
Autismus-Spektrum-Störungen (ASS)
Sozial zurückgezogene, stille Personen mit ganz besonderen Talenten – das stellen sich viele unter dem Begriff „Autismus“ vor. Dies wird dem bunten Bild der Autismus-Spektrum-Störung jedoch bei Weitem nicht gerecht. Diese neurologische Entwicklungsstörung fällt oft im frühen Kindesalter auf und setzt sich bis ins Erwachsenenleben fort. Nicht selten ist eine lebenslange Unterstützung der Betroffenen notwendig.
Themenübersicht
Autismus-Spektrum-Störung – ein Sammelbegriff

Der Begriff „Autismus-Spektrum-Störung“ löst zunehmend die Bezeichnung „Autismus“ ab. Expert:innen unterscheiden diesen Komplex in verschiedene Gruppen wie den „frühkindlichen Autismus“, das „Asperger-Syndrom“ und den „atypischen Autismus“. Diesen Störungen ist gemein, dass sie auf einer neurologischen Entwicklungsverzögerung beruhen und mit Auffälligkeiten in der Kommunikation, der sozialen Interaktion und dem Verhalten einhergehen.
Ursprünglich durch den Psychiater Eugen Bleuler als Bezeichnung eines Symptoms der Schizophrenie verwendet, wurde der Begriff des „Autismus“ bereits im Jahr 1911 genutzt. Damals stand er für eine auffällige Zurückgezogenheit und ausgeprägte innere Gedankenwelt von Betroffenen.
Zur Zeit des Dritten Reiches wurde der Begriff „Autismus“ dann zunehmend für eine vielfältige Entwicklungsstörung verwendet. So beschrieb der Kinderpsychiater Leo Kanner 1943 damit starke Auffälligkeiten in der geistigen Entwicklung, die bei Kindern bereits im Alter von weniger als 3 Jahren auftraten und als angeboren galten. Dieses Syndrom entspricht dem „frühkindlichen Autismus“. Expert:innen bezeichnen diese Erkrankung auch als Kanner-Syndrom. Parallel entwickelte Hans Asperger ebenfalls den Begriff des Autismus weiter. Er beschrieb damit allerdings eine schwächere Form, die später als „Asperger-Syndrom“ bekannt wurde.
Schon gewusst?
Ohne voneinander zu wissen, entwickelten Herr Kanner und Herr Asperger den Begriff des Autismus hinsichtlich einer neurologischen Entwicklungsstörung weiter. Während der frühkindliche Autismus nach Kanner rasch international bekannt war, dauerte es bei dem Asperger-Syndrom noch mehrere Jahrzehnte. Dies war auch den mangelnden Veröffentlichungen Aspergers Erkenntnisse in englischer Sprache geschuldet.
Symptome des Autismus

Wie genau sich der Autismus äußert, ist individuell sehr unterschiedlich. So sind die spezifischen Symptome, aber v. a. der Schweregrad ihrer Ausprägung verschieden.
Die Symptome betreffen hauptsächlich folgende 3 Bereiche:
- die soziale Interaktion
- die Kommunikation
- das Verhalten und die Interessen
Insgesamt sind männliche Personen wesentlich häufiger betroffen als weibliche. Außerdem besteht eine starke familiäre Häufung der ASS.
Symptome des Autismus im Bereich der sozialen Interaktion
Für Autist:innen ist es schwer, Kontakt und Beziehungen zu anderen Personen aufzubauen. Oft fällt dies schon im Säuglingsalter auf. Die Babys nehmen keinen Blickkontakt zu den Eltern auf. Sie erwidern ein Lächeln nicht und reagieren auf andere äußere Reize vermindert. Ein normaler Bindungsaufbau zu den Hauptbezugspersonen findet oft nicht statt. Später kommt es seltener zur Entwicklung von Freundschaften, oft spielen die Kinder hauptsächlich allein. Auch die Äußerung ihrer eigenen Gefühle fällt autistischen Personen schwer. So wirken sie oft starr und desinteressiert oder haben Gefühlsausbrüche, die als unangemessen gelten. Da sie die Gefühle anderer schlecht deuten können, kommt es häufig zu Missverständnissen.
Schon gewusst?
Die ersten Anzeichen des Autismus zeigen sich meist schon im Säuglingsalter. Oft denken Eltern, ihr Kind sei blind oder taub, weil es kaum auf seine Umgebung reagiert.
Symptome des Autismus im Bereich der Kommunikation
Ein zweiter Symptomkomplex stellt eine auffällige Sprachentwicklung dar. Diese reicht von einem verzögerten Sprechbeginn und einer reduzierten Sprachentwicklung bis hin zu einer sehr guten Sprachentwicklung. Meist fehlt die Untermalung des Gesprochenen mit Mimik und Gestik. Auch klingen die Sätze oft monoton und roboterhaft. Häufige Wiederholungen des Gesagten sind ebenfalls typisch. Der Beginn und die Aufrechterhaltung eines Gesprächs sind vielen Autist:innen nicht möglich.
Symptome des Autismus im Bereich des Verhaltens und der Interessen

