Phytoöstrogene

Isoflavone und Co.

Phytoöstrogene, wie sie in Soja, Rotklee und Alfalfasamen vorkommen, spaltet die Ernährungswissenschaft in Befürworter und Gegner. Die Studienlage ist nicht eindeutig und gibt Hinweise auf eine krebsfördernde sowie krebshemmende Wirkung. Ein Überblick.

Was sind Phytoöstrogene?

Phytoöstrogene (auch Phytoestrogene) gehören in die Gruppe der sekundären Pflanzenstoffe. Sie weisen eine strukturelle Ähnlichkeit mit dem menschlichen Sexualhormon Östrogen auf. Insgesamt sind 36 Pflanzenöstrogene bekannt.

Zu ihnen gehören Substanzen wie Isoflavone, Lignane und Coumestane.  

Wirkung von Phytoöstrogene

Aufgrund ihrer Ähnlichkeit zum Östrogen binden sich Phytoöstrogene an Estrogenrezeptoren. Sie imitieren die hormonelle Wirkung von Östrogen und verändern dadurch unser Hormonsystem. Auf der einen Seite können Phytoöstrogene das Gleichgewicht stören. Auf der anderen Seite sind Studien bekannt, bei denen Phytoöstrogene positive Effekte zeigen, etwa ein gesunkener Cholesterinspiegel, ein geringeres Risiko, an Osteoporose oder Brustkrebs zu erkranken und eine Verbesserung bei Beschwerden in den Wechseljahren.

Schon gewusst?

Phytoöstrogene wirken als endokrine Disruptoren. Die auch als Umwelthormone oder Xenohormone bezeichneten hormonaktiven Substanzen verändern bereits in geringen Mengen unser Hormonsystem. Dadurch können Vorteile, aber auch große gesundheitliche Schäden entstehen.

Phytoöstrogene in den Wechseljahren

Phytoöstrogene wirken aufgrund ihrer Fähigkeit, an Östrogenrezeptoren zu binden, ähnlich wie körpereigene Östrogene. Daher können sie unter Umständen die typischen klimakterischen Beschwerden mildern und das Osteoporose-Risiko senken.

Die Meta-Analyse von Chen, Lin und Liu aus dem Jahre 2015 zeigt, dass Phytoöstrogene zur Verringerung der Hitzewallungen von Frauen in den Wechseljahren beitragen, ohne schwerwiegende Nebenwirkungen hervorzurufen.[1]

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Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gehen davon aus, dass bei empfohlener Dosierung und Dauer die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Isoflavonen bei Frauen während oder nach der Menopause als hinreichend sicher anzusehen ist. Allerdings sollte jede Frau vorher abklären, ob östrogenabhängige Erkrankungen vorliegen und die Einnahme von Phytoöstrogen-haltigen Präparaten mit Ihrem Frauenarzt absprechen.

Phytoöstrogene und Brustkrebs

Asiatisch Essen
Wissenschaftler vermuten, dass asiatische Frauen durch den Konsum von Sojaprodukten das Brustkrebsrisiko minimieren.
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Die Tatsache, dass asiatische Frauen, die in fernöstlichen Ländern leben und isoflavonreiche Lebensmittel konsumieren, weniger Brustkrebs haben als Frauen vergleichbaren Alters und Körperzustandes in anderen Regionen, führte zu einer Reihe von Untersuchungen. Leclercq und Jacquotb wiesen eine krebshemmende Wirkung von Genistein, einem Isoflavon, nach, betonen jedoch auch, dass die Verwendung von Phytoöstrogenen zur Brustkrebsbehandlung unzulänglich sei.[2]

Doch immer wieder kommt der Verdacht auf, dass Phytoöstrogene Brustkrebs verstärke, da sie eben eine ähnliche Wirkung wie Östrogene aufweisen und diese einen Tumor-fördernden Effekt haben. Tatsächlich eindeutig ist die Studienlage nicht. In Tierversuchen wurden krebshemmende als auch krebsfördernde Effekte nachgewiesen.

