Morbus Basedow: Wenn das Immunsystem die Schilddrüse angreift

Asiatische Frau fasst sich mit der Hand an den Hals

Wenn der Körper durch ein Fehlverhalten des eigenen Immunsystems aus dem Gleichgewicht gerät, liegt eine Autoimmunerkrankung vor. Morbus Basedow ist eine solche Krankheit, die vor allem die Schilddrüse betrifft. Die Folge ist eine übermäßige Produktion von Schilddrüsenhormonen, die den gesamten Organismus beeinflusst. Doch wie entsteht diese Krankheit, woran erkennt man sie und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Ursachen und Entstehung von Morbus Basedow

Morbus Basedow ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem irrtümlich die Schilddrüse angreift. Verantwortlich dafür sind sogenannte TSH-Rezeptor-Autoantikörper (TRAK). Diese binden an die Rezeptoren der Schilddrüsenzellen und regen sie zur vermehrten Produktion der Hormone T3 und T4 an. Die genauen Ursachen, warum das Immunsystem diese Fehlsteuerung entwickelt, sind noch nicht abschließend geklärt.
Bekannt ist jedoch, dass genetische Veranlagungen eine Rolle spielen. In Familien, in denen Autoimmunerkrankungen vorkommen, ist das Risiko für Morbus Basedow erhöht. Auch Umweltfaktoren wie starker Stress, Infektionen und das Rauchen können als Auslöser fungieren. Besonders auffällig: Frauen sind etwa 4- bis 10-mal häufiger betroffen als Männer.

Symptome von Morbus Basedow

Die Symptome von Morbus Basedow sind oft vielschichtig, da die Schilddrüsenhormone nahezu alle Organsysteme beeinflussen.

Erste Anzeichen

Häufig beginnen die Beschwerden schleichend. Zu den ersten Symptomen gehören:

  • Nervosität und innere Unruhe: Betroffene fühlen sich überreizt und gestresst.
  • Ungeklärter Gewichtsverlust: Trotz normalem oder gesteigertem Appetit nimmt das Körpergewicht ab.
  • Herzrasen und erhöhter Puls: Diese Symptome treten oft ohne erkennbare Ursache auf.
  • Schlafstörungen: Betroffene wachen häufig auf oder können nicht einschlafen.
  • Wärmeempfindlichkeit und starkes Schwitzen: Auch bei niedrigen Temperaturen reagieren Patient:innen mit Hitzewallungen.
  • Zittern der Hände (Tremor): Ein feines Muskelzittern ist typisch.
Infografik zu Morbus Basedow mit ersten Anzeichen der Erkrankung

Diese ersten Anzeichen von Morbus Basedow sind oft unspezifisch. Leicht verwechseln wir sie mit Stress oder anderen Erkrankungen. Ein frühzeitiges Erkennen ist daher schwierig, aber entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung.

Unser Tipp: Wenn Sie anhaltende Symptome wie unerklärlichen Gewichtsverlust, Herzrasen, übermäßiges Schwitzen oder innere Unruhe bemerken, sollten Sie einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Ein einfacher Bluttest gibt oft schon erste Hinweise auf eine mögliche Schilddrüsenüberfunktion. Je früher Sie eine Diagnose erhalten, desto besser sind die Behandlungsmöglichkeiten.

Langfristige Folgen

Wird Morbus Basedow nicht behandelt, verursacht die Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) schwere gesundheitliche Probleme. Dazu gehören:

  • Endokrine Orbitopathie: Bei etwa der Hälfte der Patient:innen tritt eine Augenbeteiligung auf. Typisch sind hervortretende Augen (Exophthalmus), Druckgefühl, Trockenheit und Sehstörungen.
  • Herz-Kreislauf-Belastung: Die ständige Überstimulation des Herzmuskels kann zu Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz und anderen Komplikationen führen.
  • Psychische Belastungen: Angststörungen, depressive Verstimmungen und allgemeine Erschöpfung treten häufig auf.


Komplikationen bei Morbus Basedow

Eine der schwerwiegendsten Komplikationen ist die thyreotoxische Krise. Dieser Zustand tritt auf, wenn die Hormonwerte extrem ansteigen. Typische Symptome sind hohes Fieber, Herzrasen, Übelkeit, Durchfall und Bewusstseinsverlust. Ohne sofortige Behandlung ist diese Krise lebensbedrohlich.

Darüber hinaus können chronische Organschäden entstehen, insbesondere am Herz und an den Augen. Auch das Risiko für andere Autoimmunerkrankungen wie Diabetes Typ 1 oder rheumatoide Arthritis ist erhöht.

Diagnose

Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse eines Mannes
Diagnose Morbus Basedow – eine genaue Untersuchung ist Voraussetzung zur richtigen Behandlung der Schilddrüsenerkrankung.
Bild: RossHelen (Canva)

Die Diagnose von Morbus Basedow erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus Anamnese, klinischer Untersuchung und Laborwerten. Eine Blutuntersuchung zeigt oft erniedrigte TSH-Werte bei gleichzeitig erhöhten T3- und T4-Werten. Der Nachweis von TSH-Rezeptor-Autoantikörpern (TRAK) gilt als spezifisch für die Erkrankung.

Bildgebende Verfahren wie eine Sonografie oder eine Szintigrafie der Schilddrüsenregion helfen, die Diagnose zu sichern und andere Erkrankungen auszuschließen.

