Schilddrüse und Psyche: Wie Hormone die mentale Gesundheit beeinflussen

Mann stützt Kopf auf gefaltete Hände und zeigt Anzeichen einer belasteten Psyche

Die Schilddrüse ist ein kleines, aber bedeutendes Organ im menschlichen Körper. Sie spielt eine zentrale Rolle im Stoffwechsel und beeinflusst viele körperliche Prozesse. Weniger bekannt ist jedoch ihr erheblicher Einfluss auf die Psyche. Eine Fehlfunktion der Schilddrüse kann zu einer Vielzahl psychischer Symptome führen, die von leichten Stimmungsschwankungen bis hin zu schweren Depressionen oder Angststörungen reichen.

Die Rolle der Schilddrüse im Körper

Die Schilddrüse produziert die Hormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3), die für den Energiestoffwechsel, das Wachstum und die Entwicklung des Nervensystems essenziell sind. Diese Hormone regulieren zahlreiche körperliche Prozesse, darunter die Herzfrequenz, die Körpertemperatur und das allgemeine Energielevel. Wenn die Schilddrüse zu viele oder zu wenige Hormone produziert, hat dies erhebliche Auswirkungen auf das emotionale Wohlbefinden.

Psychische Symptome bei Schilddrüsenerkrankungen

Störungen der Schilddrüsenfunktion haben erhebliche Auswirkungen auf die Psyche. Betroffene berichten häufig von Symptomen wie:

  • Stimmungsschwankungen
  • Depressionen
  • Angstzuständen
  • Konzentrationsproblemen
  • Schlafstörungen
  • Reizbarkeit und Nervosität

Die Symptome variieren je nachdem, ob eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) oder eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) vorliegt.

Überfunktion der Schilddrüse und Psyche

Eine Schilddrüsenüberfunktion führt dazu, dass zu viele Hormone produziert werden. Dies äußert sich in folgenden psychischen Symptomen:

  • Nervosität und Unruhe: Betroffene fühlen sich oft überdreht und können sich schlecht entspannen.
  • Schlaflosigkeit: Ein dauerhaft erhöhter Hormonspiegel erschwert das Einschlafen.
  • Angstzustände und Panikattacken: Die ständige Überaktivierung des Nervensystems führt zu intensiven Angstgefühlen

Die Behandlung einer Hyperthyreose erfolgt häufig mit Medikamenten zur Hemmung der Hormonproduktion oder durch eine radioaktive Jodtherapie.

Infografik über Schilddrüsenüberfunktion

Unterfunktion der Schilddrüse und Psyche

Im Gegensatz dazu produziert die Schilddrüse bei einer Hypothyreose zu wenige Hormone, was folgende psychische Auswirkungen haben kann:

  • Depressive Verstimmung: Antriebslosigkeit, Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit sind häufige Symptome.
  • Kognitive Beeinträchtigungen: Konzentrationsprobleme und Vergesslichkeit können auftreten.
  • Erschöpfung: Selbst nach ausreichend Schlaf fühlen sich Betroffene oft müde und antriebslos.

Die Behandlung besteht in der Regel aus der Einnahme von Schilddrüsenhormonen, um den Hormonspiegel auszugleichen.

Infografik zur Schilddrüsenunterfunktion

Diagnostik bei Fehlfunktion der Schilddrüse

Ärztin im Gespräch mit Patient
Die richtige Diagnose Fehlfunktion der Schilddrüse kann von Hürden begleitet sein.
Bild: seb_ra – Getty Images (Canva)

Die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion weisen oft große Ähnlichkeit mit den Beschwerden der Wechseljahre auf. Dies führt nicht selten zu Fehldiagnosen oder Missinterpretationen. Besonders betroffen sind Frauen zwischen 50 und 60 Jahren, da sie in dieser Lebensphase sowohl anfälliger für depressive Verstimmungen als auch für Schilddrüsenstörungen sind.

Die Herausforderung der frühen Erkennung einer Fehlfunktion der Schilddrüse

Schilddrüsenerkrankungen beginnen oft schleichend und mit wenigen auffälligen Symptomen. Zudem sind die Laborwerte in frühen Stadien meist noch im Normbereich, was die Diagnosestellung erschwert. Ein weiteres Problem ist, dass psychische Beschwerden häufig den körperlichen Symptomen vorausgehen, was eine gezielte Behandlung zusätzlich verzögert.

Um eine Schilddrüsenfehlfunktion festzustellen, sind verschiedene diagnostische Verfahren notwendig:

  • Blutuntersuchung: Bestimmung der Hormonwerte (TSH, T3, T4)
  • Ultraschall: Untersuchung der Schilddrüse auf Veränderungen
  • Szintigrafie: bildgebendes Verfahren zur Darstellung der Schilddrüsenaktivität

Je nach Diagnose erfolgt die Behandlung medikamentös, durch eine Ernährungsumstellung oder durch chirurgische Eingriffe.