Das American Institute for Cacer Research (AICR) gab für Soja-haltige Produkte grünes Licht, solange der Konsum sich im Rahmen hält. So seien etwa 85 g Tofu und ein Glas Sojamilch am Tag nicht bedenklich. Auch das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) hält einen moderaten Verzehr von Soja-haltigen Produkten für unbedenklich. Es verweist auf Studien, die aufzeigen, dass Phytoöstrogene sogar die Gesamtsterblichkeit nach einer Brustkrebserkrankung senken. Allerdings warnt das Krebsforschungszentrum vor einer Einnahme größerer Mengen, wie sie mitunter in Nahrungsergänzungsmitteln vorkommen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht auszuschließen, dass höhere Mengen an Soja-Isoflavonen das Risiko eines wiederkehrenden Brustkrebses steigern. [3]

Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät Frauen mit oder nach einer hormonabhängigen Brustkrebserkrankung von Nahrungsergänzungsmitteln mit isolierten Isoflavonen explizit ab.

Soja als Nahrungsmittel hingegen trägt laut World Cancer Research Funds (WCRF) zu einer ausgewogenen und gesunden Lebensführung nach einer überstandenen Brustkrebs-Behandlung bei. In einigen Studien gibt es auch Hinweise darauf, dass Soja gegen Brustkrebs vorbeuge. Die Evidenz für eine präventive Wirkung von Soja ist bei Brustkrebs wie auch bei Prostatakrebs sehr hoch.

Phytoöstrogene und Fruchtbarkeit

Zu den gesundheitlichen Risiken in Verbindung mit Phytoöstrogenen wiesen Forscher Auswirkungen auf die Fertilität bei Tieren nach. So sinkt die Fruchtbarkeit von Schafen, wenn diese sich einseitig von Phytoöstrogen-haltigen Klee ernähren. Laboruntersuchungen an Versuchstieren untermauert die These, dass Phytoöstrogene einen negativen Einfluss auf die Fertilität haben. So zeigte sich, dass Soja sich negativ auf die Fortpflanzungshormone, die Spermatogenese, die Spermienkapazität und die Fruchtbarkeit bei Tieren auswirkt. Inwiefern der Mensch negative Folgen aufgrund seines Soja-Konsums zu erwarten hat, ist nicht geklärt.[4]

Bei erhöhter Aufnahme von Phytoöstrogenen kommt es bei manchen Männern zur Gynäkomastie. Dabei vergrößern sich die Brustdrüsen und es kommt zum Brustwachstum beim Mann.

Phytoöstrogene und Myome

Bei Myomen ist die Fachwelt sich ebenfalls uneinig. Die gutartigen Wucherungen der Gebärmutter können eine Größe von bis zu 20 Zentimetern erreichen und so auf umliegendes Gewebe drücken. Sie gedeihen in der Gegenwart von Östrogenen und kommen daher in der Regel vor der Menopause bei Frauen vor. In der Menopause, wenn der Östrogengehalt abnimmt, bilden sich die gutartigen Tumore zurück.

Wenn Phytoöstrogene eine ähnliche Wirkung wie Östrogene haben, könnte ein übermäßiger Konsum von Phytoöstrogen-haltigen Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln gegebenenfalls auch das Wachstum von Myomen fördern. In einer Studie deuteten die Ergebnisse allerdings auf eine potenziell schützende Wirkung von Soja gegen Uterusmyome hin.

Phytoöstrogene in Lebensmitteln

Pflanzenöstrogene
Pflanzenöstrogene sind in vielen Lebensmitteln enthalten. Du findest sie unter anderem in Tofu, Sojamilch, Knoblauch und Brokkoli.
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Einen besonders hohen Anteil an Phytoöstrogenen haben Sojabohnen, Klee- und Alfalfasprossen sowie Leinsamen. Die Sojabohne ist vor allem bei Veganern beliebt. Aus ihr lassen sich schmackhafte Nahrungsmittel herstellen, wie Tofu, Soja-Geschnetzeltes, Tempeh, Miso-Suppe, Natto oder Edamame. Neben den enthaltenen Isoflavonen ist Soja reich an Eiweiß, Mineralien und Vitaminen. Das fermentierte Tempeh ist außerdem reich an Probiotika. Auch in anderen Hülsenfrüchten wie Linsen, Kichererbsen und Bohnen finden sich die sekundären Pflanzenstoffe.