Häufig zeigen Autisten und Autistinnen Stereotypien im Verhalten. Einzelne Abläufe werden immer wieder exakt gleich wiederholt. Den Betroffenen fällt es schwer, dies zu unterbrechen. Sie interessieren sich für ganz spezielle Dinge oder Details. Dies fällt während des Spiels auf. Häufig spielen sie nur mit einem bestimmten Merkmal eines Spielzeugs. Rollenspiele sind sehr selten. Viele autistische Personen haben einen bestimmten Lieblingsgegenstand, von dem sie sich nicht trennen können.
Inselbegabung bei Autisten und Autistinnen
Die Assoziation zwischen dem Begriff „Autismus“ und „Hochbegabung“ ist weitverbreitet. Und es stimmt, einige autistische Personen haben eine sehr ausgeprägte Begabung in einem bestimmten Bereich, eine sogenannte „Inselbegabung“. Fachkräfte bezeichnen das Phänomen als „Savant-Syndrom“. Es betrifft beispielsweise den mathematischen, den sprachlichen oder den musischen Bereich. Andere Interessen haben die Betroffenen meist nicht. Das Auftreten des Savant-Syndroms bei Autist:innen ist jedoch sehr selten und keinesfalls als typisch zu betrachten.
Schon gewusst?
Einige autistische Personen haben eine Inselbegabung. Dies bedeutet aber nicht, dass sie hochbegabt sind. Sie haben in einem speziellen Bereich eine starke Begabung, ihre Intelligenz weist jedoch in anderen Bereichen jede Ausprägung auf. Oftmals ist sie sogar vermindert.
Arten des Autismus
Bis vor einigen Jahren wurde das Krankheitsbild des „Autismus“ klassischerweise in 3 hauptsächliche Untergruppen unterteilt. Oft ist eine eindeutige Zuordnung der Betroffenen nur schwer möglich. Die Übergänge sind fließend. Eine genaue Zuteilung findet nur noch selten statt. Daher spricht die Fachwelt heutzutage allgemein von einer „Autismus-Spektrum-Störung“.
Folgende Tabelle gibt Ihnen einen Überblick über die Autismus-Typen:
Kanner-Syndrom | Asperger-Syndrom | |
Auftretenszeitpunkt | vor dem 3. Geburtstag, meist im ersten Lebensjahr | ab dem 4. Lebensjahr |
Sprachentwicklung | stark reduziert | sehr gute Sprachentwicklung |
Motorische Entwicklung | unauffällig | meist gestört, häufig Koordinationsstörungen |
Intelligenz | meist stark reduziert (geistige Behinderung), gelegentlich normal | meist normal, gelegentlich hochbegabt |
Bei der dritten Hauptform, dem atypischen Autismus, handelt es sich um eine Ausprägung, die dem frühkindlichen Autismus sehr ähnelt, aber erst nach dem 3. Lebensjahr auftritt.
Die Ausprägung der einzelnen Formen reicht von einer starken Beeinträchtigung des Alltagslebens mit einer lebenslangen Notwendigkeit von Unterstützung bis hin zu leichten Beeinträchtigungen, die Außenstehenden kaum auffallen.
Therapie des Autismus
So unterschiedlich wie das Erscheinungsbild ist, so individuell ist auch die Therapie im Rahmen einer ASS. Mit dem Ziel der Entwicklung der größtmöglichen Selbstständigkeit und der Förderung der sozialen Interaktion kommen meist Verfahren der Verhaltenstherapie, Logopädie und Ergotherapie zum Einsatz. Bestehen Begleiterkrankungen wie Depressionen und Angststörungen, ist eine medikamentöse Behandlung dieser wichtig. Hier stehen neben verschreibungspflichtigen Präparaten bei leichten Formen auch pflanzliche Mittel zur Verfügung.
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Stand vom: 28.03.2023
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