Behandlung von Morbus Basedow

  • Medikamentöse Therapie: Die erste Behandlungsoption ist meist die Gabe von Thyreostatika wie Thiamazol oder Carbimazol. Diese Medikamente hemmen die übermäßige Produktion von Schilddrüsenhormonen. Zur Linderung der Symptome setzt das medizinische Personal Beta-Blocker ein, die Herzrasen und Zittern mindern.
  • Radiojodtherapie: Bei der Radiojodtherapie wird radioaktives Jod verabreicht, das gezielt die überaktiven Schilddrüsenzellen zerstört. Diese Methode ist besonders effektiv, wenn die medikamentöse Therapie nicht ausreichend wirkt oder nicht vertragen wird.
  • Chirurgische Therapie: Eine Operation zur Entfernung der Schilddrüsenanteile wird vor allem dann erwogen, wenn andere Therapien nicht möglich sind oder es zu Komplikationen kommt. Nach einer Operation benötigen die meisten Patient:innen lebenslang Schilddrüsenhormone.
  • Behandlung der endokrinen Orbitopathie: Die Augenbeteiligung erfordert oft eine spezielle Behandlung. Dazu gehören entzündungshemmende Medikamente wie Kortison, künstliche Tränen oder in schweren Fällen chirurgische Eingriffe zur Druckentlastung.

Was Sie selbst tun können

Achten Sie auf Ihre Jodzufuhr. Ist diese erhöht, fördern Sie eine Überfunktion. Allerdings gilt Deutschland als Jodmangelgebiet, und die durchschnittliche tägliche Jodaufnahme liegt bei etwa 120 Mikrogramm – im unteren Normbereich. Diese Menge beeinträchtigt die Behandlung von Morbus Basedow in der Regel nicht. Um die Normwerte zu überschreiten, müssten Sie regelmäßig eine große Menge an jodreichen Lebensmitteln, wie beispielsweise Meeresalgen, konsumieren. Bei einer gesunden und ausgewogenen Ernährung besteht daher kein Grund zur Sorge. Vorsicht ist jedoch bei jodhaltigen Kontrastmitteln geboten, die bei bildgebenden Verfahren wie Röntgen oder Computertomografien verwendet werden. Betroffene sollten vor solchen Untersuchungen unbedingt ihre Erkrankung beim ärztlichen Personal ansprechen.

Das Spurenelement Selen spielt eine wichtige Rolle bei der Behandlung von leichter bis mittelschwerer endokriner Orbitopathie, die sich durch Symptome wie hervortretende Augäpfel und geschwollene Lider äußert. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die tägliche Einnahme von 200 Mikrogramm Selen über einen Zeitraum von 6 Monaten einen deutlichen therapeutischen Effekt erzielt. Dieser Nutzen hält auch noch 6 Monate nach Abschluss der Behandlung an und übertrifft die Wirksamkeit anderer Therapien. Darüber hinaus unterstützt Selen die schnellere Normalisierung der Schilddrüsenwerte. Da nur wenige Lebensmittel nennenswerte Mengen an Selen enthalten, wird es in der Regel in Form von Tabletten supplementiert.

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Sprechen Sie eine Einnahme unbedingt mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem Arzt ab. Um die endokrine Orbitopathie nicht zu verschlimmern, sollten Sie auf Nikotinkonsum verzichten, da Rauchen die Symptome verstärkt.

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Prognose und Langzeitbetreuung

Die Prognose von Morbus Basedow hängt stark vom Zeitpunkt der Diagnose und der gewählten Behandlung ab. Bei früher Erkennung und konsequenter Therapie ist die Erkrankung gut kontrollierbar. Allerdings besteht ein hohes Risiko für Rückfälle, weshalb regelmäßige Kontrollen unverzichtbar sind.
Ein gesunder Lebensstil trägt zur Stabilisierung bei. Stressbewältigung, eine ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf Rauchen sind essenziell.

Neuere Erkenntnisse und Studien

In der aktuellen Forschung stehen gezielte Immuntherapien im Fokus. Diese sollen die TSH-Rezeptor-Autoantikörper direkt blockieren und damit die Ursache der Erkrankung adressieren. Auch die Rolle der Darmflora bei der Entstehung von Autoimmunerkrankungen wird intensiv untersucht. Erste Studien zeigen, dass die Zusammensetzung der Mikrobiota Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben könnte.

Prävention und Selbsthilfe bei Morbus Basedow

Obwohl Morbus Basedow nicht direkt verhinderbar ist, gibt es Möglichkeiten, das Risiko eines Rückfalls zu minimieren. Stressmanagement spielt dabei eine zentrale Rolle. Autogenes Training, Meditation oder Yoga helfen, den Alltag entspannter zu gestalten.
Auch der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen bietet Unterstützung und liefert wertvolle Tipps für den Umgang mit der Erkrankung.

Fazit

Morbus Basedow ist eine ernstzunehmende, aber gut behandelbare Erkrankung. Eine frühe Diagnose und eine individuell angepasste Therapie sind der Schlüssel zu einem stabilen Krankheitsverlauf. Zögern Sie nicht, bei den ersten Anzeichen Ihre Ärztin oder Ihren Arzt aufzusuchen – Ihre Gesundheit liegt in Ihren Händen.


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Stand vom: 18.01.2025

Coverbild: tharakorn arunothai (Canva)