Leinsamen enthalten Lignane. Sie sind außerdem reich an Ballaststoffen und dienen daher einer verbesserten Verdauung. Als Zutat in Müslis, Smoothies oder Snacks ist Leinsamen eine regionale Alternative zu den ebenfalls ballaststoffreichen Chia-Samen. Auch weitere Ölsaaten enthalten nennenswerte Mengen.

Im Getreide wie Roggen, Hafer und Weizen lassen sich Phytoöstrogene in teils nennenswerten Mengen finden.

Ebenfalls reich an Phytoöstrogenen sind getrocknete Früchte. Hier enthalten insbesondere Aprikosen, Datteln und getrocknete Pflaumen einen hohen Anteil an Pflanzenöstrogenen. Trockenobst ist jedoch stark Fruktose-haltig und daher nur in Maßen zu genießen. Ebenfalls reich an Phytoöstrogenen sind Beeren wie Cranberrys, Erdbeeren, Himbeeren und Preiselbeeren.

Phytoöstrogene finden sich auch in Gemüse. Insbesondere Kohlsorten sind reich an den sekundären Pflanzenstoffen. Hier gehören Blumenkohl, Brokkoli, Rosenkohl, Kohlrabi und Weißkohl dazu. Daneben sind Zwiebel und Knoblauch reich an Phytoöstrogenen.

5-Top-Lebensmittel mit Phytpöstrogenen

Übersicht über phytoöstrogenhaltige Lebensmittel

LebensmittelPhytoöstrogenGehalt mg/100 g
LeinsamenLignane370-384
SojabohnenIsoflavone50-150
SojamehlIsoflavone155-170
NattoIsoflavone82
MisoIsoflavone60-77
RotweinIsoflavone30-50
BierIsoflavone15-50
TofuIsoflavone14-50
KürbiskerneLignane20,3-21,4
SojamilchIsoflavone6,6-9,7
SojasoßeIsoflavone5,2
ErdbeerenLignane1,6
OlivenLignane1,3
ErbsenIsoflavone0-7,3
AlfalfasprossenCoumestrol/Formononetin1,2/1,1
SchwarzteeLignane1,1
CranberryLignane1
Grüne BohnenFormononetin1
SonnenblumenkerneLignane0,82
HaferkleieLignane0,79
KürbisLignane0,7
MungbohnenCoumestrol0,69
WeizenkleieLignane0,66
SesamLignane0,66
BohnenIsoflavone0-6,3
BrombeereLignane0,57
SojasprossenCoumestrol0,54
KnoblauchLignane0,52
ErdnüsseLignane0,46
LinsenLignane0,46
SpargelLignane0,44
BrokkoliLignane0,26-0,44
WeizenkornLignane0,41
MöhrenLignane0,38
SüßkartoffelLignane0,34
getrocknete AprikoseLignane0,33
RoggenLignane0,11

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Stand vom: 07.03.2022

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit findet sich im Text die jeweils männliche Form bei Personenbezeichnungen. Es versteht sich jedoch von selbst, dass sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter beziehen. 

Weiterführende Literatur:

[1] Chen, M. N.; Lin, C. C.; Liu, C. F.: Efficacy of phytoestrogens for menopausal symptoms: a meta-analysis and systematic review. In: Climacteric: The journal of the international Menopause Society. 2015, April 18(2): S. 260-269

[2] Leclercq, G.; Jacquot: Interactions of isoflavones and other plant derived estrogens with estrogen receptors for prevention and treatment of breast cancer-considerations concerning related efficacy and safety. In: The Journal of steroid biochemistry and molecular biology. 2014, Januar 139: S. 237-244.

[3] Manegold, K.; Krieghoff-Henning, E.; Wittenberg, K.; Caspritz, S.; Penzkofer, A.; Weg-Remers, S.: Sojaisoflavone und Brustkrebs. Arzneimittel- & Therapiekritik. In: internistische praxis, Band 58/3: S. 495-504

[4] Cederroth, C. R.; Auger, J.; Zimmermann, C.; Eustache, F.; Nef, S.: Soy, phyto-oestrogens and male reproductive function: a review. In: International journal of andrology. 2010, April; 33(2): S. 304-16

Bildquelle: JackF – Getty Images (Canva.com)

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