome sind:

  • Halluzinationen
  • Realitätsverlust
  • Denkstörungen, v. a. inhaltlich; häufig Wahnerlebnisse
  • innere Unruhe
  • Ich-Störungen (z. B. Gedankeneingebung, Gedankenausbreitung, Gedankenentzug, Gefühl fremdgesteuert zu werden)

Besonders häufig treten Halluzinationen auf. Hierunter versteht man Sinnestäuschungen. Betroffene nehmen Dinge wahr, die in Wirklichkeit nicht existieren. Neben den optischen Halluzinationen sind die akustischen Phänomene (med. Akoasmen) sehr häufig. Eine weitere Form sind die taktilen Halluzinationen, wo die Erkrankten unwirkliche Berührungen empfinden.

Etwa 84 % der Schizophrenie-Erkrankten haben das Gefühl, einige Gedanken werden ihnen von außen aufgedrängt. Dies äußert sich z. B. durch akustische Halluzinationen. Sie hören Stimmen, die häufig beleidigend sind. Auch Gehörlose können an akustischen Halluzinationen leiden, selbst wenn sie bereits taub zur Welt kamen.

Negativsymptome der Schizophrenie

Unter Negativsymptomen verstehen sich Auffälligkeiten, die durch eine verminderte Wahrnehmung mit einem Verlust von psychischen Fähigkeiten geprägt sind. So können die Erkrankten an Antriebslosigkeit mit dem Gefühl der Perspektivlosigkeit leiden. Teilweise wirken die Betroffenen apathisch.

Häufig kommt es zur Abflachung der Affekte. Hierunter verstehen Expert:innen eine reduzierte Wahrnehmung und Äußerung von Emotionen. Mitunter empfinden Betroffene keine positiven Gefühle wie Freude und Genuss mehr. Auch das Sozialleben ist stark beeinträchtigt. Ist dieses Negativsymptom der Asozialität ausgeprägt, verlieren die Erkrankten zunehmend das Interesse an ihren Mitmenschen, sie ziehen sich zurück und auch ihr sexuelles Interesse sinkt. Verstärkt wird dies noch durch eine Abnahme der Mimik und Gestik. Die Schizophrenie-Erkrankten wirken so auf ihr Umfeld ablehnend und gefühlskalt.

Negativsymptom-lastige Schizophrenien beginnen oft langsam und haben meist einen langwierigen, ungünstigen Verlauf. Frühsymptome sind ggf. depressive Verstimmungen oder ein gestörter Schlaf. Diese bringen Fachleute jedoch oft erst im Verlauf mit einer Schizophrenie in Verbindung. Ein Behandlungsbeginn erfolgt daher oft verspätet.

Bei einem schubweisen Verlauf verbleibt in den Zwischenphasen oft ein Teil der Negativsymptome (Residualsymptome). Besonders häufig sind dies Antriebslosigkeit und eine verminderte Sozialkompetenz.

Therapie der Schizophrenie

Patientengespräch
Neben Ergo- und Soziotherapie spielt auch die Psychotherapie eine große Rolle bei der Behandlung von Schizophrenie.

Schizophrenie ist nicht heilbar. Mit einer frühzeitig eingeleiteten Therapie beeinflussen Expert:innen den Verlauf jedoch positiv und erreichen einen stabilen Zustand beim Erkrankten. Einen wichtigen Pfeiler der Behandlung stellt die medikamentöse Therapie dar. In den akuten Phasen kommen Arzneimittel der Gruppe der Neuroleptika zum Einsatz. Diese beeinflussen die Botenstoffe und Reizüberleitung im Gehirn, mildern die Symptome oder beseitigen sie vollständig. Ergänzt wird dies durch Psycho-, Ergo-, Sozio- und Arbeitstherapie. Eine ausreichende körperliche Betätigung wirkt sich ebenfalls positiv auf den Krankheitsverlauf aus.

In manchen Fällen, v. a. wenn die medikamentöse Therapie nicht ausreichend wirkt, wird bis heute noch die Elektrokrampftherapie angewendet. Hierbei wird das Gehirn der Patient:innen unter Narkose durch elektrische Reize kurzzeitig übererregt. Im Anschluss sind die Symptome meist deutlich gebessert, Rückfälle sind allerdings häufig.

Pflanzliche Präparate verabreichen Mediziner:innen bei leichten Angstzuständen, depressiven Störungen und Schlafstörungen ergänzend. Hier stehen z. B. pflanzliche Mittel aus Baldrian, Melisse und Johanniskraut zur Verfügung.

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Stand vom: 24.11.2023 

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