Zusammenhang mit anderen Erkrankungen der Psyche

Eine Schilddrüsenerkrankung kann bestehende psychische Erkrankungen verstärken oder sogar auslösen. Besonders häufig beobachten Forschende einen Zusammenhang mit Depressionen und Angststörungen. Studienergebnisse [1] deuten darauf hin, dass beinahe jede zweite Depression auf eine Störung der Schilddrüse zurückzuführen ist. Eine frühzeitige Diagnose könnte vielen Patient:innen unnötiges Leid ersparen und die Akzeptanz ihrer Erkrankung erleichtern.

Die diagnostischen Kriterien der WHO für Depressionen zeigen Überschneidungen mit den Symptomen einer Schilddrüsenunter- oder -überfunktion. Deshalb fordern Fachleute, dass bei Betroffenen mit Stimmungsschwankungen oder depressiven Episoden stets eine gründliche Untersuchung der Schilddrüse erfolgen sollte, bevor psychologische Therapien eingeleitet werden.

Behandlung psychischer Problematiken bei Erkrankung der Schilddrüse

Die Behandlung psychischer Beschwerden im Zusammenhang mit Schilddrüsenerkrankungen erfordert einen ganzheitlichen Ansatz. Neben der medikamentösen Therapie zur Regulierung der Schilddrüsenhormone ist häufig auch eine psychotherapeutische Begleitung sinnvoll. Kognitive Verhaltenstherapien helfen, negative Denkmuster zu durchbrechen und Strategien zur Stressbewältigung zu entwickeln. Zudem können unterstützende Maßnahmen wie Achtsamkeitstraining oder körperliche Aktivität das allgemeine Wohlbefinden steigern. In einigen Fällen ist eine medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva notwendig, um schwere depressive Symptome zu lindern. Eine enge Zusammenarbeit zwischen endokrinologischem und psychologischem Fachpersonal ist dabei essenziell, um eine umfassende Betreuung der Betroffenen zu gewährleisten.

Tipps zur Unterstützung der psychischen Gesundheit bei Erkankung der Schilddrüse

Um die psychische Gesundheit zu unterstützen, sind folgende Maßnahmen hilfreich:

  • Stressmanagement: Techniken wie Yoga, Meditation oder Achtsamkeitstraining helfen, den Stresspegel zu senken und das emotionale Gleichgewicht zu verbessern.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit einem ausreichenden Jod- und Selengehalt unterstützt die normale Funktion der Schilddrüse. Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D und Eisen sind ebenfalls wichtige Nährstoffe.

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Sprechen Sie die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln oder rezeptfreien Arzneimitteln mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem Hausarzt ab.

  • Regelmäßige Bewegung: Sportarten wie Schwimmen, Wandern oder sanfte Workouts helfen, die allgemeine Fitness zu steigern und das Wohlbefinden zu fördern.
  • Schlafhygiene: Ein geregelter Schlafrhythmus, ein beruhigendes Abendritual und das Vermeiden von Bildschirmzeit vor dem Schlafengehen tragen zur Regeneration und mentalen Erholung bei.
  • Psychologische Unterstützung: Gespräche mit Fachleuten oder Selbsthilfegruppen unterstützen, emotionale Belastungen zu verarbeiten und hilfreiche Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
  • Regelmäßige ärztliche Kontrollen: Eine kontinuierliche Überwachung der Schilddrüsenwerte hilft, Anpassungen in der Medikation frühzeitig vorzunehmen und Symptome rechtzeitig zu erkennen.

Fazit

Die Schilddrüse hat einen großen Einfluss auf die psychische Gesundheit. Eine Fehlfunktion führt zu einer Vielzahl psychischer Beschwerden, die das Leben erheblich beeinträchtigen. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Behandlung sind entscheidend, um die psychische und körperliche Gesundheit zu erhalten. Wer an psychischen Beschwerden leidet, sollte daher immer auch die Schilddrüse als mögliche Ursache in Betracht ziehen.


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Stand vom: 25.01.2025

Coverbild: prostock-studio (Canva)


Weiterführende Literatur:

[1] Siegmann, E.-M.; Müller, H. H. O.; Luecke, C.; Philipsen, A.; Kornhuber, J.; Grömer, T. W.: Association of Depression and Anxiety Disorders With Autoimmune Thyroiditis: A Systematic Review and Meta-analysis. In: JAMA Psychiatry. 2018, 01.06. 2018, 75 (6), S. 577-584